Der Trend zu erneuerbaren Energien ist in der Europäischen Union kein Selbstläufer. Ihr Anteil am gesamten Stromverbrauch nahm 2018 laut der EU-Statistikbehörde Eurostat in jedem vierten Mitgliedsstaat ab. Das Minus im Vergleich zum Vorjahr betrug demnach meist maximal 0,6 Prozentpunkte. So war es in Italien, Portugal, Rumänien und Spanien. Ungarn verzeichnete hingegen einen Rückgang von einem Prozentpunkt, in Litauen waren es sogar 1,6 Prozentpunkte. Ein Land (Slowenien) hielt das Niveau von 2017. Alle übrigen EU-Staaten bauten ihren Anteil an erneuerbaren Energien aus.
Das ist dringend nötig, damit die Gemeinschaft ihr selbstgestecktes Klimaziel erreicht. 2020 sollen EU-weit 20 Prozent des Stroms nachhaltig produziert werden. 2018 lag die Marke bei 18 Prozent (plus 0,5 Prozent). Von solchen Quoten sind die Ökostrom-Muffel der EU weit entfernt. Diese zehn Länder produzieren gemessen an ihrem Gesamtverbrauch am wenigsten erneuerbare Energien.
EU-Länder mit dem niedrigsten Anteil an erneuerbaren Energien

Man könnte meinen, dass Zypern früh auf die Kraft der Solarenergie gesetzt hätte. Die Mittelmeerinsel liegt in der Europäischen Union aber gerade einmal auf Platz 19, wenn es um den Anteil der erneuerbaren Energien geht. Der lag 2018 laut Eurostat bei 13,9 Prozent. Damit hat Zypern allerdings sein bescheidenes Ziel für 2020 von 13,0 Prozent bereits erfüllt. Das Land musste viel aufholen. 2004 (so weit reicht die Statistik zurück) stammten lediglich 3,1 Prozent des Stroms aus nachhaltigen Quellen. Im Bild das Öl- und Gaskraftwerk Vasilikos.

Ungarn hat den Anteil erneuerbarer Energien seit 2004 fast verdreifacht – das allerdings auf niedrigem Niveau. Das Land kam 2018 auf 12,5 Prozent (Ziel für 2020: 13,0 Prozent). Das war die Hälfte der Quote von Litauen. Im Bild das Wasserkraftwerk Kisköre.

Die Slowakei hat im Vergleich zu anderen Spätstartern eher niedrige Ansprüche an seinen Energiemix. Der Anteil von 6,4 Prozent im Jahr 2004 soll bis 2020 auf 14,0 Prozent steigen. 2018 lag der Wert bei 11,9 Prozent. Damit gehört die Slowakei laut Eurostat zu den vier EU-Ländern, die damals noch am weitesten von ihrem Ziel entfernt waren. Denn etliche Staaten haben ihre Marken schon vorher erreicht. Das Foto zeigt das Kohlekraftwerk Vojany.

Polen belegte mit einem Anteil von 11,3 Prozent EU-weit Platz 22. 2004 hatten erneuerbare Energien 6,9 Prozent des Strombedarfs gedeckt. 2020 sollen es 15,0 Prozent sein. Diesen Wert hatte Dänemark bereits 2004 erreicht. Abgebildet ist das Kohlekraftwerk Unteroder an der deutsch-polnischen Grenze.

Irland ist dank der ungebremsten Winde vom Atlantik ein beliebtes Ziel von Surfern. Bei Windenergie und Solarstrom aber hinkt die westlichste Nation der EU hinterher. Irland hat zwar bei seinen Zielen für 2020 Ambitionen bewiesen. Der Anteil der erneuerbaren Energien soll auf 16,0 Prozent steigen. 2004 lag er bei gerade einmal 2,4 Prozent. 2018 registrierte Eurostat jedoch erst 11,1 Prozent. Das war der drittgrößte Abstand zum nationalen Ziel in der EU. Die Statistikbehörde konnte den Wert für Irland nur schätzen. Das Bild zeigt das Öl- und Gaskraftwerk Poolbeg bei Dublin.

18,0 Prozent des Strombedarfs in der EU wurden 2018 durch erneuerbare Energien gedeckt. Bis 2020 fehlen damit noch zwei Prozentpunkte. Sollte das Ziel erreicht werden, hat dabei der Brexit geholfen. Denn das Vereinigte Königreich gehörte 2018 zu den fünf EU-Ländern mit dem niedrigsten Anteil an nachhaltig erzeugtem Strom. Die Marke von 11,0 Prozent soll bis 2020 auf 15,0 Prozent steigen. Das Vereinigte Königreich war 2004 mit einer Quote von gerade einmal 0,9 Prozent gestartet. Auf dem Foto zu sehen ist ein Offshore-Windpark vor der walisischen Küste.

Belgien ist das erste EU-Land, das 2018 weniger als ein Zehntel des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt hat. Angesichts der Quote von 9,4 Prozent sind Zweifel angebracht, dass Belgien das selbstgesteckte Ziel von 13,0 Prozent im Jahr 2020 erreichen wird. Belgien gehört ebenfalls zu den Spätstartern bei Ökostrom. Dessen Anteil betrug 204 nur 1,9 Prozent.

Luxemburg will die Ökostrom-Quote von 2004 bis 2020 mehr als verzehnfachen. Das klingt grandios, fällt auf dem Papier aber bescheiden aus. Gerade einmal 11,0 Prozent steuert das Großherzogtum an. 2018 lag der Anteil bei 9,1 Prozent. Das Foto zeigt das Pumpspeicherwerk Vianden.

Malta möchte den Anteil erneuerbaren Energien sogar verhundertfachen. Nachhaltig erzeugter Strom war auf der Mittelmeerinsel 2004 nahezu unbekannt. Der Anteil betrug damals 0,1 Prozent. Er soll 2020 auf 10,0 Prozent steigen, die Hälfte des EU-weiten Ziels. 2018 waren es 8,0 Prozent, der zweitschlechteste Wert in der EU. Was auffällt: Etliche der Staaten dieser Negativliste haben besonders niedrige Strompreise. Ob das mit am geringen Anteil von erneuerbaren Energien liegt? Im Gegenzug könnten billige Preise und ein starker Preiswettbewerb die Erzeuger abschrecken, in neue Technologien zu investieren. Oder Regierungen mit mangelndem Interesse an Umweltschutz verzichten auf CO2-Abgaben, was ebenfalls für niedrigere Endpreise sorgt. Im Kraftwerk Delimara wird Strom aus Öl gewonnen.

Das Land der Windmühlen hat offenbar wenig Interesse an Windenergie. Mit einem Anteil von 7,4 Prozent belegen die Niederlande in der EU-Rangliste den letzten Platz. Dasselbe gilt für die Wahrscheinlichkeit, dass das angestrebte Ziel für 2020 erreicht wird. Hier rangieren die Niederlande mit einem Abstand von 6,6 Prozentpunkten (Ziel: 14,0 Prozent) knapp vor Frankreich (6,4 Prozentpunkte, Gesamtplatz 16). Die rote Laterne würde selbst dann an unseren Nachbarn gehen, wenn die EU-Beitrittskandidaten in der Rangliste berücksichtigt würden. Deutschland lag 2018 mit einem Anteil von 16,5 auf Platz 17. Zur Erinnerung: EU-Spitzenreiter kam auf 54,6 Prozent Ökostrom. In Norwegen waren es gar 82,8 Prozent. Auf dem Bild ist das Gaskraftwerk Claus in der Provinz Limburg zu sehen.

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