Atomwaffenstützpunkte in Europa
Wie viele Atomwaffen der USA noch in Deutschland lagern, ist offiziell nicht bekannt. Angaben dazu gibt es unter Verweis auf Sicherheitsregeln der Nato weder von der Bundesregierung noch vom Pentagon, wie die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages im Januar 2022 festhielt. Auch hier wurde auf Informationen der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) verwiesen. Laut dem Bündnis von Nichtregierungsorganisationen, das 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, sollen noch bis zu 20 atomare Sprengköpfe der USA in Deutschland stationiert sein – und zwar alle an einem Standort, dem Fliegerhorst Büchel.
Der Fliegerhorst Büchel der deutschen Luftwaffen liegt in der Verbandsgemeinde Ulmen in Rheinland-Pfalz. Dort sollen laut ICAN bis zu 20 Bomben vom Typ B61 lagern. „Jede dieser Bomben hat eine maximale Sprengkraft, die mit der von 13 Hiroshima-Bomben vergleichbar ist“, informiert die Organisation. Seit 1984 würden Tornado-Kampfflugzeuge der Bundeswehr als mögliche Träger der Atomwaffen bereitstehen und die Piloten regelmäßig den Ernstfall trainieren.
2005 sollen noch rund 150 US-Atomsprengköpfe in Deutschland stationiert gewesen sein, wie die Wissenschaftlichen Dienste unter Berufung auf eine andere Quelle berichtete. „Von den Militärstützpunkten in Memmingen (Bayern) und Nörvenich (NRW) wurden US-Atomsprengköpfe mittlerweile abgezogen“, hieß es.
Europaweit sind laut ICAN noch rund 180 US-Atombomben des Typs B61 stationiert. Sie sollen sich unter anderem auf dem Militärflugplatz Kleine Brogel in Belgien befinden. Das Areal ist ein Stützpunkt der Nato und Berichten zufolge seit Mitte der 80er Jahre Heimat von US-Atomsprengköpfen.
Die taktischen Atombomben sollen auch auf dem Militärflugplatz Volkel in den Niederlanden stationiert sein. 2013 bestätigte der ehemalige niederländische Premierminister Ruud Lubbers in einer TV-Dokumentation ihre Existenz. Er habe davon bereits 1963 gehört, als er für die Air Force in Volkel gearbeitet habe. „Ich hätte nie gedacht, dass diese dummen Dinger 2013 immer noch dort sein würden“, zitierte die BBC aus der Dokumentation. Laut dem Bericht hatte bis dato kein anderer derart hochrangiger Politiker die Stationierung der Atomwaffen in den Niederlanden bestätigt.
Die USA haben ICAN zufolge in Italien an gleich an zwei Standorten Atombomben stationiert. Sie sollen sich in der norditalienischen Gemeinde Aviano befinden. Der dortige Militärflugplatz wird seit den 50er Jahren von der US-Luftwaffe genutzt. Ebenfalls in Norditalien liegt der zweite angebliche Atomstandort, der Militärflugplatz Ghedi. „Auch in Incirlik in der Türkei sind US-Atombomben stationiert. Aus Griechenland und Großbritannien wurden die B61-Bomben bis 2008 abgezogen“, heißt es bei ICAN.
Frankreich verfügte laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri 2023 über 280 einsatzbereite Atom-Sprengköpfe. Mehr konnten nur die USA und Russland vorweisen. „Die meisten dieser Sprengköpfe sind für U-Boot-gestützte ballistische Raketen vorgesehen. Eine zweite, luftgestützte Komponente besteht aus nuklearen Marschflugkörpern, die von einigen Dutzend Kampfflugzeugen eingesetzt werden können“, hieß es 2023 in einem Artikel der Stiftung Wissenschaft und Politik. Als Standorte gelten Luxeuil-les-Bains, Istres sowie l'Île-Longue (Foto). Die einzige Atommacht der Europäischen Union will ihr Nukleararsenal ausbauen.
Die Stockholmer Friedensforscher attestierten dem Vereinigten Königreich unverändert 225 einsatzfähige Sprengköpfe. Auf diese Obergrenze hatte sich die Regierung 2010 festgelegt. 120 atomare Sprengköpfe während demnach sofort einsatzbereit, 105 sollen eingelagert sein. Das Vereinigte Königreich setzt als einzige Atommacht ausschließlich auf seegestützte Systeme. „Vier Atom-U-Boote der Vanguard-Klasse sind im schottischen Faslane-on-Clyde stationiert. Jedes U-Boot kann mit maximal 16 Trident-(Dreizack) Interkontinental-Raketen bestückt werden“, berichtete „Zeit Online“ im Sommer 2023.