Donald Trump verliert keine Zeit. Nach seinem triumphalen Wahlsieg geht es ans Eingemachte: die richtigen Leute für seine zweite Amtszeit zu finden.
In den langen Monaten des Wahlkampfs hatte Trump immer wieder Namen von Personen fallen lassen, die seiner Ansicht nach „einen großartigen Job“ in einer Regierung machen würden. Sein Übergangsteam hat bereits damit begonnen, potenzielle Kandidaten für Schlüsselpositionen im Kabinett und im Weißen Haus zu prüfen. Eine Eigenschaft steht in dem Auswahlprozess über allen anderen: Loyalität zu Trump.
Donald Trump setzt bei Kabinettsposten auf Loyalität
In seiner ersten Amtszeit hatte sich Trump noch überwiegend mit altgedienten Republikanern, Washingtoner Insidern und ehemaligen Generälen umgeben. Darunter Persönlichkeiten wie sein ehemaliger Stabschef John Kelly, der Nationale Sicherheitsberater John Bolton, Justizminister William Barr oder auch sein Vizepräsident Mike Pence. Es waren diese Leute, die zumindest einen gewissen Widerstand gegen Trumps schlimmste Instinkte leisteten – und die heute in schärfsten Tönen vor ihrem alten Chef warnen.
Solche Leute wird es in seiner zweiten Amtszeit nicht geben. Trump plant jede Ebene in seiner Regierung mit Loyalisten besetzen, die ihm keine Grenzen setzen werden.
Diese fehlenden Leitplanken werden das Schicksal der amerikanischen Demokratie bestimmen, warnt US-Politologe Eric Schickler im Gespräch mit dem Stern. „Man muss sich das so vorstellen: Das Einstellungskriterium ist nicht mehr Kompetenz oder Parteizugehörigkeit. Es zählt allein die Frage, bist du loyal zu Trump?“
In seinem Loyalitätskabinett setzt Trump auf eine Mischung aus erfahrenen Verbündeten wie seine Kampagnenleiterin Susie Wiles und Berater Stephen Miller. Zudem dürfte sich eine Reihe unkonventioneller Kandidaten von Superwahlkämpfer Elon Musk bis Seitenwechsler Robert F. Kennedy über einen Platz an Trumps Tisch freuen.
Das Trump-Kabinett
Tulsi Gabbard, die Donald Trump jetzt zur obersten US-Geheimdienstchefin machen will, fand es plausibel, womit Russland 2022 seine Ukraine-Invasion unter anderem rechtfertigte. Dort gebe es Dutzende von den USA finanzierte Biolabore zur Herstellung tödlicher Biowaffen, die gegen Russland eingesetzt werden könnten, führte Moskau als einen der Hauptgründe an. Gabbard versuchte später zurückzurudern. Dennoch wird ihr eine Russand-Nähe unterstellt. Auch frühere geheime Treffen Gabbards mit dem syrischen Präsidenten, einem engen Verbündeten von Russland und dem Iran, haben bei ihren Kritikern die Alarmglocken schrillen lassen.
Brendan Carr soll Vorsitzender der Telekommunikations-Aufsicht FCC werden. Carr sei „ein Kämpfer für die freie Meinungsäußerung“, sagte Trump in einer Erklärung. „Er wird den regulatorischen Angriff beenden, der Amerikas Arbeitsplatzschaffende und Innovatoren lähmt, und dafür sorgen, dass die FCC dem ländlichen Amerika hilft.“ Carr ist ein langjähriges Mitglied der Kommission. Er wurde bereits drei Mal einstimmig vom Senat bestätigt und sowohl von Trump als auch von Präsident Joe Biden für die Kommission nominiert.
Chris Wright ist ein erfahrener Öl- und Gasmanager des von ihm gegründeten Öl-Dienstleisters Liberty Energy. Der designierte Energieminister leugnet den Klimawandel: „Es gibt keine Klimakrise, und wir befinden uns bei der Energie auch nicht in einem Umbruch“, sagte er noch 2023 in einem Linkedin-Video. 2019 machte er Schlagzeilen, weil er vor laufender Kamera Fracking-Flüssigkeit getrunken haben soll (Foto, rechts). Damit wollte er beweisen, dass sie unschädlich ist.
In den Vorwahlen kandidierte Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota, noch gegen Trump, wechselte dann aber schnell in sein Lager. Der millionenschwere Software-Unternehmer soll den Posten des Innenministers übernehmen. Zusätzlich wird er als Leiter des neuen „Energierats“ eine Art Öl- und Energieminister werden.
Robert F. Kennedy, Neffe des früheren Präsidenten John F. Kennedy, ist für das Amt des Gesundheitsministers vorgesehen. Im Wahlkampf warb er, ein Abtreibungsgegner, Impfleugner und bekannter Verschwörungstheoretiker, mit Plänen, Fluoride aus dem Trinkwasser zu entfernen.
