Es gibt sie versprengt in ganz Deutschland. Es gibt sie in Dresden, Karlsruhe, Kassel und vielen anderen deutschen Städten. Sie heißen Bürgerblüte, Carlo, Chiemgauer oder Realo. Die Rede ist von Regionalwährungen - alternative Währungen einer bestimmten Region. Das man mit ihnen nur in einem kleinen Gebiet zahlen kann, mag wie ein Nachteil zur konventionellen Währung erscheinen. Für die Erfinder liegt genau darin jedoch die Stärke.
Das Prinzip der Regionalwährung funktioniert meist so: Die Regionalwährung kann im Verhältnis 1:1 gegen die nationale Währung getauscht werden - ein Chiemgauer gegen einen Euro. Damit das Geld in Umlauf gebracht wird und nicht zu lange gehalten wird, verliert das Regio-Geld nach einer gewissen Zeit an Wert. Beim Chiemgauer sind das 2 Prozent der Geldeinheit nach einem Quartal. Innerhalb eines Jahres sind das also 8 Prozent des Nennwertes. Mit einem Aufkleber auf den Geldscheinen wird dieser Wertverlust kenntlich gemacht.
Weil das Regio-Geld nicht lange gehalten wird und nur in einer bestimmten Region eingelöst werden kann, soll es die dortige Wirtschaft ankurbeln. So zumindest die Theorie. Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese Annahmen zutreffend sein können: Die erste Regio-Währung wurde im österreichischen Wörgl Anfang der 1930er-Jahre eingeführt. Die lahmende Wirtschaft erlebte damals eine Blüte. Die Arbeitslosigkeit sank, die Produktivität stieg und die Steuereinnahmen wuchsen. Das Experiment wurde unabhängig davon nach 14 Monaten von der österreichischen Notenbank abgebrochen. Der Grund war die „Inumlaufbringung von Falschgeld“.
Fast 90 Jahre später sind solche Währungen nach Absprache mit dem Staat geduldet. Sie sollen die örtliche Nachfrage stimulieren, den Regionen eine gewisse Autarkie ermöglichen und ein Zusammengehörigkeitsgefühl schaffen.
Viele Ökonomen haben dennoch ihre Bedenken und sehen in Regio-Währungen Bremsen des internationalen Warenverkehrs. Denn die Rückbesinnung auf lokale Märkte verhindert den freien Warenaustausch und eine effiziente Arbeitsteilung. Auch der gewollte Wertverlust des Geldes ist aus der Perspektive der heutigen Finanzwissenschaft nur schwer zu rechtfertigen. In Deutschland gibt es etwa 50 verschiedene Regio-Gelder. Das sind die bekanntesten und größten Regionalwährungen Deutschlands:
Regionalwährungen

Auch Augsburg hat seine eigene Währung. Generell fällt auf, dass im Süden Deutschlands die Dichte an Regionalwährungen etwas höher ist als auf dem restlichen Bundesgebiet.

Der Bremer "Roland" ist eine der ersten Regionalwährungen. 2001 wurde erstmals ein 5-Roland-Schein ausgegeben. Heute gibt es sogar ein bargeldloses Roland-Zahlsystem. Die Transaktionen werden elektronisch über ein Scheck-System abgewickelt.

Eine der wenigen Regionalwährungen im Osten der Republik. Der Elbtaler wird im Großraum Dresden eingesetzt. Lediglich 56 Unternehmen unterstützen die Kooperation.

Der Chiemgauer aus der Grenzregion zu Österreich gilt als die bekannteste und größte Regionalwährung Deutschlands. Momentan sind fast eine Million Chiemgauer im Umlauf.

Einen der schönsten Namen trägt die Regionalwährung in Kassel. Die Bürgerblüte gibt es seit 2006.

Westlich von München befindet sich um Landsberg am Lech eine Region in der man mit dem AmmerLechTaler bezahlen kann. Bisher sind lediglich 16 Unternehmen in dem Projekt involviert. Ein Teil des Geldes fließt in gemeinnützige Projekte der Region.

Der Lausitzer ist die Regionalwährung im Süden Brandenburgs rund um Cottbus.

In Leipzig und Halle kann man mit dem Lindentaler bezahlen. Das Besondere an dieser Regionalwährung: Es gibt ein Begrüßungsgeld von 50 Lindentalern.