Bevor David Zimmer Inexio gründete, erzählte ihm einmal ein Bürgermeister, dass Unternehmen in seiner Kommune Daten immer noch per Post auf USB-Stick verschicken. Die Leitungen waren zu langsam für die Datenmengen. Zimmer war zuvor in Palo Alto gewesen und in einem Starbucks fiel ihm auf, dass es dort freies WLAN gab. Zu Hause, im Saarland, da hatten viele noch das piepsende Modem. Schnelles Internet für alle, das war die Idee! Zimmer, der zuvor schon mit Saargate einen Internetprovider hochgezogen hatte, gründete 2007 Inexio. Die Idee: Glasfaser dort verlegen, wo die Telekom nicht hinkommt oder nicht hinkommen will. In Dörfer, ländliche Gegenden. Inexio zog in das leere Gebäude der Landeszentralbank in Saarlouis und sie legten los – 13 Jahre später ist daraus ein Unternehmen mit gut 400 Mitarbeitern und 100 Mio. Euro Umsatz geworden.
Rund 14.000 Kilometer Glasfaser hat Inexio verlegt. „Corona hat gezeigt, dass wir sicher noch viel Arbeit vor uns haben“, sagte David Zimmer im Podcast „Die Stunde Null“. „ Aber es ist auch nicht alles schlecht, wie es in Deutschland oft dargestellt wird. Man muss einfach anerkennen, dass das Kupfernetz in Deutschland dank unserer Ingenieurskunst sehr gut verlegt wurde.“
Der Shutdown mit Millionen Menschen im Homeoffice war ein Härtetest, den das Netz weitgehend bestanden hat. „Für das, was wir in der Corona-Zeit gebraucht haben, war das Netz okay“, sagte der Inexio-Gründer. „Bei Unternehmen bin ich etwas skeptischer. Ein Unternehmen an einem Kupferanschluss zu betreiben, ist fahrlässig. Klar ist: Das Netz wird in zehn Jahren so nicht mehr ausreichen.“ An Kapital mangle es nicht in Deutschland. „Ich glaube, Geld ist derzeit nicht der limitierende Faktor, sondern eher die Bürokratie.“
David Zimmer hat mit Inexio eine beeindruckende Erfolgsgeschichte geschrieben. „Den Bodenbereiter“ nannte ihn einmal die „Financial Times Deutschland“, einen „Helden des Mittelstandes“ die „Wirtschaftswoche“ und das „Handelsblatt“ bezeichnete ihn als den „Unverwüstlichen“. 2012 wurde er von der Beratung EY zum „Entrepreneur of The Year“ gewählt. 2016 gelang es ihm, mit Warburg Pincus – angeführt von dem ehemaligen Telekom-Chef René Obermann – einen Investor an Bord zu holen, der 60 Prozent der Anteile erwarb. Anfang des Jahres schließlich wurde Inexio an den schwedischen Finanzinvestor EQT verkauft, der es mit der Deutschen Glasfaser verschmelzen will – Inexio wurde dabei mit 1 Mrd. Euro bewertet. „Der Geldbeutel hat aber nie eine Rolle für meine Entscheidungen gespielt“, sagte Zimmer im Rückblick. „Das Geld kam immer danach.“
Das war nicht immer so, denn David Zimmer hat ein bewegtes und bewegendes Schicksal hinter sich: Er hat früh ein eigenes Unternehmen gegründet. 1993, er war gerade 20 Jahre alt, ging es pleite, und er hatte plötzlich 750.000 D-Mark Schulden. Er gründete erneut, ein Software- und IT-Unternehmen. Einige Jahre später warf ihn eine Krebserkrankung aus der Bahn. Später baute Zimmer sein Unternehmen zu einem Internetprovider aus, das vom Energiekonzern RWE gekauft wurde. Bis er mit seinem Bruder Inexio gründete.