„Die globale wirtschaftliche Erholung hält an“ - mit dieser guten Botschaft begann der Internationale Währungsfonds (IWF) seinen aktuellen Ausblick auf die Weltwirtschaft. Allerdings wirkten sich unterbrochene Lieferketten und erneute Corona-Wellen negativ auf die Aussichten für 2021 aus.
Die Analysten senkten die Erwartung für das laufende Jahr. Die weltweite Wirtschaftsleistung wurde auf nun 5,9 Prozent geschätzt, 0,1 Prozentpunkte weniger als im Juli 2021. Der Ausblick für 2022 blieb hingegen unverändert und hat sich sogar verglichen mit der Analyse vom April um 0,5 Prozentpunkte erhöht.
Diese Länder wachsen 2022 am stärksten
Der IWF rechnete damit, dass sich die weltweite Wirtschaftsleistung 2022 um 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöhen wird. Zu dem Plus werden demnach in erster Linie die aufstrebenden Volkswirtschaften und Entwicklungsländer beitragen. Für sie errechneten die Experten einen Zuwachs von 5,1 Prozent. Die führenden Industrienationen blieben mit 4,5 Prozent deutlich darunter – genau so wie schon 2021 (5,2 vs. 6,4 Prozent) und 2020 (minus 2,1 vs. minus 4,5 Prozent).
Diese zehn Länder werden laut dem IWF 2022 besonders stark wachsen:
Am stärksten wachsende Länder 2022

Der IWF hat für seinen Ausblick auf 2022 exemplarisch 16 Volkswirtschaften herausgegriffen. Unter ihnen kam Frankreich gemessen am erwarteten Wirtschaftswachstum mit 3,9 Prozent auf Platz zehn. Damit bleibt unser Nachbar deutlich unter den Prognosen für die entwickelten Industrienationen (4,5 Prozent) und verzeichnete gegenüber dem laufenden Jahr einen deutlichen Rückgang. 2021 wird Frankreich laut IWF hingegen leicht überdurchschnittlich abschneiden (6,3 vs. 5,2 Prozent). 2020 war die französische Wirtschaft um 8,0 Prozent eingebrochen. Das Foto zeigt den Börsenplatz in der französischen Stadt Bordeaux.

Etwas besser als für Frankreich fallen die Erwartungen der IWF-Analysten für Mexiko aus. Sie erwarteten 2022 ein Plus gegenüber dem Vorjahr um 4,0 Prozent. 2021 wird demnach vermutlich 6,2 Prozent über dem ersten Pandemiejahr schließen. Damals war die mexikanische Wirtschaftsleistung um 8,3 Prozent zurückgegangen. Das war viermal schlechter als der Durchschnittswert des IWF für aufstrebende Volkswirtschaften und Entwicklungsländer.

Deutschland kam unter den ausgewählten Ländern im IWF-Ranking auf Platz acht. Die Experten sagen für 2022 ein Wachstum um 4,6 Prozent voraus. Damit läge die Bundesrepublik knapp über den Durchschnittswerten der entwickelten Staaten (4,5 Prozent) und der Eurozone (4,3 Prozent). Ganz anders sah es noch 2021 aus: Hier erwartete der IWF mit 3,1 Prozent ein unterdurchschnittliches Ergebnis. 2020 hatte Deutschland mit minus 4,6 Prozent in etwa auf dem Durchschnittswert der entwickelten Länder gelegen (minus 4,5 Prozent).

Saudi-Arabien kommt in Zeiten stark steigender Ölpreise 2022 mit 4,8 Prozent Wachstum vor Deutschland auf Platz sieben. Für 2021 erwartete der „World Economic Outlook“ des IWF lediglich ein Plus in Höhe von 2,8 Prozent. 2020 war Saudi-Arabien 4,1 Prozent unter dem Vorjahresergebnis geblieben.

Kanada kommt in der Prognose für 2022 exakt auf das weltweit durchschnittlich erwartete Plus von 4,9 Prozent. Das bedeutete unter den 16 ausgesuchten Ländern Platz sechs. Verglichen mit 2021 (5,7 Prozent) würde der Zuwachs aber leicht abnehmen.

Das Vereinigte Königreich hatte unter den Beispielstaaten 2020 den zweitgrößten Einbruch erfahren. Die Wirtschaftsleistung ging laut IWF um 9,8 Prozent zurück. 2021 erwarteten die Analysten ein Plus von 6,8 Prozent, 2022 einen Zuwachs von 5,0 Prozent. Das bedeutete Platz fünf.

Die USA kommen unter den westlichen Ländern des Rankings beim Wachstum 2022 mit 5,2 Prozent auf Platz zwei, weltweit betrachtet reicht es auf Rang vier. Auch hier rechnet der IWF mit einer leichten Abschwächung, denn 2021 wurde eine Bilanz von plus 6,0 Prozent erwartet. Die Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten hatte sich den Angaben zufolge 2020 um 3,4 Prozent verringert – deutlich weniger als unter den sogenannten entwickelten Nationen insgesamt (minus 4,5 Prozent).

China war 2020 das einzige Land der IWF-Liste gewesen, das trotz der Pandemie ein Wirtschaftswachstum verzeichnen konnte. 2021 wird die Volksrepublik den Erwartungen zufolge mit einem Plus von 8,0 Prozent alle Länder bis auf eins überrunden. 2022 aber muss China der Prognose zufolge bereits zwei Staaten den Vortritt lassen. Der IWF rechnet dann mit nur noch 5,6 Prozent Steigerungsrate.

Spanien könnte 2022 so stark wachsen wie keine westliche Industrienation der IWF-Liste – so die Prognose denn zutrifft. Die Analysten erwarteten zuletzt, dass die spanische Volkswirtschaft 6,4 Prozent über dem Ergebnis von 2021 liegen wird. Damit könnte Spanien gegen den weltweiten Trend zulegen. Allerdings hat das südeuropäische Land auch einen großen Rückstand aufzuholen. Es hatte 2020 mit minus 10,8 Prozent den größten Einbruch verzeichnet.

Auch in Indien wird die Wirtschaftsleistung 2022 nicht mehr so stark ansteigen wie noch 2021. Aber das geschieht auf einem so hohen Niveau, dass keines der übrigen 15 Länder der IWF-Rangliste hier mithalten kann. Indiens Volkswirtschaft wird laut der Prognose 2022 um 8,5 Prozent über dem Ergebnis von 2021 (9,5 Prozent) liegen. Der IWF hatte 2020 einen Rückgang bei der indischen Wirtschaftsleistung von 7,3 Prozent verzeichnet. Der Durchschnittswert für Entwicklungsländer und aufstrebende Volkswirtschaften belief sich damals auf lediglich minus 2,1 Prozent. Das Foto zeigt die Börse in der indischen Stadt Mumbai.