Microsoft-Mitgründer Bill Gates ist nicht von ungefähr seit 35 Jahren einer der reichsten Menschen der Welt. Erst punktete der Software-Konzern mit seinen eigenen Produkten rund ums Betriebssystem Windows. Später erweiterte Microsoft sein Geschäftsfeld durch Zukäufe. Warum selbst erfinden, wenn man sich innovative Start-ups und aufstrebende Konkurrenten einverleiben kann? Den Anfang machte 1987 das Software-Unternehmen Forethought, aus dessen Präsentationsprogramm Powerpoint wurde.
Übernahmen von Microsoft
Microsoft treibt diese Art der Expansion aktuell wieder voran. Das US-Unternehmen wildert dabei auch im Bereich von Konkurrent Apple. Gerade hat Microsoft einen Miterfinder des Sprachassistenten Siri gekauft. Es ist die bislang zweitteuerste Akquisition in der Geschichte von Microsoft.
Die neuen Geschäftsfelder bleiben aber oft zumindest nach außen hin eigenständig und werden nicht etwa durch eine Namensänderung in die Microsoft-Markenwelt eingegliedert. Deshalb ist es manchmal überraschend, welche Marken alle zum Konzern von CEO Satya Nadella gehören. Dies sind einige der Unternehmen, die von Microsoft übernommen wurden.
Die teuersten Übernahmen von Microsoft
Nuance Communications wäre einst beinahe von Apple übernommen worden. Am Ende kaufte der iPhone-Hersteller aber lediglich das Know-how zur Spracherkennung ein, um seinen Sprachassistenten Siri zu kreieren. Nuance ist weiterhin für Spracherkennung und Künstliche Intelligenz bekannt. Die Software des Unternehmens aus Burlington, Massachusetts, kommt unter anderem in der Gesundheitsbranche, im Einzelhandel oder bei Finanzinstituten zum Einsatz. Nun hat Microsoft zugeschlagen. Im April 2021 wurde bekannt, dass Microsoft den Siri-Miterfinder für rund 19,7 Mrd. US-Dollar übernimmt. Nur für eine andere Übernahme hat der Konzern bislang mehr Geld ausgegeben.
Soziale Netzwerke gehörten lange Zeit nicht zum Geschäftsmodell von Microsoft. Das änderte sich 2016, als der Software-Konzern Linkedin übernahm. Es ist die bis heute teuerste Akquisition der Firmengeschichte. 27 Mrd. Dollar zahlte Microsoft damals für die Plattform, mit der sich Geschäftskontakte knüpfen und pflegen lassen. Das 2003 im kalifornischen Sunnyvale gegründete Unternehmen zählt nach eigenen Angaben weltweit rund 740 Millionen Nutzer.
Die Nummer drei unter den bislang teuersten Ankäufen von Microsoft war Skype. Der Videotelefonie-Dienst wurde 2011, rund acht Jahre nach seiner Gründung, übernommen. Microsoft ließ sich Skype etwa 8,5 Mrd. Dollar kosten. Der Dienst erlebte während der Corona-Pandemie unter Privatnutzern und Homeoffice-Arbeitern einen Boom und trug zum Wachstum von Microsoft bei.
Diese Microsoft-Akquisition ist eher etwas für Fachleute. 2018 kaufte das Unternehmen Github, eine Plattform für Softwareentwickler. Private Nutzer finden dort auch innovative Code-Lösungen und Programme, die (noch) nicht in offizielle App Stores angeboten werden. Microsoft zahlte 7,5 Mrd. Dollar für GitHub. Damit war der Dienst teurer als der einst größte Handy-Hersteller der Welt.
Diese Übernahme war für viele Beobachter endgültig der Anfang vom Ende. 2014 verkaufte Nokia seine Mobiltelefonsparte an Microsoft. Kostenpunkt: vergleichsweise magere 7,2 Mrd. Dollar. Der einstige Marktführer der Handybranche war da, sieben Jahre nach dem Debüt des ersten iPhones, nur noch ein Schatten seiner selbst. Im Konkurrenzkampf mit iOS und Android wollten Microsoft und Nokia ab 2011 gemeinsam mit Windows-basierten Smartphones bestehen. Aber was auf Computer so erfolgreich war, setzte sich auf Mobiltelefonen nicht durch. Aus der Handysparte des finnischen Unternehmens wurde nach der Übernahme Microsoft Mobile. 2017 wurde der Dienst aufgelöst.
In anderer Hinsicht konnte sich Microsoft aber dank einer Übernahme auf Android- oder iOS-Geräten etablieren. 2016 übernahm der Konzern Swiftkey, einen Entwickler von virtuellen Tastaturen mit Autovervollständigungsfunktion. Er zahlte für das britische Unternehmen 250 Mio. Dollar und benannte es in Microsoft Swiftkey um.
Manchmal sind Markennamen mit hohem Wiedererkennungswert nach dem Kauf durch Microsoft aber auch verschwunden. 1997 wurde die Übernahme von Hotmail mit 500 Mio. Dollar zur bis dato größten Akquisition der Firmengeschichte. Der Gratis-E-Mail-Dienst zählte damals knapp neun Millionen Nutzer pro Monat. Microsoft integrierte Hotmail in seine MSN-Dienste und behielt den Namen mit diversen Zusätzen zunächst bei. 2012 aber gab es den Relaunch des Webmail-Service als Outlook.com.