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Elektromobilität Preisanstieg an der Ladesäule: Wie teuer wird das Aufladen des E-Autos?

Rastanlage Hegau-Ost mit EnBW-Ladesäule. Ein Tesla Model 3 lädt seinen Akku
Die Strompreise steigen und damit wird auch das Aufladen von Elektroautos teurer
© IMAGO / MiS
Die Kosten für Energie steigen und steigen – das wirkt sich wohl auch auf die Elektromobilität aus. Experten warnen vor Preisexplosionen, Ladesäulen-Betreibern fällt die Planung zusehends schwerer

Schon zu Beginn des Jahres war der Kurs klar erkennbar: Die Preise für Strom aus Ladesäulen nahezu aller Anbieter steigen, auch Stadtwerke erhöhten die Kosten für das Aufladen von Elektroautos. Das Ende der Fahnenstange ist allerdings offenbar nicht erreicht, wie Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), gegenüber dem Fernsehsender „Welt“ erklärte.

Deutschland kann Elektroautos nicht alleine versorgen

Müller sprach davon, dass die Stromkosten dem Verband „Sorgen machen“ und Deutschland wohl nicht in der Lage sei, den Strom für die E-Mobilität alleine zu produzieren. Sie fordert, dass die Regierung sich schnell und entschlossen um Handelsabkommen und Energiepartnerschaften kümmern solle, um eine Knappheit – und damit eine Teuerung – zu vermeiden.

Die Konsequenz aus zu wenig und zu teurem Strom ist klar: Der Abstand zwischen den Betriebskosten von Verbrennern und Elektroautos würde weiter schrumpfen, der Vorteil wäre ab einem bestimmten Punkt dahin. Und das, obwohl zum 1. September der Tankrabatt ausläuft und Benzin wie Diesel ebenfalls erst einmal kostspieliger werden.

Ein Beispiel: Ein aktueller Golf verbraucht mit dem 150-PS-Hybrid-Antrieb (1.5 eTSI OPF, 130 PS) laut Hersteller im Durchschnitt 4,7 Liter Super auf 100 Kilometer, im ADAC-Test lag er bei 6,1 Litern. Bei einem Preis von 1,74 Euro kostet das also 8,18, beziehungsweise 10,61 Euro. Ein ID.3 verbraucht laut Volkswagen hingegen rund 13 Kilowattstunden auf 100 Kilometer, laut ADAC rund 19 kWh. Bei einem Kilowattstundenpreis von 45 Cent wären das 5,85, beziehungsweise 8,55 Euro. Schon bei einem Preis von 0,55 Euro stiege der Preis mit dem Test-Verbrauch auf 10,45 Euro – und damit sehr knapp unter einen vergleichbaren Verbrenner. Viel Spielraum bleibt also nicht, bevor sich die Kosten fürs Auftanken angleichen.

EnBW: „Eine Prognose ist nicht möglich“

Wie sich die Angebote an den Säulen entwickeln werden, weiß indes keiner so recht. Auf Anfrage des Stern antwortete Deutschlands größter Ladesäulen-Betreiber EnBW: „Aktuell haben wir keine Anpassung unserer Ladetarife geplant. Selbstverständlich beobachten wir aber in der aktuellen Situation die Entwicklungen an den Energiemärkten sehr genau. Mit Blick auf die hohe Dynamik an diesen ist eine Prognose zur zukünftigen Entwicklung der Ladepreise leider nicht möglich.“ Eine fast identische Antwort gab Ionity auf Anfrage der „Auto Bild“. Dort hieß es ebenfalls, man beobachte die Situation und spüre den Preisdruck deutlich.

Das Vergleichsportal Verivox wagt einen ersten Blick in den Herbst und Winter. Dort rechnet man mit „zahlreichen Strompreiserhöhungen in den kommenden Monaten, die für die Haushalte eine zusätzliche Belastung darstellen werden“. Für das kommende Jahr gibt Verivox keine Entwarnung und rechnet sogar mit weiteren Steigerungen. Das gibt nicht nur die Richtung vor, in die sich wohl auch kommerzielle Angebote bewegen werden, sondern wirkt sich zum Beispiel auch auf die Betriebskosten einer häuslichen Ladestation aus.

Von weiteren Tarifanpassungen geht auch Udo Sieverding aus, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Gegenüber Verivox erklärt er, woran das liegen könnte. Der Strompreis, so Sieverding, hänge auch am Erdgas, dessen Kosten sich seit der russischen Invasion der Ukraine und internationalen Wirtschaftssanktionen stark erhöht haben. Das – zusammen mit höheren CO2-Preisen und höheren Kosten für Kohle – wirke sich direkt auf den Strommarkt aus.

Nicht ob, sondern wann

Ein Blick auf das Datum verrät, warum Kohle und Gas eine so direkte Auswirkung auf die Stromerzeugung haben: Im Herbst und Winter sinkt die Produktion aus Photovoltaik. Wenn es dann auch noch windstill ist, droht die “Dunkelflaute“. Gemeint ist damit die Zeit, in der die Anzahl der Sonnenstunden sinkt und gleichzeitig Windräder wegen Flaute oder Schwachwind deutlich weniger Strom produzieren. Besonders dann spielen fossile Brennstoffe eine weiterhin wichtige Rolle.

Marc Spieker, Finanzvorstand des Energieversorgers Eon, sagte gegenüber Verivox, dass der Druck in allen Märkten herrsche und das einzige, worin sich die Anbieter noch unterscheiden würden, das Timing der Erhöhungen für die Endkunden wäre.

Die meisten Ladesäulenbetreiber halten sich mit weiteren Erhöhungen bisher zurück. Allego kündigte Anfang August an, die Preise ab September um bis zu 15 Prozent zu verteuern. Der Grund: Energiepreise. Es dürfte also auch bei den Ladesäulen das zutreffen, was der Eon-Vorstand für den Privatkundenmarkt vorhergesagt hat: Der Unterschied liegt nur im Zeitpunkt.

Auf der Suche nach dem besten Preis

In einer aktuellen Übersicht finden sich beim Branchenportal „Future Moves“ die günstigsten Angebote für das Aufladen von Elektroautos ohne monatliche Grundgebühren. Demnach ist die App von „MVV Emotion“ derzeit mit 39 Cent pro Kilowattstunde an Wechselstrom-, beziehungsweise 45 Cent an Gleichstrom-Ladesäulen, deutschlandweit die beste Option. Die Experten empfehlen vor dem Hintergrund der vielen Anbieter und Tarife die App „Chargeprice“ (iOS/Android), welche an der Ladesäule individuelle Anbieter-Empfehlungen errechnet.

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