Schon vor ihrem Amtsantritt hat die designierte Staatsministerin für Digitales Dorothee Bär die Öffentlichkeit überrascht. In einem Interview im ZDF konfrontierte Moderatorin Marietta Slomka sie mit dem schleppend verlaufenden Breitbandausbau. Daraufhin erwiderte die CSU-Politikerin: „Digitalisierung ist doch nicht nur Breitbandausbau (...) Das Thema muss doch sein: Kann ich auf dieser Infrastruktur, die wir haben, dann auch mal autonom fahren? Habe ich auch die Möglichkeit – zum Beispiel mit einem Flugtaxi – durch die Gegend fahren zu können? Das sind die Themen die uns beschäftigen sollten.“
Das Medienecho war nicht gerade freundlich und auch in den sozialen Medien hagelte es Hohn und Spott:
Aber Bär erhielt auch Zuspruch beispielsweise von Frank Thelen:
Capital hat sich die Anregung der höchsten deutschen Instanz in Sachen Digitalisierung zu Herzen genommen und sich die führenden Unternehmen im Bereich Flugtaxis genauer angesehen. Neben Start-ups arbeiten auch große Konzerne an der Vision vom fliegenden Auto:
Lufttaxis
Die Firma E-Volo, die 2012 gegründet wurde, arbeitet an der Entwicklung von „Flugtaxis“. Nach dem ersten Testflug im Oktober 2017 in Dubai hat der Prototyp „Volocopter“ sogar schon eine Zulassung für bemannte Flüge im öffentlichen Raum. Mit Daimler hat das Bruchsaler Unternehmen einen starken Investor an der Seite. Der Autobauer hat bisher 21 Mio. Euro in das Start-up gesteckt. Was auch nötig ist, denn der Luftraum ist umkämpft ...
Der 5,7 mal 6,2 Meter große Prototyp von Airbus nennt sich Vahana. Noch kann die bemannte Drohne nur für einige Sekunden abheben. Ab 2020 soll sie für die Serienfertigung bereit sein. Sie fliegt autonom und kann senkrecht starten und landen. Die Pläne der Entwickler: die Reichweite soll bis zu 60 Kilometer betragen. Mit einer vorgesehenen Geschwindigkeit von 120 Kilometern pro Stunde würde Vahana eine halbe Stunde fliegen, bevor sie wieder aufgeladen werden muss. Das Sense-and-avoid-System tastet die Umgebung nach Hindernissen ab und löst Ausweichmanöver aus. Im Notfall, beispielsweise einem entgegenfliegenden Vogelschwarm, kann der Pilot auch selbst eingreifen.
Uber will zusammen mit der NASA und dem brasilianischen Flugzeughersteller Embraer ein Flugtaxi entwickeln. Die ersten Testflüge sind allerdings erst 2020 geplant. Uber-CEO Dara Khosrowshahi geht davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren die Flugtaxis kommerziell nutzbar sind. Mit einem Netz aus Landemöglichkeiten, den sogenannten Vertiports, arbeitet Uber zusätzlich an einem System, dass das neue Luftverkehrsaufkommen beherrschbar machen soll.
Die 2006 gegründete Firma Terrafugia, die 2017 vom chinesischen Konzern Geely übernommen wurde, baut bereits serienmäßig ein fliegendes Auto. Der „Transition“ kann fliegen - sobald man die zusammenfaltbaren Tragflächen an der Seite ausklappt. Betrieben wird das Lufttaxi über einen Benzinverbrennungsmotor. Die Reichweite in der Luft beträgt etwa 650 Kilometer bei Höchstgeschwindigkeiten um die 160 Kilometer pro Stunde.
Das Münchner Start-up Lilium Aviation arbeitet an einem senkrecht startenden, elektronisch betriebenen Jet. 100 Mio. Dollar hat die Firma bei zwei Finanzierungsrunden eingesammelt. Hauptgeldgeber sind der Skype-Gründer Niklas Zennström und die Beteiligungsfirma Freigeist von Frank Thelen. Mit einer Reichweite von 300 Kilometern soll das Fluggerät insbesondere in strukturschwachen, ländlichen Regionen zum Einsatz kommen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 300 Kilometer pro Stunde.
Das chinesische Unternehmen Ehang hat mit seinem Modell, dem Ehang 184, bereits die erste Testphase vor mehr als einem Jahr durchlaufen. Das Flugtaxi gehört mit 100 Kilogramm zu den leichtesten Modellen. Dementsprechend kann es auch nur eine Person von maximal 100 Kilogramm befördern. Die Reichweite ist mit 50 Kilometern bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde recht gering.
Joby Aviation ist erst seit kurzem im Bereich der Flugtaxis dabei. Das Besondere neben der großen Reichweite von circa 200 Kilometern, soll der niedrige Lärmpegel sein. Insbesondere beim Fliegen in der Nacht könnte dies zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil für die amerikanische Firma werden. Mit insgesamt 130 Mio. Dollar nach zwei Finanzierungsrunden ist das Unternehmen finanziell gut aufgestellt. Toyota Al Ventures und Intel Capital gehören zu den Hauptinvestoren.