Als sich die Finanzminister der G20-Staaten unlängst in Brasilien trafen, mussten sie sich mit einem ebenso dringenden wie unangenehmen Thema herumschlagen: Sollen die russischen Auslandsgelder, die im Zuge der westlichen Sanktionen eingefroren worden waren, beschlagnahmt und für andere Zwecke genutzt werden?
Schon der Gedanke löste Alarm bei einigen Teilnehmern aus, die Minister Saudi-Arabiens und Indonesiens äußerten gravierende Bedenken. Die Kernfrage: War den G7-Staaten klar, welche Folgen ein solch drastischer Schritt haben könnte? Es ist eine Frage, die die Debatte begleitet, seit erstmals die Idee aufgekommen war, Hunderte Milliarden von Euro an russischen Zentralbankgeldern dafür einzusetzen, die Ukraine zu unterstützen.
Die Befürworter dieses Modells, allen voran die USA, setzen darauf, dass ein derartiger Finanzschub der Ukraine einen entscheidenden Vorteil im Krieg verschaffen könnte. Die Gegner fürchten, dass damit ein gefährlicher Präzedenzfall für das Völkerrecht geschaffen würde. Bedroht seien, so argumentieren sie, nicht nur die Interessen jedes Landes, das es sich mit der westlichen Staatengemeinschaft verscherze, sondern sogar die internationale Rechtsordnung selbst.