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Innovativste Unternehmen Warum Porsche eigene Motoren für E-Bikes entwickelt

CEO Jan  Becker und ein E-Bike, das mit einem Fazua-Antrieb bestückt ist
CEO Jan Becker und ein E-Bike, das mit einem Fazua-Antrieb bestückt ist
© Constantin Mirbach
Porsche schaut sich nach neuen Wachstumsfeldern um und ist dabei auf das Geschäft mit E-Bikes gestoßen. Mt dem Start-up Fazua entwickelt der Sportwagenhersteller nun eigene E-Bike-Antriebe

Wie von Geisterfüßen bewegt kreisen die Pedale im Testlabor: stundenlang, tagelang, wochenlang. Sechs blanke Fahrradrahmen sind in einem Versuchsaufbau montiert, davor jeweils ein Laptop. „Wir prüfen alle Komponenten auf ihre Zuverlässigkeit“, erklärt Fabian Menz. Der Leiter des Labors spricht über Elektromotoren, Getriebe und Steuerelemente, die eine Etage höher zusammengebaut werden. Ab und zu kommt Menz dazu, die Technik in den Voralpen selbst auszuprobieren. „Das macht am meisten Spaß.“

Früher konstruierte Airbus in dem Gebäude im Gewerbegebiet von Ottobrunn bei München Raketentriebwerke. Nun treibt Porsche hier die Entwicklung leichter und leistungsfähiger E-Bike-Antriebe voran. Schon früher tüftelte man im Konzern an Digitallösungen für Elektroräder. Es gibt sogar ein eigenes Modell im Porsche-Design, doch der Motor stammt von Shimano. Künftig wollen die Zuffenhausener ihre Räder mit eigenen Antrieben ausstatten und ins lukrative Geschäft mit anderen Fahrradherstellern einsteigen. „Wir glauben, dass der Markt weiterhin stark wächst“, sagt Jan Becker, Chef der neuen Konzerntochter Porsche eBike Performance.

Gesteuert wird die Offensive aus Ottobrunn, wo das Start-up Fazua (bayerisch für „Fahr zu!“) 2017 begann, Antriebe für E-Bikes zu bauen. Das Geschäft läuft glänzend: 2023 soll sich die Absatzmenge verdreifachen auf eine knapp sechsstellige Zahl. Im August übernahm Porsche die Firma mit rund 165 Mitarbeitern im Rahmen eines Joint Ventures – und dazu einen weiteren E-Bike-Spezialisten aus Kroatien. Becker hat es eilig: Das erste reinrassige Porsche-Elektrorad soll in drei bis vier Jahren auf den Markt kommen. „Wir haben nicht die Kapazitäten, selbst so schnell ein Produkt zu entwickeln“, sagt der Manager. Deshalb sollen die Experten im Konzern und in den Start-ups ihr Know-how zusammenwerfen.

Den Spirit, der Fazua erfolgreich gemacht hat, will Becker erhalten. Die Entwickler arbeiten – sofern sie nicht über ganz Europa verteilt am Rechner sitzen – an Holztischen in einem Büro mit bepflanzten Raumtrennern. Im Treppenhaus jongliert ein Pizzabote seine Kartons in den ersten Stock, wo gerade eine Gruppe Mittzwanziger an einem großen Tisch über „User Storys“, „Backlogs“ und „Sprints“ diskutiert. „Hier können wir auch mal in dynamischeren Formaten arbeiten als in der Zentrale“, sagt Becker, der zwischen Zuffenhausen und Ottobrunn pendelt. Zugleich halten bei dem Start-up Prozesse Einzug, die sich bei Porsche bewährt haben. „Wir definieren gerade die goldene Mitte.“

Unterdessen wird die Entwicklung des Porsche-Antriebs mit Höchstgeschwindigkeit vorangetrieben. Deshalb die Tests, die Sprints, die Pizza. Demnächst sollen die ersten Musterbauteile im 3D-Drucker entstehen. Und sobald die Tests im Keller brauchbare Ergebnisse geliefert haben, werden erste Prototypen mit dem neuen System bestückt.

Dann darf Testchef Fabian Menz wohl wieder selbst mal seine Runden im Freien drehen – zum ersten Mal auf einem Rad mit Porsche-Herz.

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