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Regulierung So trifft Pekings Vorgehen Chinas Tech-Milliardäre

Nach Pekings Regulierungsmaßnahmen gegen private Bildungsanbieter haben chinesische Techaktien herbe Verluste eingefahren
Nach Pekings Regulierungsmaßnahmen gegen private Bildungsanbieter haben chinesische Techaktien herbe Verluste eingefahren
© IMAGO / VCG
Chinas Techkonzerne haben zurzeit einen schweren Stand. Wegen drohender Regulierungsmaßnahmen gehen Investoren auf Distanz. Für die Chefs der Internetriesen macht sich das auch finanziell bemerkbar

Chinas Superreiche bekommen die massive Regulierungswelle Pekings zu spüren und sind nun weniger superreich. Seit November vergangenen Jahres erhöht die Staats- und Parteiführung Schritt für Schritt den Druck auf Tech-Unternehmen und ihre einflussreichen Gründer. Die Aktienkurse stürzen ab, Milliarden lösen sich in Luft auf.

Das Finanzportal „Bloomberg“ hat in seinem „Milliardärsindex“ die Auswirkungen seit Anfang November zusammengestellt. Demnach schrumpfte das Vermögen der damals zehn reichsten Chinesen um satte 30 Mrd. Dollar. Die größten Einbußen musste Pony Ma, Chef des Internetriesen Tencent mit 13,8 Mrd. Dollar hinnehmen. Es folgen Alibaba-Gründer Jack Ma und Hui Ka Yan, Chef des hoch verschuldeten Immobilienentwicklers Evergrande mit jeweils 13,2 Mrd. Dollar. Evergrande steht – wie Alibaba und Tencent – im Visier der Behörden.

Den Anfang machte Jack Ma, Chef des Online-Giganten Alibaba und einer der reichsten Chinesen. Nachdem Ma die Finanzbehörden öffentlich als Innovationsbremse kritisiert hatte, sagte die Finanzaufsicht den Börsengang von Alibabas Finanzvehikel Ant Group Anfang November in letzter Minute ab – es wäre der bisher größte Börsengang weltweit gewesen. Ma verschwand daraufhin – aus bisher ungeklärten Gründen – für ein paar Wochen aus der Öffentlichkeit.

Als er wieder auftauchte, kündigte er an, sich künftig stärker um wohltätige Projekte kümmern zu wollen. Ma, der nicht mehr bei Alibaba aktiv ist und sich vom Großteil seiner Anteile getrennt hat, wird nunmehr sehr selten in der Öffentlichkeit gesehen. Das Fintech Ant wird in eine Finanzholding umgewandelt und muss damit strengere Auflagen erfüllen.

Zunächst sah es so aus, als gehe die chinesische Führung lediglich gegen einen zu offen sprechenden und zu selbstbewussten Tech-Tycoon vor, der die Autorität der KP herausgefordert hatte.

Doch das war nur der Auftakt . Seitdem startet die Regierung eine Regulierungsmaßnahme nach der anderen und zieht die Zügel für heimische Technologie-Unternehmen an – betroffen sind etwa Finanzdienstleister, an den US-Börsen gelistete chinesische Unternehmen, Social-Media-Riesen, Nachhilfe-Anbieter, die Lieferservice-Branche und der Online-Videospielebereich .

KP sieht Stabilität gefährdet

Das ist eine radikale Kehrtwende. Lange hatte die Kommunistische Partei Tech-Konzerne als Treiber von Innovation und als Symbol der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung der Volksrepublik angesehen. Mittlerweile werden sie aber auch als Sicherheitsrisiko und als Ursache von sozialen Problemen betrachtet. Die Führung unter Präsident Xi Jinping sieht in ihnen eine Bedrohung der Stabilität – des Finanzsektors, der Gesellschaft, des politischen Systems.

Auch die Milliardenvermögen ihrer Gründer galten der Führung als Ausdruck der wirtschaftlichen Potenz Chinas – und als Versprechen, dass jeder Chinese ebenfalls reich werden könne. Doch auch das hat sich geändert. Superreiche sind bei vielen Chinesen überaus unbeliebt. Denn gigantischer Reichtum liegt in nur wenigen Händen, während weite Teile der Bevölkerung noch immer arm sind. China hat der „New York Times“ zufolge mehr Milliardäre als die USA. Zugleich verdienen 600 Millionen Chinesen monatlich umgerechnet nur 150 Dollar – oder weniger.

Trotz der Verluste auf dem Papier sind Chinas Tycoons derweil noch immer außerordentlich reich. „Bloomberg“ beziffert das Vermögen von Jack Ma auf 47,8 Mrd. Dollar und das von Pony Ma auf 45,8 Mrd. Dollar. Unangefochten an der Spitze in Chinas Milliardärs-Ranking liegt Mineralwasser-König Zhong Shanshan mit 71,5 Mrd. Dollar. Aber bisher ist er ja auch noch nicht in Konflikt mit Peking geraten.

Der Beitrag ist zuerst erschienen auf ntv.de

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