Ein Arbeitstag von Merck-Chefin Garijo in Bildern
8.33 Uhr: Belén Garijo erreicht die Firmenzentrale von Merck. Die Chefin lebt in Frankfurt, auf der kurzen Fahrt nach Darmstadt telefoniert sie und regelt Dringendes über Whatsapp. Im Büro gibt’s frischen Ingwertee mit Zitrone, das Morgenritual der 61-Jährigen; einen Espresso hatte sie schon zu Hause.
8.45 Uhr: Mit ihrer Assistentin geht sie durch den Tag – en español: Wen trifft sie wo? Sind alle Unterlagen vollständig? Welche Calls stehen an? Sie reist weniger als früher, gerade war sie im US-Werk, das erste Mal als CEO. Seit Mai 2021 ist sie auf ihrem Posten. Sie hat einen neuen Schreibtisch angeschafft, der alte war ihr zu groß.
10.20 Uhr: Kittel an, Schutzbrille auf. Im Forschungszentrum für Elektronikanwendungen informiert sich Garijo über Fortschritte in der Halbleitertechnik. Merck arbeitet an einer neuen Methode, Mikrochips herzustellen. Dabei bauen sich Moleküle selbst zusammen und erzeugen so kleinste Nanokomponenten auf einem Chip.
10.30 Uhr: Der Merck-Laborleiter erklärt, wie die Pilotversuche laufen. Belén ist studierte Ärztin und hat selbst lange in der Forschung gearbeitet. Gespräche mit Wissenschaftlern sind ihr wichtig, sie reserviert sich Zeit dafür. Der Aufstieg an die Spitze von Merck gelang ihr wegen ihrer Erfolge in der Pharmasparte, die sie ab 2015 leitete.
11.00 Uhr: Garijo fährt fast immer im Dienstwagen, selbst um die Ecke; ihre Tage sind eng getaktet, stets drängt die Zeit. Nun geht es ins Innovation Center, Mercks Vorzeigelab. Es ist eine Ideenschmiede, die sich das Unternehmen zum 350. Jubiläum gegönnt hat. Heute ein besonderer Termin: Belén trifft ukrainische Mitarbeiterinnen.
11.15 Uhr: „How are your families?“, fragt Garijo die Ukrainerinnen, die schon länger bei Merck in Darmstadt sind. Alle drei sorgen sich um ihre Verwandten, sie hören Bombeneinschläge, wenn sie telefonieren. Das Team hat eine Spendenaktion unter den Mitarbeitern organisiert. Merck hat 3 Mio. Euro gestiftet.
11.30 Uhr: „Was können wir noch tun?“, will Garijo wissen. Kühlboxen mit Medikamenten, ein Sommercamp für Kinder – Ideen gibt es einige, Garijo nickt. „Rufen Sie mich an, texten Sie, wenn Sie was brauchen.“ Auch sie selbst könne am Wochenende als Freiwillige helfen. Die Frauen sind verdutzt, meint sie das wirklich?
11.40 Uhr: Baustellenbesuch auf dem Werkgelände. Sicherheitsschuhe sind Pflicht. Auch hier ist die Chefin wie aus dem Ei gepellt. Perlenkette, Kurzjackett und Pumps (jenseits der Baustelle) gehören zu ihren Markenzeichen. Als Typ wirkt sie reserviert – doch als Chefin sei sie Teamplayer, sagen ihre Mitarbeiterinnen.
11.50 Uhr: Die Baustelle liegt im Plan. Läuft es gut, könnte die neue Membranfabrik Ende des Jahres in den Probebetrieb gehen. 140 Mio. Euro steckt Merck hinein, rund 55 Arbeitsplätze entstehen. Membrane werden etwa in Filtern für die biopharmazeutische Produktion eingesetzt. Mit der eigenen Herstellung macht sich Merck unabhängig.
12.15 Uhr: Auf dem Weg zurück ins Büro führt Garijo durch eine Lichtinstallation aus Hunderten Paneelen, die im Raum schweben. Wände und Schiebetüren sind verspiegelt. Mit jedem Schritt ändern sich Licht und Klänge. Es wurden OLED-Module mit einem blendfreien, warmen Licht verbaut. Merck ist Technologieführer im Display-Bereich.
12.45 Uhr: Im Büro mit der Personalchefin, Mittagessen. Das Betriebsrestaurant liefert Fisch. Garijo will mehr Frauen auf Spitzenjobs hieven, auch wenn sie gegen die Quote ist. Ein Anfang ist gemacht: Die Sparte Nachhaltigkeit wird von einer Frau geleitet, den neu geschaffenen Posten des Chief Scientific Officer übernimmt eine Amerikanerin.
13.30 Uhr: Am Schreibtisch. Virtuelles Taskforce-Meeting zur Nachhaltigkeit in der Gesundheitsversorgung. Angestoßen hat die Initiative Prinz Charles. Dabei sind etwa auch die CEOs von Roche, AstraZeneca und Sanofi. Alle wollen ihren CO₂-Fußabdruck auf null senken, der Sektor verursacht vier Prozent aller Treibhausgasemissionen.
18.30 Uhr: „Hab ich noch Milch?“ Im Supermarkt um die Ecke besorgt Garijo ein paar Kleinigkeiten, ein bisschen Obst, Tee und ein paar Tulpen für daheim. Zum Kochen kommt sie kaum, oft hat sie auch abends noch Geschäftsessen und -termine. Der Fahrer wartet draußen. Danach geht’s zurück nach Hause in Sachsenhausen.