Aus Wasserstoff und CO2 nachhaltige Treibstoffe wie Kerosin, Diesel oder Benzin herstellen: Das klingt ein bisschen nach Science-Fiction. Ein deutsches Start-up ist seit 2014 führend in dieser Technologie: Ineratec. Gerade haben die Gründer 20 Mio. Euro von Investoren eingesammelt, mit der sie den Schritt zur industriellen Produktion von so genannten E-Fuels schaffen wollen.
Denn bisher sind die Anlagen noch klein und produzieren überschaubare Mengen. „Wir machen es weltweit im größten Maßstab, der im Moment zur Verfügung steht“, sagte Mitgründer Peter Engelkampf im im Podcast „Die Stunde Null“. „Aber die Vision ist da und wir möchten auch nicht die Kleinen sein.“ Die Karlsruher wollen den „Power-to-liquid Markt mit anführen und auch die größten Anlagen mit bauen.“
Die von Ineratec gebauten Anlagen passen in einem Container und sind dadurch leicht transportierbar. „Das wird möglich, weil wir die kompakteste Technologie der Welt haben“, sagte Engelkamp. Die Anlagen produzieren 350 Tonnen Kraftstoff pro Jahr. „Wir wissen, dass die Anlagen noch größer werden müssen, denn mit 350 Tonnen kann ich die Welt nicht nachhaltig machen.“ Das frische Geld der Investoren fließt in eine Pionieranlage in Höchst bei Frankfurt am Main, die 2023 in Betrieb gehen soll. Dort soll einmal die Zehnfache Menge – 3500 Tonnen oder 4,6 Millionen Liter – an synthetischen Kraftstoffen pro Jahr hergestellt werden. 30 Mio. Euro werden dafür investiert.
Für den Umbau zur Klimaneutralität braucht man allerdings ganz andere Mengen. „Das sind Zahlen, die man sich eigentlich nicht vorstellen kann“, sagte Engelkamp. Der Straßenverkehr werde zwar überwiegend elektrifiziert, aber viele Branchen seien auf synthetische Kraftstoffe angewiesen. „Alles was heute mit fossilen Energieträgern angetrieben wird, muss in Zukunft entweder elektrifiziert werden oder es muss über erneuerbare Kraftstoffe betrieben werden. Und es gibt Bereiche wie Flugverkehr, Schiffsverkehr, Schwerlastverkehr und die Chemiebranche, die kann man nicht so leicht elektrifizieren. Und genau in diesen Bereichen werden wir den fossilen Kraftstoff komplett ersetzen müssen. Das sind Mengen, die gigantisch sind“, so Engelkamp.
Interatec, 2018 mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet, hat Engelkamp zusammen mit Tim Böltken, Paolo Piermartini und ihrem Professor Peter Pfeifer gestartet, als Ausgründung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Das chemische Verfahren ist im Grunde seit langem bekannt. Interatec ist es gelungen, das Ganze zu geringen Kosten in Anlagen in herkömmlichen Frachtcontainer zu bauen. Außerdem wird für die Herstellung nur Wasserstoff aus erneuerbaren Energien genutzt.
Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,
- welche Noten Engelkamp in Chemie im Gymnasium hatte,
- ob auch Autos mit dem von Ineratec produzierten Diesel fahren können,
- ob Robert Habeck bei Ineratec schon vorbeigeschaut hat.
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