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Ungewöhnliche Idee Notrufknopf gegen Bürokratie: Kapstadt führt „Stupid Rule Button“ ein

Rathaus von Kapstadt in Südafrika
Rathaus von Kapstadt in Südafrika
© IMAGO / imagebroker
Der Bürgermeister von Kapstadt will seine Stadt als Unternehmensstandort attraktiver machen. Dafür setzt er auf eine ungewöhnliche Idee

Unsinnige Vorgaben, viel zu komplizierte Verfahren oder eigenwillig eingefahrene Arbeitsweisen: Dass man im Arbeitsalltag auf blödsinnige Regeln stößt, kennt wohl fast jeder, der in Konzern- oder Behördenbürokratie arbeitet. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Kapstadt in Südafrika können in so einem Fall zukünftig einen Notruf absetzen: Bürgermeister Geordin Hill-Lewis hat einen sogenannten „Stupid Rule Button“ eingeführt. Damit will der Behördenchef unnötige bürokratische Hürden abbauen und seine Stadt für Unternehmen attraktiver machen.

Tatsächlich ist Bürokratie eine Bremse für wirtschaftliches Wachstum und bedeutet sowohl für Politik als auch für Unternehmen einen enormen Aufwand an Zeit und Personal. In größeren Unternehmen betragen die Bürokratiekosten laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung in der Regel mindestens ein Prozent des Umsatzes.

Kapstadt will Unternehmensstandort Nummer eins werden

Südafrika ist für seine ausufernde Bürokratie bekannt. Ein Geschäft aufzubauen, dauert hier Daten der Weltbank zufolge überdurchschnittlich lange. In einem internationalen Vergleich von 200 Städten, bei der die Managementberatung Kearney die Anziehungskraft in Bezug auf Kapital, Personen und Ideen untersuchte, landete die 4,7-Millionen-Einwohnerstadt Kapstadt 2022 auf Platz 80 und steht damit schlechter da als vor fünf Jahren.

Der „Stupid Rule Button“ ist deshalb Teil einer größeren Kampagne, die unternehmerische Tätigkeit in Kapstadt so einfach machen soll wie in keiner anderen Stadt in Afrika. „Die Beamten, die tagtäglich mit den Vorgaben arbeiten, wissen aus erster Hand, wo etwas verbessert werden kann“, erklärt Hill-Lewis. „Indem wir alle uns selbst auferlegten bürokratischen und unflexiblen Hürden abbauen, wollen wir die Rahmenbedingungen für Unternehmen erleichtern und Dienstleistungen besser erbringen können.“

Bevor Geordin Hill-Lewis von der liberalen Oppositionspartei Democratic Alliance 2021 Bürgermeister wurde, saß er über ein Jahrzehnt in der Nationalversammlung Südafrikas. Neben dem „Stupid Rule Button“ will er in Kapstadt beispielsweise auch digitale Plattformen für Bauanträge und Online-Terminvereinbarungen verbessern, Investitionsanreize in Form von Gebührenbefreiungen oder vergünstigten Stromtarifen schaffen und einen Bürokratieabbau beim Finanzministerium anregen.

Eine gute Idee, aber keine neue

In den sozialen Netzwerken sind viele Nutzer vom „Stupid Rule Button“ begeistert. Auf Twitter wird die „geniale Idee“ und „tolle Initiative“ gelobt. Einige wünschen sich den Knopf auch für ihren Arbeitsplatz oder fragen sich, ob es etwas Ähnliches für Bürgerinnen und Bürger geben könnte. Dabei ist die Idee eines solchen Hilfsmittels für Bürokratieabbau gar nicht neu. Die „Kafka Brigade Foundation“ aus den Niederlanden setzt sich schon seit Jahren dafür ein, Missstände in der Bürokratie zu beseitigen und der Öffentlichkeit ein Sprachrohr zu geben.

Dafür hat die Organisation den „Kafka Button“ erfunden, eine Hotline, die zum Beispiel Unternehmen und Institutionen für ihre Mitarbeitenden nutzen und darüber frustrierende Erfahrungen mit Bürokratie melden können. Am anderen Ende der Hotline sitzt ein gesondert geschultes Team, das sich um die Probleme kümmert. Daten darüber, wie aufwändig und erfolgreich das System ist, gibt es bisher nicht. Wichtig sei, so schreibt „Kafka Brigade“ es auf seiner Internetseite, dass das zuständige Team Zugang zu leitenden Angestellten oder Politikern habe und die Befugnis, Maßnahmen zu ergreifen,

Ein ähnliches Team gibt es in Kapstadt auch und sollte auch Bedenken ausräumen können. Denn einige befürchten, dass durch übermäßigen Bürokratieabbau wichtige Schritte übergangen werden und Gefahren nicht ausreichend berücksichtigt werden könnten. Jede von Mitarbeitenden als „dumme Regel“ gemeldete Vorschrift wird aber von dem Untersuchungsteam ausgewertet. Dann wird entschieden, ob die Vorgaben entweder noch einmal erklärt, geändert oder aufgehoben werden müssen. 

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