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Pro + Contra Hayek und Keynes streiten über Weihnachten

Jahrzehntelang stritten die Ökonomen Friedrich August von Hayek und John ­Maynard Keynes über den Konflikt zwischen Staat und Markt. Capital führt den Streit fort. Diesmal: Ist der Weihnachtsmann in der SPD?
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Streithähne: Friedrich August von Hayek (l.) und John Maynard Keynes

Mein lieber Hayek,

haben Sie eigentlich schon ein Weihnachtsgeschenk für mich? Ich jedenfalls habe etwas für Sie: eine schöne, in Schweinsleder - gebundene Ausgabe meiner ­„General­Theory“. Das ist mal etwas für die Ewigkeit. For the long run.

In Vorfreude – John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

um ehrlich zu sein, mache ich mir nichts – gar nichts! – aus Weihnachten. Zum Christentum habe ich mich ja hinlänglich geäußert, ich kann mich hier nur selbst zitieren: „Wenn ich Religionen gegenüber ablehnend eingestellt bin, dann vor allem gegenüber monotheistischen Religionen – weil sie so fürchterlich intolerant sind.“ Da wird den Menschen vorgegaukelt, es gäbe eine allwissende Macht, die für uns alle einen Plan hat. Das kennen wir ja auch von anderen Systemen. Weihnachten passt da nur ins Bild. Es ist ein Fest der Unfreiheit!

Ihr F. A. Hayek

Die neue Capital
Die neue Capital

Aber Hayek,

ist das Ihr Ernst? An der Religion liegt mir vermutlich ebenso wenig wie Ihnen, für mich ist das auch eher Hokuspokus. Man hat mich ja sogar für meine atheistische Haltung beschimpft. Aber dieses herrliche Weihnachtsfest, das Essen, das Trinken! Denken Sie an all die Menschen, die in die Geschäfte strömen und ihren Lieben Geschenke kaufen! Die Geld ausgeben, was das Zeug hält, wodurch die Händler die Lager leeren können, was wiederum den Produzenten zugutekommt, die dann neu investieren können! Ein Multiplikator am Jahresende, ganz ohne staatlichen Einfluss. Der den Deutschen übrigens auch hilft, ihren Leistungsbilanzüberschuss abzubauen. Was können Sie denn bloß dagegen haben?

Ihr John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

Weihnachten ist eine Schule der Abhängigkeit. Den Kindern wird beigebracht, dass sie von einer höheren Macht mit Gaben bedacht werden, und zwar mittels eines Mannes mit Rauschebart und in rotem (sic!) Gewand. Aber natürlich nur bei Wohlverhalten, das wiederum von einer höheren Instanz definiert wird. So etwas prägt fürs ganze Leben. Auf diese Weise werden doch Empfänger von Transferleistungen herangezogen.

Ihr F. A. Hayek

Oh Hayek,

Ihnen ist wirklich nicht mehr zu helfen. Da kommt Ihr geliebter Markt einmal im Jahr so richtig in Schwung, und dann ist es auch wieder nicht recht. Schenken Sie mir trotzdem etwas? Sie müssen auch keinen roten Mantel tragen.

Ihr John Maynard

Sehr geehrter Herr Keynes,

Sie bekommen von mir eine Sparbüchse.

Ihr F. A. Hayek

Der Text erscheint in der neuen Capital. Hier können Sie sich die iPad-Ausgabe herunterladen. Hier geht es zum Abo-Shop, wenn Sie die Print-Ausgabe bestellen möchten.

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