Kommentar Elon Musk: „Das Schlimmste kommt erst noch“

Bis zur totalen Erschöpfung: Tesla-Chef Elon Musk
Bis zur totalen Erschöpfung: Tesla-Chef Elon Musk
© dpa
In einem Interview gewährt Tesla-Chef Elon Musk ungewöhnliche Einblicke in sein Seelenleben. Es sind besorgniserregende Einblicke. Nils Kreimeier über einen Unternehmer am Rande der Erschöpfung

Elon Musk ist, das lässt sich ohne jede Wertung sagen, ein besonderer Unternehmer. Sein Unternehmen, den Elektroauto-Konzern Tesla, managt er mit einem Engagement, das jeden Dax 30-Chef blass aussehen lässt. Er kämpft wie ein Löwe gegen Shortseller, skeptische Analysten und oft auch einfach gegen die Beschränkungen der Technik und die Grundregeln der Betriebswirtschaft. Auf diese Weise hat der 47-Jährige ein Unternehmen geschaffen, das zu Recht von vielen bewundert, zu Recht aber auch sehr kritisch beobachtet wird.

Nun hat der ohnehin extrovierte Musk ein Interview gegeben, in dem er deutlich macht, dass ihn dieses Engagement an eine Grenze geführt hat – und vielleicht auch darüber hinaus. Es gewährt Einblicke, wie sie ein prominenter Unternehmer wohl noch nie zugelassen hat. In der New York Times beschreibt der Tesla-Chef, offenbar mehrfach den Tränen nahe, wie die ständige Sorge um die Produktion ihn in die körperliche und geistige Erschöpfung geführt hat. Wie er seine Familie und seine Freunde vernachlässigte. Seinen Geburtstag einsam 24 Stunden lang im Büro verbrachte. Es ist von Schlafmitteln die Rede, von besorgten Freunden, von die Märkte bewegenden Tweets, die aus einem Gefühl heraus, am Steuer eines Autos abgesetzt werden.

„Ich dachte, das Schlimmste wäre vorbei, ich dachte das wirklich“, sagt Musk der Zeitung. „Aus operativer Sicht ist für Tesla das Schlimmste vorbei. Aber wenn es um das persönliche Leiden geht, kommt das Schlimmste erst noch.“

Wäre man ein Freund oder ein Arzt von Musk, dann müsste man nach solchen Sätzen eigentlich sagen: Du musst da raus. Du brauchst eine sehr lange Pause.

Tesla ohne Musk?

Aber Musk steckt in einer Lage, die er zum größten Teil selbst verursacht hat und die es im Grunde kaum erlaubt sich schnell zurückzuziehen. Tesla ist auch 15 Jahre nach seiner Gründung nicht profitabel. Nach wie vor ringt das Unternehmen darum, das für den Massenmarkt geplante Model 3 auch tatsächlich für den Massenmarkt-kompatiblen Preis von 35.000 Dollar anbieten zu können. Die Aktienmärkte, deren Liebling Tesla lange war, sind misstrauisch geworden.

Und zu allem Überfluss hat Musk dem Unternehmen ein gewaltiges rechtliches Problem aufgehalst: Nach der per Twitter verbreiteten Ankündigung, Tesla von der Börse nehmen zu wollen, muss sich das Management vor der amerikanischen Börsenaufsicht verantworten. „Finanzierung gesichert“, hatte Musk lapidar behauptet. Wenn er das aber nicht nachweisen kann, dann haben alle, die danach Tesla-Aktien gekauft haben und auch alle, die gegen die Aktie gewettet haben, eine juristische Bombe in der Hand.

Und Tesla ist Musk, noch viel mehr als Apple jemals Steve Jobs gewesen ist. Kein Mensch kann sich vorstellen, was Tesla ohne seinen genialischen Chef wäre. „Wenn Sie irgendjemanden kennen, der es besser machen kann, lassen Sie es mich wissen“, sagt er selbst in dem Interview. „Er kann den Job haben.“

Musk ist an einer Grenze angekommen, an der niemand ankommen sollte, aus welchen Beweggründen auch immer. Man kann ihm nur alles Gute wünschen.

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