Schon vor der Corona-Pandemie waren digitale Anbieter auf dem Vormarsch. Kontaktbeschränkungen und Lockdowns haben der Branchen noch einmal zusätzlichen Auftrieb verpasst. Laut Angaben des statistischen Bundesamtes verzeichneten die Online-Anbieter im deutschen Einzelhandel von Januar bis November ein Umsatzplus von fast einem Viertel.
Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel (bevh) macht sich das auch in einzelnen Branchen bemerkbar. So wuchs der Online-Handel mit Bekleidung im vierten Quartal um rund 26 Prozent. Das Online-Geschäft mit Lebensmitteln verzeichnete ebenfalls ein Umsatzplus von 24 Prozent. Als international größter Profiteur im E-Commerce gilt Online-Riese Amazon. Im dritten Quartal stieg der Umsatz des Konzerns um mehr als ein Drittel auf 96 Mrd. US-Dollar an, der Gewinn verdreifachte sich auf 6,3 Mrd.
Auch in 2021 dürften Online-Anbieter weiter sehr gefragt bleiben. Die amerikanische Bewertungsplattform Best Accounting Software hat deshalb 99 Länder auf die wichtigsten Voraussetzungen für die Gründung eines Online-Business überprüft. Anhand von 20 Kategorien bewertet die Plattform die einzelnen Länder. Dazu zählen unter anderem:
- Internetnutzung, -geschwindigkeit und -sicherheit
- Bruttonationaleinkommen und Steuersätze
- Dauer, Kosten und bürokratischer Aufwand einer Firmengründung
- Logistik und Leistungsfähigkeit des Postsektors
Im Hinblick auf internationale Geschäftsfelder betrachtet das Ranking außerdem die Anzahl der Länder in der gleichen Zeitzone – ein Faktor, der vor allem vielen europäischen Ländern zugute kommt. Das macht sich auch im Ranking der zehn besten Standorte bemerkbar. Das Gesamtfazit fällt trotzdem verhalten aus, denn keines der Länder schafft es in allen Kategorien als Spitzenreiter zu punkten. Auch für die Bestplatzierten gibt es daher Nachholfbedarf in Sachen digitale Infrastruktur.
Diese Länder haben die besten Voraussetzungen für ein Online-Business
Die besten Länder für Online-Unternehmensgründung

69,64 von 100 möglichen Punkten holt sich Luxemburg und landet damit auf dem zehnten Platz im Ranking. Das Großherzogtum kann zwar mit dem dritthöchsten Bruttonationaleinkommen und einem gut ausgebauten Internet punkten. Im Vergleich zu den anderen Ländern im Ranking bleibt Luxemburg allerdings bei den Co-Working-Spaces und der Logistik zurück. Hier reicht es jeweils nur für Platz 16 von 99. Auch die durchschnittliche Dauer, um ein Unternehmen offiziell zu gründen ist mit 17 Tagen deutlich länger.

Auf den neunten Platz schafft es Kanada mit 70,11 Punkten. Zwar kann man hier nicht mit einem günstigen Unternehmenssteuersatz (rund 26,8 Prozent) und der Infrastruktur von Co-Working-Spaces auftrumpfen. Dafür dauert es lediglich zwei Werktage, um eine Firma zu gründen. In den meisten anderen Kategorien liegt Kanada im oberen Mittelfeld.

In Sachen Logistik zählt Deutschland zu den Spitzenreitern des Rankings. Auch die Verfügbarkeit verschiedener Zahlungsdienstleister bekommt im internationalen Vergleich die volle Punktzahl. Mit 70,86 Punkten landet Deutschland damit knapp vor Kanada. Internetgeschwindigkeit und -sicherheit sind allerdings noch ausbaufähig. Auch die offizielle Registrierung eines neuen Unternehmen ist umständlicher als bei der Konkurrenz unter den Top 50. Der Unternehmenssteuersatz von 29,89 Prozent ist auch nicht gerade günstig.

