In den letzten Tagen ist die Familie von Metzler zusammengerückt, um dem Familienoberhaupt Friedrich von Metzler in den letzten Stunden seines Lebens zu begleiten. Am Sonntag ist der 81-Jährige verstorben. Das teilte das Bankhaus am frühen Nachmittag mit. „Er prägte durch seine Integrität und sein unternehmerisches Geschick über mehr als fünf Jahrzehnte das Bankhaus Metzler und trug maßgeblich zu dessen Erfolg bei. Als Finanzexperte und engagierter Philanthrop war Friedrich von Metzler weit über die Grenzen Deutschlands hinaus eine bekannte und respektierte Persönlichkeit in- und außerhalb der Finanzwelt“. So heißt es in der Mitteilung der Bank.
„Friedrich von Metzler hinterlässt mit seinem außerordentlichen Engagement, Weitblick und sozialer Verantwortung eine Lücke in der deutschen Banken- und Kulturlandschaft“, sagt Wolfgang Kirsch, Vorsitzender des Aufsichtsrats des Bankhauses. „Er war Bankier aus Leidenschaft, Bürger aus Überzeugung und von Herzen ein Frankfurter. Sein Vermächtnis wird in der Arbeit des Bankhauses Metzler weiterleben und sein gesellschaftliches Engagement in der Stadt Frankfurt und darüber hinaus in zahlreichen Initiativen und Institutionen fortbestehen.“ Gerhard Wiesheu, Sprecher des Vorstands, ergänzte: „Friedrich von Metzler war eine einzigartige Persönlichkeit. Er war mehr als ein Geschäftsführer und Vorstand. Vielmehr hat Friedrich von Metzler für das Bankhaus gelebt, zugleich aber nie den einzelnen Menschen aus den Augen verloren und sich immer Zeit für das persönliche Gespräch genommen. Er hat die Werte unseres Hauses verkörpert und war im besten Sinne ein Vorbild für uns alle im Bankhaus Metzler.“
Vor zehn Jahren hatte Capital ein Interivew mit Friedrich von Metzler und Ariane de Rothschild - den zwei Vertreten prominenter Bankendynastien - geführt. Rothschild sagte darin über Metzler: "Als ich Fritz vor drei Jahren zum ersten Mal traf und er mir seine Bank und ihre Philosophie erklärte, war ich fasziniert, wie ähnlich wir über Werte denken. Der wichtigste Wert ist, dem Kunden zu dienen."
Friedrich von Metzler betonte in dem Gespräch, wie wichtig für das Kundengeschäft die Haltung der Mitarbeiter sei. Es komme nicht nur auf Wissen, sondern auch auf den Charakter an. Wichtiger als kurzfristige Erfolge, sei ein langfristiges Denken. "Wer eine Fabrik baut, muss sich fragen: Was wird in 20 Jahren sein? Im Bankgeschäft ist das genauso. Langfristiges Denken heißt: Ich will den Kunden für immer bei mir halten", so von Metzler damals.
Friedrich von Metzler wurde am 23. April 1943 in Dresden geboren. Nach Ende des Krieges kehrte er mit seinen Eltern und seiner Schwester Barbara zurück ins zerstörte Frankfurt. Nach dem Abitur im Jahr 1962 absolvierte er in Hamburg eine Ausbildung zum Außenhandelskaufmann und lernte in den folgenden sechs Jahren in Bankhäusern in London, New York, Paris und Düsseldorf das internationale Kapitalmarktgeschäft kennen.
1969 trat er in das Bankhaus Metzler ein und wurde 1971 – gemeinsam mit seinem Vetter Christoph von Metzler, der bereits 1993 verstarb – persönlich haftender Gesellschafter.
Von Metzler musste vor gut 20 Jahren einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Sein Sohn Jakob wurde 2002 im Alter von elf Jahren entführt und ermordet. Der Entführer, Magnus Gäfgen, wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit Feststellung der besonderen Schwere der Schuld verurteilt.
Führung frühzeitig geordnet
Metzler hat zwei weitere Kinder. Elena und Franz, denen er früh die Verantwortung für das Familienunternehmen übertragen hat: Elena gehört dem Aufsichtsrat an, Franz sitzt im Vorstand. Ihr Vater zog sich 2018 aus der operativen Führung der Bank zurück. Die beiden Kinder halten jeweils etwa 40 Prozent der Aktien, ihr Cousin Leonhard von Metzler weitere 20 Prozent. Vor zehn Jahren sagte Friedrich von Metzler im Capital-Interview: "Wir haben als Familie in 340 Jahren niemals einen existenziellen Krach gehabt. Das ist ein sehr wichtiger Punkt: Es gibt Familien, in denen man sich bekämpft. Und alle verlieren."
Beruf und Unternehmen waren bei den von Metzlers immer eng mit dem Familienleben verwoben. Dafür habe einen Ausspruch gegeben: „Das muss am Lagerfeuer besprochen werden.“ So erzählte es von Metzler damals im Capital-Intervierw: "Wenn ich aus
der Schule kam, dann hat mein Vater beim Mittagessen über sein Geschäft gesprochen. Und zwar am meisten, wenn er wütend war."
In diesem Jahr feiert das Bankhaus sein 350-jähriges Bestehen mit zahlreichen Feierlichkeiten. Elena von Metzler war dafür zuletzt zwei Wochen in Japan unterwegs. Am Freitag sollte sie beim Top40-Gipfel des Wirtschaftsmagazins Capital in Berlin auftreten. Das musste sie kurzfristig absagen, um in den letzten Stunden bei ihrem Vater zu sein.
Unternehmen in zwölfter Generation
Obwohl die zwölfte Generation der Familie die Führung übernommen hatte, blieb Friedrich von Metzler dem Bankhaus weiter eng verbunden. Er besuchte weiter Kunden und warb für Aktien als Kapitalanlage. Es sei ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, der Bevölkerung die Vorzüge von Aktien für die Altersvorsorge nahezubringen, heißt es im Unternehmen.
Friedrich von Metzler engagierte sich über das Familienunternehmen hinaus für finanzpolitische Themen. Er war Präsident der 1992 neugegründeten Deutschen Börse AG und forcierte dort die Bündelung von Kassa- und Terminmarkt, Aufbewahrung, Abwicklung sowie IT. Damit verhalf er dem Finanzplatz Frankfurt zum Aufschwung.
Engagement für Kultur und Gesellschaft
Von Metzler engagierte sich wie zuvor schon seine Eltern für seine Heimatstadt Frankfurt am Main. 1998 gründete er die Albert und Barbara von Metzler-Stiftung, die vorrangig Projekte für Kinder und Jugendliche fördert. Die ganze Familie von Metzler und das Bankhaus fördern Kunst, Kultur, Wissenschaft und Forschung.
Friedrich von Metzler war unter anderem stellvertretender Vorsitzender der Administration in der Senckenbergischen Stiftung, Mitglied des Vorstandes im Bürgerhospital Frankfurt am Main, Mitglied des Verwaltungsrates in der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, im Verwaltungsausschuss des Freien Deutschen Hochstiftes, im Vorstand des Kunstgewerbevereins in Frankfurt sowie Mitglied des Kuratoriums in der Gesellschaft für Unternehmensgeschichte.
Für sein gesellschaftliches Engagement wurde Friedrich von Metzler mit zahlreichen Preisen und Ehrungen ausgezeichnet. Er ist unter anderem Träger des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse und wurde 2004 zum Ehrenbürger von Frankfurt am Main ernannt.