Der Mann, der für eine der größten Insolvenzen Europas verantwortlich ist, hat es immer noch drauf. Oder zumindest kann er immer noch glaubhaft vermitteln, dass er es draufhat. Ein sonniger Tag Mitte Mai, Peter Carlsson steht an einer Theke in Berlin, T-Shirt, Sonnenbrille, Bier in der Hand. Um ihn herum eine Traube junger Start-up-Unternehmer, es wird viel gelacht. Carlsson überragt alle, er ist ja rund zwei Meter groß.
Carlsson ist zu einer Start-up-Messe gekommen, um aus dem Nähkästchen zu plaudern: wie der rasante Aufstieg und Crash seiner Batteriefirma Northvolt ablief. Als er schließlich in einem Zelt auf dem Panel sitzt, beantwortet er entspannt und mit schwedischem Akzent Fragen zu den „harten Wahrheiten von Northvolt“. Etwa: „Wie sieht ein Bewerbungsgespräch bei Peter Carlsson aus?“, fragt der Moderator, selbst Start-up-Gründer. Oder: „Wie oft musstest du auf dem Fabrikboden schlafen?“ Man kann nicht direkt behaupten, dass Carlsson bei diesem Kreuzverhör ins Schwitzen kommt.
Es ist nicht lange her, dass Spitzenpolitiker und Autobosse Carlsson ähnlich umschwärmten wie die Berliner Start-up-Gründer – und dabei ähnlich unkritisch waren. Denn diesen CEO und seine Firma, die wollte man unbedingt in Deutschland. Northvolt, das war mal das Unternehmen der Stunde. Carlsson wollte die „grünste Batterie der Welt“ herstellen und im Batteriemarkt endlich die Abhängigkeit von China brechen.
Heute ist klar: Daraus wird nichts. Northvolt meldete im März in Schweden Insolvenz an, Ende Juni soll dort im Stammwerk die Produktion eingestellt werden. Ein Insolvenzverwalter in Stockholm verhandelt mit möglichen Investoren.
In Deutschland wird derweil noch an der Batteriefabrik „Northvolt Drei“ gebaut – aber nur, um das Gelände für einen erhofften Investor attraktiv zu machen. Was damit auf lange Sicht geschieht, ist unklar. Milliarden an Finanzierung sind weg – darunter wohl auch Hunderte Millionen deutsches Steuergeld. Und wie so oft stellt sich die Frage: Wie konnte es so weit kommen?