Veranstaltungen ins Netz verlegen, die Produktion auf Mundschutz umstellen oder aus dem Restaurant-Betrieb einen Lieferservice machen. Wenn es darum geht, sich trotz Schließungen und rückläufiger Verkaufszahlen über Wasser zu halten, setzen viele Unternehmen auf Kreativität.
Einige der Geschäftsideen dienen dabei nicht nur dazu, den eigenen Betrieb durch die Krise zu führen. Manche originelle Idee will dabei auch den „Corona-Helden“ – Menschen in systemrelevanten Berufen – helfen.
So kreativ reagieren Unternehmen auf die Corona-Krise - neun Beispiele:
Erfinderisch in der Krise
Die App Too Good to Go will eigentlich Lebensmittelverschwendung bekämpfen. In der Corona-Krise können Nutzer der App nicht nur übrig gebliebene Lebensmittel bei lokalen Geschäften sondern auch Take-Away Portionen bestellen. Das Unternehmen hat sich dazu der Initiative „We care“ angeschlossen. „Wir haben bisher von unseren Partnern eine enorme Unterstützung gegen Food Waste erfahren. Jetzt sind wir an der Reihe, sie mit unseren verfügbaren Ressourcen zu unterstützen“, sagt CEO Mette Lykke.
Der deutsche Unternehmer, Youtuber, Schauspieler, Autor und Musiker Fynn Kliemann macht jetzt was ganz anderes: Er stellt seine Produktion von Hoodies und CDs auf Mundschutz um. Kliemann und Team stellen nun bis zu 10.000 fair produzierte, wiederverwendbare Mundbedeckungen her. „Maskenpreise sind eine Frechheit“ schreibt er auf seiner Website und bietet seine Modelle für 3 Euro das Stück an. 100.000 Masken hat er bereits an Flüchtlingslager auf Lesbos und an Townships in Südafrika gespendet.
Der Spirituosenhersteller Jägermeister liefert 50.000 Liter Alkohol an das Klinikum Braunschweig. Damit stellt das Klinikum Desinfektionsmittel nun selbst her. „Die Produktion ist eine Premiere und der aktuellen Notlage geschuldet“, so Geschäftsführer des Klinikums Andreas Goepfert. Jägermeister tut aber auch etwas für gelangweilte Nachtschwärmer. Über die Plattform save-the-night.com können sie eine Band oder einen DJ buchen - kostenlos für eine halbe Stunde.
Das Berliner Hotel Adlon spendet Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern und Rettungskräften mehr als tausend Übernachtungen in dem Luxus-Haus. „Jeweils eine Nacht im Einzel- oder Doppelzimmer können die Helden kostenlos in dem Traditionshotel am Brandenburger Tor verbringen“, heißt es in der Pressemitteilung des Hotels. Das Angebot gilt bis zum März 2021. Die viel gepriesenen „Corona-Helden“ werden aber nicht nur vom Adlon umworben …
… auch im Nahverkehr erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen Wertschätzung. Ein Beispiel: In Zeiten der Corona-Krise bringt der Ridesharing-Dienst der Berliner Verkehrsbetriebe „Berlkönig“ medizinisches und Pflegepersonal von 21:30 bis 5:30 Uhr zur Arbeit und zurück zur eigenen Wohnung. Für die Fahrgäste aus dem Gesundheitswesen ist der Dienst kostenlos. Ein anderes Beispiel: In München können die „Corona-Helden“ umsonst Taxi fahren.
Ein hessisches Hotel hatte einen anderen Einfall. „Wenn die Gäste nicht zu uns kommen, kommen wir eben zu den Gästen“, sagt Marc Vollbracht, Inhaber des Familienhotels Sonnenpark in Hessen. Daher hat das Vier-Sterne-Hotel sein gesamtes Kinder-, Animations-, Wellness- und Kulinarikprogramm in Internet gestellt. Das Angebot umfasst Yogakurse, Kochen per Livestream, Malvorlagen, Podcasts und Liveschaltungen.
Um schnelle Hilfe via Mailingliste zu organisieren, hat die Münchner Digitalagentur Schoene neue Kinder die Website agenturen-helfen-agenturen.de ins Leben gerufen. Darüber können Agenturen aus dem deutschsprachigen Raum Hilfe suchen und anbieten. Das gilt zum Beispiel für den Ausfall von Mitarbeitern. „Wir wollen diese Krise nicht nur heil überstehen, sondern virtuell näher zusammenrücken und in einen Modus der direkten einfachen gegenseitigen Hilfe schalten. Wie eine Art Nachbarschaftshilfe für Agenturen“, heißt es dazu auf der Website.
Eigentlich bietet Flyla CO2-kompensierte Flüge für Studierende an. In der Corona-Krise wollen die Gründer des klimafreundlichen Flugportals, Fabian Höhne und Frederic Lapatschek, die Vermittlung von Erntehelfern unterstützen. Ihre Plattform „Clever Ackern“ bringt seit März Landwirte und Jobsuchende zusammen.
Stream Time hat eine Suchmaschine für virtuelle Gottesdienste gestartet. Weil Kirchen wegen der Pandemie geschlossen sind, überträgt das Hamburger Start-up Messen aus christlichen Kirchen. So können Gläubige zumindest virtuell an einem Gottesdienst teilnehmen.