Wurmsalz, geröstete Heuschrecken oder frittierte Mehlwürmer – Rund 2000 essbare Insekten- und Spinnenarten werden weltweit konsumiert. Während die Krabbeltiere in einigen Ländern Lateinamerikas und Asiens schon immer als wichtiger Nährstofflieferant gelten und traditionell auf dem Speiseplan stehen, ist Entomophagie, der Verzehr von Insekten, in Deutschland noch neu.
Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung werden bis 2100 10,9 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Heute sind es 7,7 Milliarden. Um den damit steigenden Nahrungsmittelbedarf zu decken, wies die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, in einem bereits 2013 veröffentlichten Bericht , Insekten als Zukunftsprodukt aus. Denn die Nutzung von Insekten als alternatives Lebensmittel für den menschlichen Verzehr und als Futtermittel in der Viehzucht hat enorme ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Vorteile .
Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind Insekten nicht nur proteinreiche Energielieferanten, sondern auch eine wertvolle Quelle an ungesättigten Fettsäuren und Mikronährstoffen. Laut FAO haben Insekten außerdem eine hohe Futterverwertungseffizienz, dementsprechend können mit der gleichen Anzahl Futtermenge mehr Insekten als andere Nutztiere gezüchtet werden. Durch die Insektenzucht könnten außerdem auch umweltschädiche Treibhausgase eingespart werden. Der im März 2019 veröffentlichte Fleischatlas zeigt, dass Rinder bis zu 100-mal mehr Treibhausgase pro Kilogramm Körpermasse verursachen als Insekten. Aus logistischer Sicht ist der Platz- und Wasserverbrauch vergleichsweise gering. Außerdem sieht die Uno auch wichtige soziale Faktoren: Die Insektenernte- und zucht liefert neue unternehmerische Chancen und eine finanzielle Einkommensquelle für Entwicklungsländer.
Seit im Januar 2018 eine neue Novel Foods-Verordnung der EU verabschiedet wurde, ist es deutlich einfacher Insekten als Lebensmittel zu verkaufen . Eine wachsende Zahl von Start-ups wagt sich an die ungewöhnliche Food-Revolution heran. Von einem Megatrend kann man zwar noch nicht unbedingt sprechen, es gibt aber bereits einige Insekten-Start-ups, die es teilweise sogar schon in die deutschen Supermarktregale geschafft haben.
Diese Start-ups stellen Lebensmittel aus Insekten her:
Das große Krabbeln: 5 innovative Insekten-Startups

Plumento Foods will Insekten-basierte Produkte zu einem alltäglichen Nahrungsmittel machen, um nachhaltige Alternativen zu Protein aus Schlachttierhaltung zu schaffen und somit auch die Umweltbelastung zu reduzieren. Tagliatelle mit proteinreichem Insektenpulver, ein Falafel-Mix aus Grillen, geröstete Mehlwürmer oder Insekten-Kekse – Das Start-up aus Pforzheim kennt sich bereits aus in der Welt der Krabbeltierchen und hat ein vielfältiges Sortiment auf den Markt gebracht. Die Rezeptur der Produkte enthält gemahlenes Pulver aus gefriergetrockneten Buffalo-Larven, Grillen, Mehlwürmern und Seidenraupen. Nach Angaben von Plumento Foods unterliegt die Aufzucht strengen Qualitätskontrollen und es kommen keine Antibiotika, Chemikalien oder Hormone zum Einsatz. Plumento Foods hat bereits erfolgreich mit Metro und NX-Food kooperiert, und die Produkte sind in einigen Metro- und Rewe-Märkten, sowie online bei Amazon, Globus oder DM erhältlich.

Das Kölner Food-Start-up Swarm hat sich ebenfalls auf Lebensmittel aus Insekten spezialisiert, um eine alternative Proteinquelle zu bieten. Sie produzieren Fitnessriegel, die zum Großteil aus Grillen bestehen, die zu einer mehlähnlichen Konsistenz gemahlen und dann zu den Geschmacksrichtungen Frucht, Nuss und Schokolade weiterverarbeitet werden. Die Produktentwicklung dauerte drei Jahre lang, und das Swarm-Team reiste mehrfach nach Thailand in dieser Zeit, denn von dort beziehen sie ihre Grillen. Hinter Swarm stecken die beiden Gründer, Produktdesigner Timo Bäcker und der studierte Betriebswirt und Verhaltensökonom Christopher Zeppenfeld sowie die Ernährungswissenschaftlerin Daniela Falkner, die für ihre Idee im Sommer 2018 mit dem Food Award ausgezeichnet wurden. Die Proteinriegel von Swarm sind bereits in den Supermarktregalen der Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky, Edeka-Südwest und Rewe-Nord zu finden.

Das Team von Bug Foundation hat Deutschlands ersten Insektenburger kreiert. Das Burgerpattie besteht aus rehydriertem Buffalowurm-Sojaprotein. Die Würmchen werden nach Angaben des Herstellers artgerecht und ohne Einsatz von Antibiotika gezüchtet. Den alternativen Burger gibt es bereits deutschlandweit in Supermärkten von Rewe und Tegut, und zum Probieren in insgesamt 49 Hans im Glück-Restaurants.

Das Food-Start-up Isaac Nutrition entwickelt innovative, funktionale Sportlernahrung aus Buffalo-Würmern. Es ist das erste Proteinpulver mit Insektenprotein in Europa, und soll eine natürliche, ökologisch sinnvolle Alternative zu Whey-Protein (Molkeeiweiß) sein. Gemeinsam mit Lebensmitteltechnologen und Ernährungswissenschaftlern der Fachhochschule Münster haben die Gründer von Isaac Nutrition verschiedene Proteinquellen kombiniert, damit die Produkte optimal verträglich sind. Nach Firmenangaben werden die Buffalo-Würmer unter Einhaltung strenger EU-Richtlinien und ohne den Einsatz von Pestiziden, Hormonen oder Antibiotika in den Niederlanden gezüchtet. Das Proteinpulver schmeckt nach Vanille, Kokos oder Kakao. Des Weiteren vertreibt das Start-up reines Insektenmehl, das zum Kochen und Backen verwendet werden kann.

Auch die Gründer des Berliner Start-ups Bearprotein sind überzeugt, dass Insekten in der Zukunft ein selbstverständlicher Teil unserer Esskultur sein werden. Mit dem ersten Insektensnack in Bio-Qualität, einem Bio-Energieriegel, wollen sie ihren Kunden die Vielfalt der Insektenwelt näherbringen. Das Start-up verwendet für die eigenen Produkte Insektenmehl aus biologisch gezüchteten Kurzflügelgrillen. Da in Deutschland die Insektenzucht bisher nicht erlaubt ist, werden die Bio-Snacks auf einer Bio-Insektenfarm in Kanada hergestellt. Nach Angaben des Herstellers wird dabei bewusst auf Kristallzucker, Gluten und Laktose verzichtet. Seit Juli 2018 sind die „Instinct Insektensnacks“ bereits in Filialen der Bio-Company und bei Basic Bio erhältlich. Laut Mitgründer Marcus Fiedrich ist das Insekten-Start-up auch schon mit weiteren großen Bio-Supermarktketten im Gespräch.