Wo soll das Gas ankommen?
Die Bundesregierung hat insgesamt vier schwimmende LNG-Terminals angemietet, die bereits schnell zum Einsatz kommen können. Zwei davon gehen bereits in diesem Winter in Wilhelmshaven und Brunsbüttel an den Start – Spezialschiffe, die Flüssiggas aufnehmen, regasifizieren und ins Netz einspeisen können. Sie werden de facto im Auftrag des Bundes von den Energieversorgern Uniper und RWE betrieben und haben eine jährliche Kapazität von maximal 12,5 Milliarden Kubikmetern regasifizierten Erdgases im Jahr – etwa ein Achtel des deutschen Gasverbrauchs. Ab 2023 sollen drei weitere schwimmende Terminals in Stade, Wilhelmshaven und Lubmin eingesetzt werden, was die Kapazität dann noch einmal mindestens verdoppeln würde.
Darüber hinaus ist in Deutschland für die kommenden Jahre der Bau mehrerer stationärer LNG-Terminals geplant – auch sie sind an den Standorten Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven vorgesehen. Die Bundesregierung beteiligt sich über die KfW-Bankengruppe an dem Bau dieser Terminals, von denen jedes eine Kapazität von etwa 13 Milliarden Kubikmeter haben dürfte. Da Deutschland das Ziel verfolgt, klimaneutral zu werden, sollen die Anlagen auch für die Lieferung und Verarbeitung von Wasserstoff oder davon abgeleiteten Produkten wie Ammoniak ausgelegt werden.
Woher soll das LNG geliefert werden?
Seit der Start der ersten Anlagen feststeht, werden laufend Verträge abgeschlossen, mit denen die Lieferung von Flüssiggas in den kommenden Monaten und Jahren sichergestellt werden soll. Uniper und RWE, also die Betreiber der ersten schwimmenden Terminals verfügen über Verträge mit Lieferanten aus etwa 20 Ländern, darunter vor allem die großen LNG-Produzenten wie die USA, Australien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman oder Kanada.
Dazu gehört auch das aktuelle Abkommen mit Katar, bei dem der US-Konzern Conoco-Philips als Käufer auftritt, das LNG an die deutsche Nordseeküste verschifft und dort an Uniper und RWE verkauft. Allerdings soll dieses Gas erst ab 2026 geliefert werden, geplant ist ein Volumen von knapp drei Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Da eine stationäre Anlage damit nur zu einem Drittel ausgelastet wäre, wird damit gerechnet, dass weitere Verträge mit Katar abgeschlossen werden, vermutlich auch direkt von RWE und Uniper.
Bereits im September hat RWE mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) des Emirats Abu Dhabi einen Vertrag für die Lieferung von 137.000 Kubikmetern Flüssiggas bis Ende Dezember nach Brunsbüttel abgeschlossen. Die LNG-Menge entspricht nach Unternehmensangaben gut 82 Millionen Kubikmetern Erdgas in regasifizierter Form. Das Abkommen soll den Auftakt für weitere Transporte bilden, die ab dem Jahr 2023 beginnen könnten. „Die beiden Unternehmen haben ein Memorandum of Understanding für langjährige LNG-Lieferungen nach Deutschland unterzeichnet“, heißt es bei RWE.
RWE verfügt zudem schon über ein vorläufiges Lieferabkommen für LNG aus Port Arthur im US-Bundesstaat Texas für einen Zeitraum von 15 Jahren.
Der zweite Betreiber der schwimmenden Terminals an der Nordseeküste Uniper gab im September einen langfristigen Liefervertrag mit dem Energiehändler Woodside bekannt. Pro Jahr soll ab 2023 im Rahmen dieses Abkommens LNG geliefert werden, dass sich zu einer Milliarde Kubikmeter Erdgas regasifizieren ließe. Der Vertrag schließt an bisherige Lieferverträge an, mit denen Uniper andere Länder mit LNG versorgt hatte, nun soll auch Deutschland zu den Empfängern gehören, das bisher keine eigenen Terminals hatte.
Wie wird das Gas in Deutschland weitergeleitet?
Die drei Standorte für die geplanten stationären LNG-Terminals, also Stade, Wilhelmshaven und Lubmin, werden jeweils an die überregionalen Gasnetze angebunden. Die Leitung von Wilhelmshaven zum Anschlusspunkt Etzel ist 26 Kilometer lang, die entsprechenden Rohre sind nach Angaben des Gasnetzbetreibers Open Grid Europe bereits verlegt worden. Die Leitung soll zu Beginn zehn Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr transportieren können.
In Stade soll das Gas ins Netz des niederländischen Betreibers Gasunie eingespeist werden, wofür die entsprechende Anbindung ausgebaut werden muss. Vom Hafen Brunsbüttel aus hat Gasunie in einem ersten Schritt bereits eine drei Kilometer lange Leitung fertiggestellt, mit der das Terminal an das europäische Fernleitungsnetz angeschlossen wird. Um das volle Volumen der neuen Anlagen bedienen zu können, baut das Unternehmen an einer 55 Kilometer langen Energietransportleitung ins schleswig-holsteinische Hetlingen. Sie soll im Dezember 2023 in Betrieb genommen werden.