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Schnelles Internet Lohnt sich ein Glasfaseranschluss – und warum stockt der Ausbau?

Glasfaser-Ausbau: Mitarbeiter installierten einen Glasfaser-Hausanschluss
Glasfaser kommt ins Haus: Ein Mitarbeiter installierten einen Hausanschluss
© diebildwerft / IMAGO
Glasfasernetze sind leistungsstärker, aber nur wenige deutsche Haushalte sind bislang an das Netz angeschlossen. Um das zu ändern, stehen Verkäufer auch vor der Haustür

Der Bandbreitenbedarf hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten drastisch verändert. Während früher Bandbreiten von eins bis zwei Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ausreichten, ist heute deutlich mehr erforderlich. Eltern, die im Homeoffice arbeiten und sich den Anschluss mit internetaffinen Kindern teilen, kommen mit einem DSL-Anschluss kaum mehr hin.

Herkömmliche Anschlüsse wie DSL oder Kabelnetz stoßen ab einer Bandbreite von 250 Mbit/s an ihre Grenzen, selbst wenn der Tarif des Telekommunikationsanbieters mehr verspricht. Glasfaser schafft hingegen wesentlich mehr und gilt als zukunftssichere Lösung. Während Unternehmen meist bereits angeschlossen sind, haben viele Haushalte noch keinen Zugang. Um das zu erreichen, ist ein umfassender Ausbau des Glasfasernetzwerkes notwendig.

Nachfrage entscheidend für Ausbau

Die Bundesregierung verfolgt mit ihrer Gigabitstrategie das Ziel, bis zum Jahr 2030 alle Haushalte mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen. Nach Angaben des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) hatten Ende Juni 2024 bereits 43,2 Prozent der Haushalte Zugang zu Glasfaser – theoretisch. Der Anteil der Haushalte, die tatsächlich auch schon an das Netz angeschlossen sind, ist allerdings nochmal niedriger und liegt nur bei 22,8 Prozent. Das liegt laut Bundesverband auch daran, dass der Fokus in den vergangenen Jahren vor allem auf dem „Ausbau in der Fläche gelegen habe.“ Das heißt: Die Glasfaserleitungen wurden zwar bis in die Straßen der Wohngebiete verlegt, enden aber einige Meter vor der Grundstücksgrenze. 

Laut den Zahlen des Bundesverbands betrifft das ein Fünftel der Haushalte, die sogenannten „Passed Houses“. Das kann der Fall sein, wenn sich Eigentümer zum Zeitpunkt des Netzausbaus gegen die Baumaßnahmen am eigenen Haus entschieden haben. Wer das nun nachholen und das eigene Haus anschließen möchte, sollte sich mit anderen Eigentümern und Interessierten zusammentun und die Anbieter ansprechen. Der Bundesverband spricht von „Nachverdichtung“. Unternehmen sind unter Umständen bereit, die Bauarbeiten noch einmal aufzunehmen, sobald eine kritische Masse an Nachfrage in einer Wohngegend oder Straße vorhanden ist. 

Haustürvertrieb soll hohe Ausbaukosten refinanzieren

Sowohl bei der Nachverdichtung als auch beim Ausbau in Gegenden, in denen bislang gar keine Glasfaserkabel liegen, ist die Nachfrage ein zentraler Faktor. Gemeint ist die sogenannte Ausbauquote. Anbieter setzen häufig eine Mindestanzahl an Verträgen voraus, bevor sie mit dem Ausbau beginnen. Entscheidend für den Anschluss der Gebäude und damit der Haushalte ist sowohl die Zustimmung der Eigentümer als auch die Bereitschaft zumindest einiger Bewohner, einen Vertrag abzuschließen. Das führt bisweilen auch zu Haustürgeschäften. Unternehmen schicken dann Vertriebsmitarbeitende von Tür zu Tür. Diese sollen ermitteln, ob und wo es Bedarf und damit Nachfrage gibt. Das Problem ist allerdings, dass die Vertriebler oft auf Provisionsbasis arbeiten. So kann es wohl auch schon mal vorkommen, dass ein Anschluss, der zumindest noch teilweise mit einer leistungsschwächeren DSL-Leitung verbunden ist, als lupenreiner Glasfaseranschluss verkauft wird. 

Das berichten jedenfalls die Verbraucherzentralen: Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW kommt es beispielsweise vor, dass Verbraucher sich in Verkaufsgesprächen an der Haustür schlecht informiert oder unter Druck gesetzt fühlen. Zudem würden in einigen Fällen sogar herkömmliche Kabelanschlüsse als Glasfaseranschlüsse beworben. Der Rat der Verbraucherzentralen: Ein echter Glasfaseranschluss, der bis in die Wohnung reicht (Fiber to the Home, FTTH), ist notwendig, um die volle Geschwindigkeit nutzen zu können.

Auch dem Breko sind diese Vorwürfe bekannt. Dass so etwas vorkommt, streitet Matthias Schuchard, Breko-Pressesprecher, auch gar nicht ab. Er betont aber zugleich, dass der Haustürvertrieb für die Unternehmen, die das Glasfasernetz ausbauen, unverzichtbar sei. Der Vertriebskanal trage dazu bei, die hohen Ausbaukosten zu refinanzieren. „Letztlich ist das auch essenziell für den Erfolg des Glasfaserausbaus insgesamt – den wir uns ja alle wünschen, um die Digitalisierung Deutschlands voranzubringen“, so Schuchard. Ein zweischneidiges Schwert also. Sowohl Schuchard als auch die Verbraucherzentrale NRW weisen darauf hin, dass für Verträge, die an der Haustür, am Telefon oder online abgeschlossen werden, ein 14-tägiges Widerrufsrecht gilt. 

Sonderfall WEGs

Bei Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) kann der Ausbau besonders herausfordernd sein. Denn: „Wenn es sich beim Glasfaserausbau um eine bauliche Veränderung handelt, ist eine Beschlussfassung der Eigentümerversammlung vor der Durchführung der Maßnahme notwendig“, sagt Andre Jahns, Präsidiumsmitglied beim Verband der Immobilienverwalter Deutschland. Eine bauliche Veränderung liege vor, wenn beispielsweise die Glasfaserleitungen sichtbar im Treppenhaus verlegt würden.

Allerdings: Seit Dezember 2020 gilt laut Gesetz, dass es sich bei dem Anschluss „an ein Telekommunikationsnetz mit sehr hoher Kapazität“ um eine sogenannte privilegierte bauliche Veränderung handelt. Das heißt: „Es muss zwar ein Beschluss vor Durchführung gefasst werden, die Eigentümergemeinschaft kann einen solchen Beschluss aber nicht verweigern“, sagt Jahns. „Sollte dennoch ein ablehnender Beschluss gefasst werden, kann dieser vor dem Amtsgericht angefochten werden“, so der Experte. Aber vor dem Ärger mit den Nachbarn ist schnelleres Internet dann vielleicht nicht nur die bessere Lösung, sondern wertet die Immobilie langfristig nach einhelliger Meinung der Experten sogar auf.

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