Singapur ist das zweite von drei nicht europäischen Ländern in den Top Ten. Vor allem bei der Internetgeschwindigkeit kann der Stadtstaat punkten. Auch die wirtschaftlichen Freiheiten, darunter Eigentumsrechte, Wirksamkeit der Justiz, Geschäfts-, Arbeits-, Währungs- und Handelsfreiheit, sind für Unternehmen vorteilhaft. Mit 17 Prozent sind die Unternehmenssteuern in Singapur am niedrigsten. Singapur als Markt ist relativ klein: Lediglich die Hälfte der 5,6 Millionen Singapurer nutzt das Internet fürs Online-Shopping, außerdem hat nur jeder Vierte einen Breitbandanschluss. Auch die Infrastruktur für Co-Working-Spaces ist ausbaufähig. Insgesamt heißt das Platz acht mit einer Punktzahl von 71, 85 Punkten.

Schweden landet im Ranking auf Platz sechs (73,54 Punkte). In den meisten Kategorien bewegt sich das skandinavische Land im oberen Mittfeld. In Sachen Logistik erreicht Schweden sogar die zweitbeste Bewertung. Auch die Bevölkerung ist kauffreudig im Netz unterwegs: Rund 84 Prozent der Schweden shoppen online. Bei der Internetsicherheit und der Infrastruktur der Co-Working-Spaces hat Schweden allerdings Nachholbedarf.

Auch Norwegen auf Platz fünf überzeugt bei Sicherheit und Co-Working-Spaces nicht. Letzteres ist auf die geringe Bevölkerungsdichte zurückzuführen. Auch die wirtschaftlichen Freiheiten für Unternehmen sind unter den zehn Ländern des Rankings die geringsten. Das liegt vor allem an der hohen Steuerbelastung. Trotzdem: 89 Prozent der Bevölkerung nutzt das Internet zum Einkaufen. Damit kommt Norwegen im Ranking auf insgesamt 74,26 Punkte.

Die meisten Co-Working-Spaces, insgesamt rund 2421, des Ranking stehen in den USA. Das dürfte aber auch der Größe der Vereinigten Staaten geschuldet sein. Gegenüber anderen Ländern im Ranking können die USA mit einer hohen Serversicherheit und einem geringen Aufwand bei der Unternehmensgründung punkten. Auch bei der Verfügbarkeit von Zahlungsanbietern sind die USA top. Die mobile Internetgeschwindigkeit ist mit 53,44 Mbps allerdings die langsamste verglichen mit den anderen Ländern des Rankings. In der Gesamtwertung gibt es daher 75,2 Punkte und damit Rang vier.

Platz drei des Rankings belegen die Niederlande mit 77,58 Punkten. Dafür sorgen unter anderem die gute digitale Infrastruktur sowie die Verfügbarkeit von digitalen Zahlungsanbietern. Eine Unternehmensgründung dauert hier nur vier Tage. Die mobile Internetgeschwindigkeit kann sich auch sehen lassen – die höchste der zehn Top-Länder mit 88,13 Mbps. Beim Breitband erreichen die Niederlande mit 125,82 Mbps allerdings den zweitschlechtesten Wert des Rankings und werden damit nur von Deutschland unterboten.

Mit 78,2 von 100 möglichen Punkten verpasst die Schweiz knapp den Spitzenplatz im Ranking. Die Leistung von Lieferdiensten und Post sind im internationalen Vergleich unübertroffen. Das heißt bei Zustellern ist die Zuverlässigkeit, Reichweite und Belastbarkeit besonders hoch. Der hohe Handlungsspielraum ihrer Unternehmen scheint der Schweizer genauso am Herzen zu liegen wie die bürokratische Einfachheit mit der man ein Start-up gründen kann: In beiden Bereiche zählen die Bewertungen zu den besten. Lediglich bei den Co-Working-Spaces und der Internetsicherheit muss die Schweiz noch nachjustieren.

78,46 Punkte reichen Dänemark für die Führung im Ranking. In vielen Kategorien konnte sich das Land auf den vorderen Rängen platzieren. Bei der Internetsicherheit sticht es mit 277.000 sicheren Servern pro eine Million Einwohner aber deutlich gegenüber anderen Ländern hervor. Trotzdem gibt es auch hier etwas Nachholbedarf. Gegenüber der Schweiz erreichen Post und Lieferdienste nämlich gerade einmal halb so viele Punkte.