Trump hat angekündigt, die New Yorker Abgeordnete Elise Stefanik zur UN-Botschafterin zu machen. „Elise ist eine unglaublich starke, zähe und kluge Kämpferin für Amerika“, so der designierte Präsident. Die 40-jährige Stefanik gilt seit langem als eine von Trumps treuesten Verbündeten im Repräsentantenhaus.
Elon Musk war Trumps Superwahlkämpfer. Dafür wird er zusammen mit Vivek Ramaswamy mit der Leitung einer neu gegründeten „Abteilung für Regierungseffizienz“ belohnt. Noch ist unklar, wie diese Behörde konkret aussehen wird. Fest steht: Der reichste Mann der Welt könnte künftig die Regulierungsbehörden regulieren – ein Interessenskonflikt ohnegleichen.
Der frühere US-Geheimdienstkoordinator John Ratcliffe soll Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA werden. Der Texaner war bereits in Trumps erster Amtszeit Geheimdienstkoordinator und geriet damals in die Kritik. Vorwurf: Er würde seine Position für politische Zwecke missbrauchen.
Karoline Leavitt wird nächste Pressesprecherin im Weißen Haus – die öffentlichkeitswirksamste Position im Kabinett. Bislang arbeitete die 27-Jährige in gleicher Funktion für Trumps Wahlkampagne. In seiner ersten Regierung war sie bereits stellvertretende Pressesprecherin.
Zu den am häufigsten genannten Kandidaten für den Vorsitz der amerikanischen Notenbank Fed gehört Kevin Hassett, der unter Trump bereits Chefvolkswirt war. Im Wahlkampf hat Trump oft betont, dass er als Präsident mehr Mitspracherecht bei geldpolitischen Entscheidungen erhalten will. Ein Zeichen, dass die Unabhängigkeit der Federal Reserve in Gefahr geraten könnte. Die Amtszeit des derzeitigen Fed-Präsidenten Jerome Powell dauert noch bis zum Mai 2026.
South Dakotas Gouverneurin Kristi Noem wird Heimatschutzministerin. Die 52-Jährige bekommt somit die Aufsicht über die Einwanderungs- und Grenzschutzbehörde. Noem machte Schlagzeilen, als sie in ihrem Buch schilderte, wie sie ihren angeblich „nicht erziehbaren“ Jagdhund eigenhändig erschoss.
Einst Gegner im Wahlkampf 2016, werden Trump und Marco Rubio bald eng zusammenarbeiten. Der designierte Präsident nominierte den Senator aus Florida als Außenminister. Rubio hat sich in der Vergangenheit kritisch über die amerikanische Unterstützung der Ukraine geäußert.
Für das Amt des Justizministers nominiert Trump den Rechtsaußen-Politiker Matt Gaetz. Der 42-jährige Abgeordnete aus Florida gilt als einer der getreuesten Gefolgsleute des Rechtspopulisten, der ihn in Strafverfahren und den gegen ihn gerichteten Amtsenthebungsverfahren vehement unterstützte. Der Abtreibungsgegner zählt zu den Ultraradikalen und verbreitet Verschwörungstheorien.
Trump will den wichtigen Posten des Nationalen Sicherheitsberaters mit dem Abgeordneten Mike Waltz besetzen. Der 50-jährige Kriegsveteran gilt als Verfechter eines harten Kurses gegenüber China und fordert ein Umdenken bei der amerikanischen Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland.
Pete Hegseth ist vor allem Zuschauern des rechtskonservativen TV-Senders Fox News bekannt und war einst selbst Soldat, bringt aber keine Politik-Erfahrung mit. Trotzdem nominierte Trump den Fernsehmoderator überraschend zum Verteidigungsminister – in Zeiten großer internationaler Spannungen und militärischer Konflikte.
In Trumps erster Amtszeit hatte sich Richard Grenell als US-Botschafter in Deutschland mit seiner offenen Unterstützung für rechte Parteien wenig Freunde gemacht. Trump hingegen bezeichnet ihn als „Superstar“. Der einflussreiche außenpolitische Berater ist nun als Außenminister oder Nationaler Sicherheitsberater im Gespräch.
Bei der noch offenen Besetzung des wichtigen Postens des Finanzministers gibt es ein Duell zwischen Scott Bessent (im Bild) und Howard Lutnick, Co-Leiter von Trumps Übergangsteam. Bessent wurden bisher bessere Chancen eingeräumt, da er beim Thema Zölle etwas moderater ist. Nun hat sich Elon Musk allerdings für Lutnick ausgesprochen. Dieser würde „wirklich einen Wandel vollbringen“, schrieb der Milliardär auf seinem Kurznachrichtendienst X.
Sie ist die erste Frau auf diesem Posten: Susie Wiles wird künftige Stabschefin im Weißen Haus. Wiles – besser bekannt als „die Ice Lady“ – gilt als eine der angesehensten und gefürchtetsten politischen Strateginnen des Landes. Die 67-Jährige war das Mastermind hinter Trumps triumphalen Sieg.