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Risiko einer Schuldenkrise Globalisierungsexperte Rajan warnt vor höheren Schuldenbergen

Raghuram Rajan
Raghuram Rajan lehrt Finanzwissenschaft an der Booth School of Business der University of Chicago
© Thomas Pirot
Raghuram Rajan gilt als Kandidat für den Wirtschaftsnobelpreis. Im Interview kritisiert er die Schuldenpolitik in vielen Ländern der Welt – vor allem aber in den USA. Irgendwann werde der Markt eine Lösung erzwingen, falls keine Konsolidierung der Staatsfinanzen gelinge

Die Schuldenprobleme vieler Länder werden nach Ansicht des Ökonomen Raghuram Rajan von der Universität Chicago durch die wachsende politische Spaltung noch verschärft. „Immer mehr Länder erleben eine politische Spaltung, sodass es kein Wunder ist, dass die Regierungen immer mehr Geld ausgeben und wir in den USA eine signifikant hohe Schuldenrate haben“, sagte der Ökonom Capital-Interview (Ausgabe 12/2023). 

Rajan zufolge wird der Markt eine Lösung erzwingen, falls sich die beiden Parteien in der US-Politik nicht auf eine Konsolidierung ihrer Staatsfinanzen einigen. „Irgendwann werden die Schulden anfangen, wehzutun. Das wird dann der Fall sein, wenn die Zinszahlungen einen großen Teil des Budgets ausmachen“, sagte Rajan. Eine akute Schuldenkrise sehe er zwar nicht auf das Land zukommen, „aber es kann noch schlimmer werden“ als aktuell. „Das Problem ist: Weil die USA so eine mächtige Volkswirtschaft sind, haben sie eine viel längere Reaktionszeit“, sagte Rajan. 

Kritik übt der frühere indische Notenbank-Präsident, der als Kandidat für den Wirtschaftsnobelpreis gilt, an der Finanzierung der „grünen“ Transformation in den USA mittels Subventionen. „Die vielen Subventionen sind eindeutig nicht der richtige Weg“, betonte Rajan. „Eine Steuer auf die Emission von Kohlendioxid wäre die viel bessere Lösung, insbesondere wenn man mit den Einnahmen gut umgeht. Eine solche Steuer ist aber in den USA politisch unmöglich, es wird nicht einmal darüber geredet. Stattdessen steigen die Schulden weiter an.“ 

In dem Interview äußert sich der Ökonom zudem über die Gefahr einer Ausweitung des Krieges im Nahen Osten („Wir hatten eine lange Periode des Friedens, und das führt dazu, dass wir in vielen Ländern den Schaden unterschätzen, den ein Krieg anrichten kann.“), die wirtschaftlichen Perspektiven Deutschlands („Deutschland muss sich neu erfinden“) und über die künftige Rolle Indiens in der Welt („Indien hat einen Grenzkonflikt mit China und wird sich deshalb sicher nicht einem chinesischen Länderblock anschließen. Es wird aber auch nicht alles akzeptieren, was der Westen sagt.“)

Das ganze Interview lesen Sie in der neuen Capital, die am 18. November erscheint. Interesse an Capital? Hier geht es zum Abo-Shop, wo Sie die Print-Ausgabe bestellen können. Unsere Digital-Ausgabe gibt es in Apples App Store, bei GooglePlay – und in unserem neuen Premium-Abo Capital+ unter dem Menüpunkt „Digitales Magazin“

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