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Konjunktur „Swiftonomics“: Taylor-Swift-Effekt auch in Deutschland messbar

Taylor Swift auf der Bühne
Seit März 2023 ist US-Popstar Taylor Swift auf Welttournee – und stoppte in diesem Juli auch in Gelsenkirchen, Hamburg und München
© Forum / IMAGO
US-Superstar Taylor Swift hat auch hierzulande die Wirtschaft bewegt. Ihre Deutschland-Konzerte sorgten im Gastgewerbe für gestiegene Umsätze – teils mehr als 100 Prozent

Taylor Swift ist längt ein Mega-Star. Zum Abschluss des Europa-Teils ihrer „Eras“-Tour spielte die US-Sängerin noch fünf Mal im Londoner Wembley-Stadion, bevor es mit ihren Auftritten dann im November in Kanada weitergeht. Rund um den Globus ist ihr Einfluss spürbar, sogar wirtschaftlich. Wo auch immer Swift Station macht, die „Swifties“, wie ihre Fans sich selbst nennen, folgen ihr – und spülen damit dem Gastgewerbe in den Tour-Städten ordentlich Geld in die Kassen.

So geschehen auch bei den deutschen Tourstopps in Gelsenkirchen, Hamburg und München. In diesen drei deutschen Städten spielte Swift im Juli insgesamt sieben Konzerte, und überall profitierten Hotels und Restaurants. Das zeigt eine nicht repräsentative Auswertung des Zahlungsdienstleisters Mastercard.

Umsatzboom in Gelsenkirchen

In den Tour-Städten verzeichneten Unterkünfte und Gastronomiebetriebe wie Restaurants, Food Trucks und Bars während der Konzerttage einen sichtbaren Umsatzanstieg bei Mastercard-Zahlungen. Am deutlichsten zeigt sich das in Gelesenkirchen, wo Swift gleich drei Mal auftrat: Im Jahresvergleich zahlten Gäste in diesem Zeitraum ganze 171 Prozent mehr für Unterkünfte. Im gastronomischen Bereich haben Kunden nahezu doppelt so viel ausgegeben wie sonst.

Swiftonomics: So stark profitiert Gelsenkirchen vom Hype um Taylor Swift

So stark profitiert Gelsenkirchen vom Hype um Taylor Swift

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In Hamburg und München, wo die Preise aufgrund der touristischen Attraktivität insgesamt höher sind, gab es an den je zwei Konzerttagen ebenfalls Steigerungen: In Hamburg wurden 9 Prozent mehr für Übernachtungen ausgegeben, 15 Prozent mehr in der Gastronomie. In München steigen die Umsätze des Beherbergungsgewerbes um 43 Prozent, die der Gaststätten um 3 Prozent.

US-Ökonomen haben dieses Phänomen längst „Swiftonomics“ getauft. Allerdings werde das Thema etwas größer gemacht als es sei, erklärte Ökonom Felix Herrmann Capital schon zu Jahresbeginn. Die „Swiftonomics“ seien in Wahrheit sogenannte „displacement spendings“ – eine zeitliche und regionale Häufung von Konsumausgaben. Menschen zögen also ihren Konsum zeitlich vor, wenn sie mehrere hundert Euro für Tickets, Hotel und Restaurants zahlen. Dafür gäben sie den Rest des Jahres über weniger aus. 

„Swiftonomics“: Global betrachtet ein Nullsummenspiel

Damit strukturschwache Regionen wie das Ruhrgebiet mit Gelsenkirchen dauerhaft profitieren, müssten Investitionen vor Ort getätigt werden. Wenn Gelsenkirchener ihre Einnahmen selbst für Konsum ausgeben, was die Regel ist, dann ist nichts gewonnen. Letztlich wäre dies also nur eine regionale Häufung von Konsumausgaben –  die dann an anderer Stelle fehlten. Das gelte auch für ausländische Besucher, deren Konsumausgaben immerhin die deutsche Außenhandelsbilanz beeinflussen. Dafür würden die Konsumausgaben dann in ihrer Heimat ausfallen.

Letztlich sei das global betrachtet daher auch ein Nullsummenspiel. „Diese zeitliche und regionale Umverlagerung von ökonomischen Effekten ist nichts, wo man als Ökonom drauf schaut, und sagt: ‚Oha, hier spielt sich etwas ganz Besonderes ab‘“, sagt Herrmann. „Das ist allenfalls ein nettes Partythema.“ 

Dass Konzerte wie die von Taylor Swift überhaupt so signifikante Umsätze für das Bruttoinlandsprodukt erzielen, liegt auch an einem Effekt, den Ökonomen als „Funflation“ bezeichnen. Viele Menschen kämpfen mit steigender Inflation und Reallohnverlusten. Gleichzeitig sitzen sie auch zwei Jahre nach den gröbsten Corona-Beschränkungen auf Ersparnissen aus dieser Zeit. Diese wollen sie allerdings nicht für Lebensmittel oder Miete ausgeben, sondern für Dinge, die sie in dieser Zeit vermisst haben – wie zum Beispiel Konzerte oder Reisen.

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