Die hohen Ausgaben für die Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zeigen aktuell: Schulden sind nicht per se schlecht. Sie können sogar ein Zeichen von Wohlstand sein – vorausgesetzt, das geliehene Geld wird gewinnbringend investiert. Bei Privathaushalten sorgen beispielsweise Immobilienkäufe für positive rote Zahlen. Auf diese Weise wurden die Dänen in der Europäischen Union zur Nation mit den höchsten privaten Schulden. Auf Staatsebene können nicht ausgeglichene Haushalte auf Investitionen in Infrastruktur und Sozialwesen hindeuten.
Corona-Krise treibt Schulden in die Höhe
Zahlen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zeigen, dass Industrienationen sich sehr viel höhere Schulden leisten als aufstrebende Länder. Entwickelte Volkswirtschaften (dazu zählen die Eurozone und die USA) kam laut IWF 2019 im Schnitt auf eine Staatsverschuldung von 105 Prozent des durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP). In aufstrebenden Märkten und Ländern mit mittlerem Einkommen (unter anderem Asien und Lateinamerika) lag die Schuldenquote demnach nur bei 53 Prozent. Klar ist aber auch: Die Corona-Krise stellt alle Länder vor massive Finanzierungsprobleme.
Diese Liste der Länder mit der höchsten Staatsverschuldung kombiniert Statistiken für ausgewählte Länder der Europäischen Statistikbehörde Eurostat (für 2019), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD (für 2018) und des IWF. Diese Statistiken konzentrieren sich auf Industrienationen und einige aufstrebende Ökonomien. Hoch verschuldete Staaten wie der Libanon, der Jemen oder Mosambik sind hier nicht berücksichtigt. Aufgrund der geringen Wirtschaftsleistung sind diese Länder nur eingeschränkt mit den Ländern dieser Rangliste vergleichbar.
Dem IWF lagen für seinen im April 2020 veröffentlichten Finanzbericht nur gesicherte Daten für 2018 vor. Die Ergebnisse für 2019 wurden geschätzt. Die IWF-Analysten wagten zudem eine Prognose für 2020 mit den Folgen der Corona-Krise auf die Staatsverschuldung in rund 15 Ländern.
Länder mit den höchsten Schulden weltweit

Kanada war 2018 laut dem IWF mit 89,7 Prozent seines BIP verschuldet. Die Schätzung für 2019 ging von einem leichten Rückgang auf 88,6 Prozent aus. Die Analysten rechneten allerdings damit, dass Kanada von den Folgen der Corona-Krise besonders stark betroffen sein wird. Ihrer Prognose zufolge wird sich die Staatsverschuldung 2020 um rund 21 Prozentpunkte auf 109,5 Prozent des BIP erhöhen. Diesen Wert hatte Kanada laut der Statistik der OECD bereits 2019 fast erreicht (108,5 Prozent). Die Daten der OECD weichen für einige Länder extrem ab. Wir haben uns bei der Gewichtung im Zweifelsfall an die übereinstimmenden Zahlen von Eurostat und IWF gehalten.

Brasiliens Staatsverschuldung belief sich 2018 laut IWF auf 87,1 Prozent des BIP. Für 2019 erwarteten die Experten einen leichten Anstieg auf 89,5 Prozent. 2020 könnten die Staatsschulden infolge der Corona-Krise demnach auf 98,2 Prozent des BIP hochschnellen. Damit läge Brasilien in etwa auf dem für 2020 erwarteten globalen Schulden-Durchschnittswert von 96,4 Prozent (2019: 83,3 Prozent).

Spanien und Zypern teilten sich 2019 mit einer Staatsverschuldung von jeweils 95,5 Prozent des BIP (Eurostat) Platz acht. Spanien konnte seine Schulden laut dem IWF binnen eines Jahres um 2,1 Prozentpunkte senken. Für 2020 werden sie aber laut der Prognose des Währungsfonds auf 113,4 Prozent des BIP steigen.

Die Staatsverschuldung Frankreichs belief sich 2019 auf 98,1 Prozent des BIP, wie Eurostat mitteilte. Das bedeutete Platz fünf in der Europäischen Union und Platz sieben in diesem Ranking. Der IWF erwartete 2020 einen Anstieg auf 115,4 Prozent des BIP.

Belgien war 2019 laut Eurostat mit 98,6 Prozent des BIP verschuldet. Das machte es knapp vor Frankreich unter den hier untersuchten Industrie- und Entwicklungsländern zum Land mit den sechsthöchsten Staatsschulden.

Bei den Schulden der USA gehen die Zahlen der Experten weit auseinander. Die OECD gibt den Schuldenstand der Vereinigten Staaten für 2019 mit 135,1 Prozent des BIP an. Der Schätzwert des IWF belief sich auf 109,0 Prozent (2018: 106,9 Prozent). Für 2020 rechnen die Analysten mit US-Staatsschulden in Höhe von 131,1 Prozent des BIP.

Die OECD führt Portugal in seiner laufenden Statistik der höchstverschuldeten Länder auf Platz vier (2018: 137,9 Prozent des BIP). Auch in dieser Rangliste belegt Portugal den vierten Rang. Eurostat bezifferte die Staatsverschuldung für 2019 auf 117,7 Prozent des BIP.

Italien war 2019 laut Eurostat mit 134,8 Prozent des BIP verschuldet. Das entsprach dem IWF zufolge exakt dem Wert des Vorjahres. Für 2020 rechneten die Experten des Währungsfonds mit einem starken Anstieg auf 155,5 Prozent.

Die Staatsverschuldung Griechenlands ist weltweit nahezu beispiellos. Sie belief sich 2019 in der Eurostat-Statistik auf 176,6 Prozent des BIP. Griechenland belegte im „World Factbook“ der CIA mit 181,9 Prozent des BIP ebenfalls den zweiten Platz, die Zahlen stammten von 2017.

Japan ist mit Abstand das höchst verschuldete Land weltweit. Die Staatsschulden beliefen sich 2018 laut IWF auf 236,5 Prozent des BIP (OECD für 2018: 238,7 Prozent). Die IWF-Analysten rechneten für 2019 mit einem Anstieg auf 237,4. 2020 könnten die japanischen Schulden ihrer Prognose zufolge auf 251,9 Prozent des BIP anwachsen. Für Deutschland erwarteten sie einen Anstieg von 59,8 Prozent (2019) auf 68,7 Prozent (2020). Die Bundesrepublik lag im IWF-Ranking für 2019 zwischen Südafrika (62,2 Prozent) und China (54,4 Prozent). Schlusslicht war Saudi-Arabien mit 22,8 Prozent Staatsverschuldung. Hier rechneten die Analysten aber für 2020 mit einem Anstieg um 50 Prozent auf 34,0 Prozent.