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Die Stunde Null Veronika Rost: „Ich gebe praktisch kein Geld mehr für die Zigarette aus“

Veronika Rost
Veronika Rost ist Deutschland-Chefin von Philip Morris
© PR
Der Tabakkonzern Philip Morris will seine Kunden vom klassischen Rauchen abbringen – und sie an Tabakerhitzer gewöhnen. Hierzulande fällt das bislang schwer. Deutschlandchefin Veronika Rost über die Suche nach einem neuen Geschäftsmodell

Capital: Sie arbeiten bei einem traditionellen Tabakkonzern, der von sich sagt, er wolle die Menschen vom Rauchen abbringen. Es hat sogar eine Kampagne von Philip Morris gegeben unter dem Titel „Deutschland, hör auf zu rauchen“. Heißt das, das Unternehmen arbeitet daran sich abzuschaffen?
VERONIKA ROST: Wir schaffen einige unserer Produkte ab. Ich würde uns auch nicht mehr als traditionelles Tabakunternehmen bezeichnen. Die Idee ist wirklich, dass wir eine rauchfreie Zukunft kreieren möchten. Das heißt, wir schaffen die Zigarette ab. Das Problem bei der Zigarette ist die Verbrennung. Nicht das Nikotin, nicht der Tabak, sondern die Verbrennung des Tabaks. Das führt zu den schädlichen Stoffen. Wir wollen die Zigarette ersetzen durch Produkte, die deutlich weniger schädlich sind. Dazu gehören zum Beispiel Tabakerhitzer wie unter der Marke Iqos. Wir machen weltweit ungefähr 40 Prozent des Umsatzes nicht mehr mit der Zigarette.

Das heißt ja im Umkehrschluss, dass immer noch 60 Prozent des Umsatzes auf den traditionellen Tabakkonsum zurückgehen. In Deutschland, also dem Gebiet, für das Sie zuständig sind, sind die Zahlen noch schlechter. Sie haben also eine große Aufgabe vor sich.
Eine sehr große Aufgabe. In Deutschland ist es deutlich schlechter, da sind wir im Bereich von zehn Prozent. Wir haben hier ganz andere Rahmenbedingungen als in anderen Ländern. In Deutschland gibt es unter den Erwachsenen 30 Prozent Raucher. Das sind ungefähr 20 Millionen Menschen, und diese Zahl stagniert seit Jahren. In einem Land wie Japan, wo Iqos vor zehn Jahren eingeführt wurde, sind wir bei zehn Prozent Rauchern. In Skandinavien gibt es ein anderes Produkt, da liegt der Raucheranteil bei fünf bis sechs Prozent. In diesen Ländern wird die Idee, alternative Produkte zu nutzen, wenn man schon nicht aufhören kann zu rauchen, von den Regierungen und Behörden angenommen.

Im Grunde geht es ja darum, dass Sie sicherstellen wollen, auch in Zukunft noch ein Geschäftsmodell zu haben. Das erinnert ein bisschen an die Autoindustrie und deren Umstellung auf Elektroautos: Da werden auch noch große Umsätze mit dem Verbrenner erzielt, und die Umstellung fällt deshalb schwer. Haben Sie nicht ein ähnliches Problem?
Wir haben ein ähnliches Problem, aber ich würde sagen, wir waren mutiger. Es wird konsequent nur noch in die neuen Produkte investiert. Wir haben fast 13 Mrd. Dollar nur in deren Entwicklung gesteckt. Auch bei den Vertriebsformen wird konsequent nur noch dafür Geld ausgegeben. So machen wir es auch in Deutschland. Ich gebe praktisch kein Geld mehr aus, um die Zigarette zu vermarkten oder zu vertreiben. Sondern ich fokussiere mich auf die Alternativprodukte.

Aber das heißt ja: Wenn Sie nicht mehr in die Vermarktung der traditionellen Zigarette investieren, wird die ja noch lukrativer. Sie müssen nichts mehr ausgeben, erzielen aber trotzdem noch einen vergleichbaren Umsatz.
Ja, aber dieses Geld nutze ich für die Direktansprache der Kunden oder um die Infrastruktur auszuweiten und Raucher auf Alternativprodukte zu bringen. Das ist eine hohe Investition.

Es gibt auch an den Tabakerhitzern Kritik geübt, zum Beispiel vom Deutschen Krebsforschungszentrum. Da ist von einer Art Einstiegsdroge die Rede: Man gewöhnt die Menschen an das Gefühl der Zigarette, mit der emotionalen Bindung und dem Nikotin. Besteht diese Gefahr nicht?
Es ist keine Einstiegsdroge, weil die Zahl der neuen Nikotin-Nutzer zurückgeht, die in den Markt kommen. Wir kümmern uns um die jetzigen Raucher. Das ist unsere Zielgruppe, und die sprechen wir an. Die Kritik geht an der Lebensrealität vorbei. 60 Prozent der deutschen Raucher sagen, dass sie nicht aufhören wollen zu rauchen. Ich kann sagen: Okay, Dein Pech. Oder ich biete ein deutlich weniger schädliches Alternativprodukt an. 

Hören Sie in der neuen Folge von „Die Stunde Null“,

  • wie sich das Rauchen in den jüngeren Altersgruppen in Deutschland entwickelt,
  • warum auch in den Tabakerhitzern das süchtig machende Nikotin genutzt wird,
  • ob Veronika Rost als Nichtraucherin ihre Produkte auch ausprobiert.

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