Seinen Rat suchen Kanzler und Präsidenten: Jean Pisani-Ferry ist einer der wichtigsten Vordenker Europas und der deutsch-französischen Beziehungen. Er warnt: Ohne Reformen wird Europa sterben
Capital: Monsieur Pisani-Ferry, der Ukrainekrieg und Sicherheitsfragen dominieren die Europawahl Anfang Juni. Steht auch wirtschaftspolitisch etwas auf dem Spiel?
JEAN PISANI-FERRY: Die Wahl ist eine Richtungsentscheidung. Es geht darum, ob die EU in einer Situation zusammenhält, in der sie geopolitisch und ökonomisch in Gefahr gerät. Die wirtschaftspolitischen Fragen sind: Vertiefen wir den Binnenmarkt? Einigt sich die EU auf ein neues Investitionspaket, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und zugleich ihre Verteidigungsfähigkeit zu verbessern? Oder bleiben wir stehen? Das droht jedenfalls, wenn die nationalistischen, europafeindlichen Kräfte gestärkt aus der Wahl hervorgehen. Danach sieht es leider auch aus.