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Volkswagen-Krise So wollen die Arbeitnehmer 1,5 Mrd. Euro bei VW einsparen

IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger und die Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Pressekonferenz
IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger und die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo wollen Entlassungen und Werksschließungen bei VW vermeiden
© Alicia Windzio/dpa / Picture Alliance
Der Streit um die harten Sparpläne bei VW geht in eine neue Runde. Gewerkschaft und Betriebsrat gehen in die Offensive und bieten Einsparungen in Milliardenhöhe ohne Personalabbau und Werksschließungen an

Bei Volkswagen sind IG Metall und Betriebsrat auch zu Gehaltsverzicht bereit, um die Kosten zu senken und so Werksschließungen und Entlassungen zu verhindern. Das sieht ein eigenes Zukunftskonzept vor, das die Arbeitnehmervertreter am Tag vor der nächsten Tarifrunde am Mittwoch vorgestellt haben. Das Gesamtkonzept ermögliche eine Entlastung bei den Arbeitskosten um rund 1,5 Mrd. Euro, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger. „1,5 Mrd. Euro, die wir auf den Verhandlungstisch legen.“ 

Im Gegenzug verlangen IG Metall und Betriebsrat Garantien für Standorte und Beschäftigung. Die von VW im September gekündigte Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigen bisher ausschließt, müsse wieder in Kraft gesetzt werden – sowohl für die sechs westdeutschen Werke mit 125.000 Mitarbeiter in Niedersachsen und Hessen als auch für die drei Standorte in Sachsen.

Konkret angeboten wird, die nächste Tariferhöhung befristet als Arbeitszeit in einen Zukunftsfonds einzubringen und vorerst nicht auszuzahlen. Das ermögliche flexible Arbeitszeitkürzungen ohne Personalabbau. Maßstab solle dabei der jüngste Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie sein, der eine Erhöhung um insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen bis 2026 vorsieht.

„Gegenmodell zum Kahlschlag-Plan“

„Weil nachhaltige Lösungen hermüssen, gehen wir nun in die Offensive und legen ein Lösungskonzept vor“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo bei der Vorstellung des Konzepts in Wolfsburg. „Es ist ein Gegenmodell zum Kahlschlag-Plan des Vorstandes, der Zukunft verhindert statt schafft.“ Bei dem eigenen Plan handel es sich dagegen um einen Plan, „der ohne Werksschließung und ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommt“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger.

Cavallo sprach von einem „Masterplan, der die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens dauerhaft sicherstellt“. Einem Personalabbau verschließe man sich dabei nicht grundsätzlich. Er müsse aber sozialverträglich erfolgen. Und: Auch das Management solle auf Boni verzichten und in den geforderten Fonds zur Zukunftssicherung einbringen. „Die Probleme, die wir haben, sind nicht durch die Beschäftigten verursacht, die Probleme lassen sich nicht alle durch Arbeitskosten lösen“, sagte Gröger. 

VW will Löhne kürzen

Das Gesamtkonzept will die IG Metall am Donnerstag bei der Tarifrunde „auf den Tisch legen“, kündigte Gröger an. Volkswagen fordert bisher eine pauschale Lohnkürzung um zehn Prozent. Zudem stehen Werkschließungen und Personalabbau im Raum. „Jetzt hat es VW in der Hand, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen und zügige Lösungen zu ermöglichen“, sagte Gröger. „Andernfalls würde der Tarifpartner mutwillig eine Eskalation provozieren.“

Das wolle man vermeiden, fügte Gröger hinzu. Ziel sei es, bis Weihnachten zu einer Einigung zu kommen. „Aber wir sagen ebenso klar: Die Belegschaft ist kampfbereit, die Vorbereitungen laufen.“ Die Friedenspflicht bei Volkswagen läuft noch bis Ende November. Ab 1. Dezember sind Warnstreiks möglich.

Volkswagen-Personalvorstand Gunnar Kilian sagte, das Unternehmen begrüße, dass die Arbeitnehmervertreter sich offen für Maßnahmen bei den Arbeitskosten und Kapazitätsanpassungen zeigten. Das unterstreiche, dass die Einschätzung der ernsten Lage der Kernmarke Volkswagen geteilt werde. VW werde die Vorschläge der Arbeitnehmer dahingehend prüfen, ob diese einen ausreichenden Beitrag zu den Einsparungen leisteten. „Für die Volkswagen AG steht unverändert die nachhaltige Erreichung des finanziellen Ziels und damit die Wettbewerbsfähigkeit im Mittelpunkt. Aus diesem Grund lassen sich Werksschließungen weiter nicht ausschließen.“

Volkswagen hatte sich Ende 2023 mit dem Betriebsrat auf ein 10 Mrd. Euro schweres Sparprogramm geeinigt. Betriebsratschefin Daniela Cavallo sagte, inzwischen habe sich das Sparziel auf 17 Mrd. Euro erhöht. Auch Finanzchef Arno Antlitz hatte bei der Vorlage der Quartalszahlen erklärt, dass höhere Einsparungen nötig seien, jedoch keine Zahl genannt. Zu schaffen machen dem Unternehmen unter anderem die schwächere Nachfrage nach Autos in Europa und die Flaute in China.

dpa/rtr/kb

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