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Exklusiv Hertha BSC will 40 Mio. Euro bei Investoren einsammeln

Fans von Hertha BSC: Der Club hat eine Anleihe über 40 Mio. Euro erfolgreich platziert
Fans von Hertha BSC: Der Club hat eine Anleihe über 40 Mio. Euro erfolgreich platziert
© dpa
Bundesligist Hertha BSC bereitet die Platzierung einer Anleihe bei institutionellen Kapitalgebern vor. Das Emissionsvolumen ist eines der bislang größten in der Liga. Für den Club ist es der wichtigste Finanzierungsschritt seit dem KKR-Einstieg 2014

Fußball-Bundesligist Hertha BSC will einen Millionenbetrag am Kapitalmarkt einsammeln. Nach Capital-Informationen aus Finanzkreisen bereitet die Hertha-Geschäftsleitung die Platzierung einer Anleihe von bis zu 40 Mio. Euro vor – vorrangig bei institutionellen Investoren. Die Laufzeit soll fünf Jahre betragen. Bei der geplanten Anleihe handelt es sich um eines der bislang größten Volumen eines Bundesligaclubs.

Wie Capital weiter erfuhr, stellt Herthas Finanz-Geschäftsführer Ingo Schiller die Emissionspläne derzeit auf einer Roadshow potenziellen Investoren vor. Eine Präsentation in Berlin fand bereits statt. Für den kommenden Dienstag ist ein Termin in Frankfurt angesetzt, zu dem die Vertreter institutioneller Kapitalgeber kurzfristig eingeladen wurden. Begleitet wird die Emission von der Investmentbank Equinet.

Auf Anfrage teilte ein Clubsprecher mit: „Wir sind als Hertha BSC in allen Bereichen aufgefordert, nach interessanten und zeitgemäßen Möglichkeiten Ausschau zu halten, um die Entwicklung des Vereins voranzutreiben. So prüfen wir auch diverse Optionen auf dem Kapitalmarkt. Momentan wollen wir mit der Form der strukturierten Anleihe potenzielle Investoren ansprechen und versuchen, für uns zu gewinnen.“

Die geplante Anleihe ist der größte Finanzierungsschritt bei Hertha seit dem Einstieg des US-Finanzinvestors KKR Anfang 2014. Damals hatte KKR dem Bundesligisten 61,2 Mio. Euro überwiesen – darunter rund 18 Mio. für einen Anteil von 9,7 Prozent an der Kapitalgesellschaft, über die der Club am Bundesliga-Spielbetrieb teilnimmt. Seither hatte der Verein lediglich kleinere Fan-Anleihen aufgelegt. Seit rund zwei Jahren war die Hertha-Führung zudem auf der Suche nach einem zweiten externen Investor, der mit Eigenkapital einsteigt – unter anderem in China und in den USA.

Zuletzt hatte Hertha in der Saison 2016/2017 bei einem Rekordumsatz von 112,3 Mio. Euro einen Nachsteuerverlust von 7,6 Mio. Euro verbucht. Die Verbindlichkeiten waren per Mitte 2017 auf 37,5 Mio. Euro gestiegen – wobei Finanzchef Schiller bei der Bilanzvorlage auf ausstehende Zahlungen von Sponsoren und Transfereinnahmen in Höhe von mehr als 18 Mio. Euro verwies. Nicht zuletzt dank der dicken Millionenspitze durch den Einstieg von KKR hatte Schiller die Schuldenlast in den vergangenen Jahren kräftig gedrückt, sodass der Verein keinen kurzfristigen Bedarf an Liquidität für das laufende Geschäft hat. Darüber hinaus verfolgt Hertha BSC seit einigen Jahren auch konsequent die Linie, keine Schulden aufzunehmen, um teure Spieler zu verpflichten.

Eigenes Stadion geplant

Wofür das Hertha-Management nun den Millionenbetrag benötigt, blieb zunächst offen. Der Verein plant seit geraumer Zeit den Bau eines eigenen Stadions, das er zu 100 Prozent privat finanzieren will. Allerdings ist bislang noch ungeklärt, ob Hertha das Projekt am gewünschten Standort im Olympiapark umsetzen kann. Derzeit laufen noch intensive Gespräche mit dem Berliner Senat, dem das Gelände gehört.

Für den Fall, dass KKR bei Hertha aussteigen will, hatten Verein und Investor 2014 ein Vorkaufsrecht vereinbart. Bei Private-Equity-Firmen ist es üblich, dass sie bei ihren Investments nach fünf bis sieben Jahren den Exit anstreben. Im Capital-Interview hatte sich der für die Hertha-Beteiligung zuständige KKR-Manager Christian Ollig im vergangenen Jahr zufrieden mit dem Investment gezeigt . Beim Einstieg von KKR war der Unternehmenswert der Hertha GmbH & Co. KGaA auf 220 Mio. Euro taxiert worden. Inzwischen ist die Fußballfirma deutlich mehr wert, sodass der 9,7-Prozent-Anteil von KKR im Fall eines Rück- oder Weiterverkaufs über 30 Mio. Euro kosten dürfte.

Als Refinanzierungsinstrumente haben sich Anleihen in den vergangenen Jahren in der Bundesliga etabliert. Bei einem überwiegenden Teil der Bonds handelt es sich allerdings um Fananleihen mit einem mittleren bis höheren einstelligen Millionenvolumen. Darüber hinaus haben der Hamburger SV (bis zu 40 Mio. Euro, Zinssatz 5,0 Prozent) und der FC Schalke 04 (zwei Anleihen über insgesamt 50 Mio. Euro, Zinssatz zunächst 6,75 Prozent, nach Umschuldung 4,25 bis 5,0 Prozent) auch Bonds bei institutionellen Kapitalgebern wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds platziert. Nach Daten der Deutschen Fußball Liga (DFL) standen zum 30. Juni 2017 bei den 18 Clubs der 1. Bundesliga insgesamt 90 Mio. Euro an Anleihen aus. In der 2. Liga waren es 14 Mio. Euro.

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