Ende Juni 2021 hat extremer Hagel in Teilen Österreichs Hausdächer durchschlagen und Äcker verwüstet. Das Unwetter mit hühnereigroßen Hagelkörnern hat erneut gezeigt, welch verheerende Schäden Unwetter innerhalb kürzester Zeit anrichten können. Das spiegelt auch die Bilanz 2020 wider. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) registrierte bundesweit Schäden durch Sturm, Hagel oder Hochwasser in Höhe von 1,95 Milliarden Euro. Allein 675 Millionen Euro entfielen auf Sturmtief „Sabine“, das im Februar 2020 gewütet hatte. „Das hat erneut gezeigt, dass ein einziger Sturm mehr als ein Drittel des Gesamtschadens verursachen kann“, sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. „Sabine“ kam demnach auf Platz sieben der schwersten Winterstürme in Deutschland seit 2002.
Höchste Unwetterschäden
Insgesamt aber fiel die Unwetterbilanz positiv aus. Sie blieb deutlich unter der Prognose. Die Versicherer hatten sich auf Schäden in Höhe von 3,8 Milliarden Euro eingestellt. „2020 war erfreulicherweise ein deutlich unterdurchschnittliches Naturgefahrenjahr. Das lag vor allem daran, dass schwere Hagelereignisse und im Herbst schwere Stürme ausgeblieben sind“, sagte Asmussen. Der Verband betonte jedoch: „Der tatsächliche Schaden durch Naturgefahren liegt indes noch höher, denn nicht alle Häuser sind komplett versichert.“
Naturgefahren haben die Bundesländer 2020 sehr unterschiedlich hart getroffen. In diesen Regionen fielen die Schäden durch Sturm und Hagel am höchsten aus.
Diese Bundesländer sind am stärksten von Unwettern betroffen
Der GDV kategorisiert die Schadenhöhe durch Naturgefahren in den Bundesländern nach zwei Kriterien: Schadenaufwand in der Sach- und Kraftversicherung sowie Schadenhäufigkeit pro 1000 Verträge in der Sachversicherung. Gemessen am Schadenaufwand lagen 2020 Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils 44 Mio. Euro auf Platz neun der Bundesländer mit den höchsten Schäden durch Naturgefahren. Sie hatten 2019 auf Platz acht und neun rangiert. Sachsen-Anhalt kam auf eine Bilanz von 48 Mio. Euro. In Thüringen war es 1 Mio. Euro weniger. Gemessen an der Schadenhäufigkeit durch Sturm und Hagel listete der GDV die beiden Bundesländer auf Platz sieben (je 21,6 Schäden pro 1000 Verträge).
Schleswig-Holsten wurde gegen den Trend 2020 stärker von Unwettern heimgesucht als im Vorjahr. Die Schadenhöhe stieg von 39 auf 49 Mio. Euro. Damit kletterte das nördlichste Bundesland von Platz zwölf auf Rang acht. Platz neun war es bei der Schadenhäufigkeit (20,8).
In Sachsen mussten Versicherer hingegen sehr viel weniger für Schäden durch Sturm und Hagel zahlen als 2019. Die Schadensumme halbierte sich von 119 auf 55 Mio. Euro. Sachsen fiel damit im Ranking einen Platz. Bei der Schadenhäufigkeit landete das Bundesland auf Platz elf (18,6).
Rheinland-Pfalz verzeichnete bei Unwetterschäden 2020 kaum einen Unterschied zum Vorjahr. Die Summe der verursachten Schäden stieg leicht von 97 auf 102 Mio. Euro. Rheinland-Pfalz kletterte damit im Ranking einen Platz nach oben. Bei der Schadenhäufigkeit belegte es hingegen mit 29,4 Schäden pro 1000 Verträge bundesweit Platz vier.
Versicherte in Hessen haben 2020 deutlich weniger Schäden durch Hagel, Sturm oder Überschwemmungen gemeldet. Die Schadensumme sank laut GDV von 208 auf 131 Mio. Euro. Hessen fiel damit vom dritten auf den fünften Platz. Rang zehn war es gemessen an der Schadenhäufigkeit je 1000 Verträge (18,6).
Sturmtief „Sabine“ hatte im Februar 2020 unter anderem in Niedersachsen gewütet. Es sorgte für einen gegen den bundesweiten Trend höhere Schadensumme. Sie stieg von 153 auf 230 Mio. Euro. Niedersachsen war damit das Bundesland mit den vierthöchsten Schäden bundesweit (2019: Platz fünf). Gemessen an der Schadenhäufigkeit kam Niedersachsen auf Platz drei (29,9, Vorjahr: 22,2).
„Sabine“ war auch durch Baden-Württemberg gezogen. Auf dem höchsten Berg des Bundeslandes, dem Feldberg, wurden Windspitzen von 178 km/h gemessen. Der Sturm sorgte mit dafür, die Schadensumme von 177 auf 293 Mio. Euro in die Höhe zu treiben. Baden-Württemberg stieg im Ranking einen Platz. Bei der Schadenhäufigkeit fiel die Veränderung massiver aus. Hier kletterte das Bundesland vom drittletzten Platz auf Rang fünf (23,0).
Bayern war 2019 mit weitem Abstand das Bundesland mit den höchsten Schäden durch Sturm und Hagel gewesen. 2020 fiel die Bilanz deutlich niedriger aus. Die Versicherer registrierten nur noch 415 Mio. Euro statt 675 Mio. Euro. 2019 hatte Sturmtief „Jörn“ die Summe nach oben getrieben.
Nordrhein-Westfalen war 2020 das Bundesland mit den höchsten Schäden durch Naturgefahren. Sie summierten sich laut GDV auf 422 Mio. Euro. 2019 hatte Nordrhein-Westfalen mit 348 Mio. Euro auf Rang zwei gelegen. Diese Platzierung wurde es 2020 bei der Schadenhäufigkeit (31,1). Gemessen an der Schadenhäufigkeit war das Saarland wie schon 2019 bundesweit die Nummer eins. Die geringsten Schadensummen gab es in Mecklenburg-Vorpommern (20 Mio. Euro) sowie in den Stadtstaaten Berlin (11 Mio. Euro) und Bremen (6 Mio. Euro). Die geringste Schadenhäufigkeit verzeichneten die Versicherer in Mecklenburg-Vorpommern (13,6), Brandenburg (12,1) und Berlin (3,4).