Der Mainzer Krebstherapie-Pionier Biontech bekennt sich trotz aller Kritik an fehlender öffentlicher Förderung zum Standort Deutschland. Die „Kombination USA-Deutschland“ sei für das Biotech-Unternehmen „genau die richtige“, bestätigte der Aufsichtsratsvorsitzende und Vertreter des Haupteigentümers, Helmut Jeggle, gegenüber Capital (Ausgabe 2/2020, EVT 23. Januar).
Biontech, deren Aktien seit einem sehr schwierigen Börsengang im Oktober vergangenen Jahres an der amerikanischen Börse Nasdaq notiert sind, baut auch eine Vertretung im Großraum New York auf. Doch Spekulationen über einen langsamen Abschied aus Deutschland weist Jeggle trotzdem ausdrücklich zurück: Biontech profitiere nach wie vor von „deutschen Tugenden“ wie Ingenieurskunst, Kostenbewusstsein und der Loyalität der Mitarbeiter. Es gebe deshalb keine Pläne, das Untenehmen komplett in die USA zu verpflanzen.
Biontech gehört zu den chancenreichsten Biotech-Unternehmen der Welt. Die Börsenkapitalisierung liegt bereits bei 3,5 Mrd. Euro, obwohl bisher noch keine Medikamente der Mainzer auf dem Markt sind. Das Unternehmen treibt gegenwärtig klinische Studien für die Entwicklung von weitgehend individualisierten Therapien wie etwa gegen Hautkrebs voran, die unter Experten auf großes Interesse stoßen. In den nächsten anderthalb Jahren erwarte man „wichtige Resultate“ der Krankenhausstudien, sagte Jeggle weiter zu Capital.
Das Unternehmen gehört seit vielen Jahren zum Beteiligungsportfolio der Milliardärsfamilie Strüngmann, die schon in der Vergangenheit durch erfolgreiche Pharma-Investments Furore machte. Als Chef ihrer kleinen Münchner Holding Athos kümmert sich Jeggle um das operative Geschäft. Die Strüngmanns gelten als Kritiker der Subventionspraxis in Deutschland, die ihrer Meinung nach große Unternehmen deutlich bevorzugt und Start-ups zu wenig unterstützt. Auch Jeggle schlug im Interview mit Capital in diese Kerbe: Biontech könne am Standort Rheinland-Pfalz nicht das gleiche staatliche „Bemühen“ feststellen, wie es Tesla beim Bau seiner Autofabrik in Brandenburg oder Siemens bei seinem Start-up-Inkubator in Berlin genieße, monierte Jeggle.
Das vollständige Interview mit Helmut Jegglelesen Sie hier