Manchmal muss man sich Schulden erst einmal leisten können. Das weiß jeder Bankkunde, der versucht, ohne Sicherheiten einen Kredit zu bekommen. Reiche Staaten hingegen nehmen angesichts von Pandemie und Nullzinspolitik gern Schulden auf, um mit diesen Investitionen in die Zukunft hoffentlich Wirtschaft und Konsum zu stärken. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) waren die hochentwickelten Mitglieder der G-20 im April 2021 im Schnitt mit 134 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) verschuldet. Die aufstrebenden Wirtschaftsnationen der G-20 kamen hingegen auf nur rund die Hälfte (67 Prozent).
Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen untersucht die Schuldenentwicklung von rund 190 Staaten. Das aktuell am höchsten verschuldete Land ist Venezuela, das Außenstände von mehr als dem Dreifachen seines BIP aufweist. Der Blick auf das untere Ende der Schuldentabelle zeigt ein sehr gemischtes Bild. Dort finden sich von Krieg gebeutelte Länder, die dank eigener Ressourcen oder Hilfe von außen nur noch sehr wenige Schulden haben. Aber auch finanzstarke Ministaaten sind in der Gruppe zu finden.
Diese Länder haben die niedrigsten Schulden weltweit
Länder mit den niedrigsten Schulden weltweit

Kriege treiben ihre Schauplätze in die Verschuldung. Das gilt auch für reiche Ölnationen, wie sich 1991 im Zuge des zweiten Golfkriegs am Beispiel von Kuwait zeigte. Im ersten Jahr, in dem dem IWF für das Emirat am Persischen Golf Daten vorlagen, kam es auf eine Schuldenquote von 151 Prozent des BIP. 1993 fiel der Wert unter die Marke von 100 Prozent, 2003 schließlich unter 25 Prozent und damit in die unterste Kategorie auf der IWF-Schuldenweltkarte. Aktuell wird das finanzstarke Emirat mit 13,74 Prozent des BIP geführt. Das können nur fünf Länder, für die dem IWF Daten vorliegen, unterbieten.

Die Demokratische Republik Kongo war nach der Jahrtausendwende auf der Schuldenkarte des IWF noch dunkelrot eingezeichnet. Die Schuldenquote lag bis 2006 bei über 100 Prozent des BIP. 2011 waren es aber plötzlich nur noch rund 25 Prozent. Das verdankte das ehemalige Zaire internationalen Entschuldungsinitiativen für arme Länder. In deren Zuge wurden dem Kongo ausstehende Zahlungen in Milliardenhöhe erlassen. Derzeit verortet der IWF-Index das zentralafrikanische Land bei rund 12,38 Prozent. Das ist unter den erfassten Nationen der fünftniedrigste Wert. Allerdings ist der informelle Sektor der kongolesischen Wirtschaft, der nicht in die Berechnungen einfließt, der groß.

In einem winzigen Land mit schwach entwickelter Wirtschaft gibt es vielleicht kaum Anlass, Schulden zu machen. Dies könnte eine Erklärung für den vierten Platz von Tuvalu sein. Der Inselstaat im Pazifischen Ozean wird vom IWF mit 11,79 Prozent Staatsverschuldung im Index geführt. Das Commonwealth-Mitglied ist nur 26 Quadratkilometer groß und hat knapp 12.000 Einwohner. Dem IWF liegen seit 2005 Daten zur Schuldenquote von Tuvalu vor. Das Land debütierte damals mit 39,4 Prozent. 2011 fiel der Wert aber dauerhaft unter 25 Prozent und damit in den buchstäblich grünen Bereich auf dem IWF-Schuldenglobus.

Afghanistan, eines der am geringsten verschuldeten Länder der Welt? Tatsächlich liegt das Land mit rund 8,83 Prozent des BIP auf Platz drei dieses Rankings. Wer überrascht ist, hat guten Grund. 2005 betrug die Staatsverschuldung über 206 Prozent, das kriegsgebeutelte Land lag auf Platz vier der am höchsten verschuldeten Staaten. Um den Wiederaufbau zu unterstützen, haben internationale Schuldner Afghanistan in den folgenden Jahren allerdings ausstehende Zahlungen in Milliardenhöhe erlassen. Eine erste Charge sorgte dafür, dass der Schuldenstand 2006 von 206 auf nur noch knapp 23 Prozent einbrach. Hinzu kommt, dass viele wirtschaftliche Transaktionen in Afghanistan nicht offiziell erfasst werden, etwa in ländlichen Regionen oder Einflussgebieten der Taliban. Es ist also fraglich, wie sehr sich die Zahlen etwa mit den folgenden Ländern vergleichen lassen.

Mit großem Abstand zu Afghanistan liegt Brunei im IWF-Index der am geringsten verschuldeten Länder auf Platz zwei. Das Sultanat verzeichnet demnach Außenstände in Höhe von lediglich 2,34 Prozent des BIP. Der Staat auf der Insel Borneo, in dem knapp eine halbe Million Menschen leben, gehört dank hoher Einnahmen aus dem Geschäft mit Erdöl und Gas zu einem der Länder mit dem weltweit höchsten BIP pro Kopf. Der Schuldenstaat hat in den vergangenen Jahren zwischen drei und zwei Prozent geschwankt.

Wäre Hongkong ein unabhängiger Stadtstaat, wäre es laut IWF das mit Abstand am geringsten verschuldete der Länder, für die Daten vorlagen. Die Organisation bezifferte den aktuellen Schuldenstand des Finanzzentrums auf 0,93 Prozent des BIP. 2020 hatte der Wert allerdings nur bei 0,28 Prozent gelegen. Nach 2007 hatte die ehemalige Kronkolonie die Verschuldung stets unter einem Prozent gehalten. Die Volksrepublik China kommt hingegen aktuell auf eine Rate von 69,6 Prozent. Das entspricht in etwa dem Niveau aufstrebender Wirtschaftsnationen und Ländern mit mittlerem Einkommensniveau.