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Landtagswahl Brandenburg Edeka-Chefs wollen nichts mehr zu Protest gegen Anti-AfD-Kampagne sagen

Edeka-Markt in der Friedrichstraße, Berlin
Ein Edeka-Supermarkt in Berlin
© Schoening / Picture Alliance
Edeka hatte sich kürzlich mit einer Werbekampagne gegen die rechte Partei gestellt. Daraufhin protestierten viele Martkchefs in den sozialen Medien – doch auf Nachfrage sprechen will keiner von ihnen

Am heutigen Sonntag wählt Brandenburg einen neuen Landtag. Die in Teilen rechtsextreme AfD könnte dabei stärkste Kraft werden: Laut dem ZDF-Politbarometer Extra der Forschungsgruppe Wahlen vom Donnerstag lag die AfD zuletzt bei 28 Prozent und die SPD bei 27 Prozent. Die CDU kommt demnach auf 14 Prozent und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf 13 Prozent. Grüne, Linke und BVB/Freie Wähler scheitern der Umfrage zufolge an der Fünf-Prozent-Hürde.

In der Wirtschaft sorgen sich viele Vertreter vor einem starken Abschneiden der AfD. Schon vor den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang September warnten etwa die Deutsche Bank und Volkswagen vor der Partei, genauso wie Edeka. Der Lebensmittelhändler hatte auch die Menschen in Brandenburg per Zeitungsanzeige dazu aufgerufen, nicht die AfD zu wählen. Sie erschien Ende August bundesweit in Medien wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Zeit“.

Die Kampagne stieß jedoch nicht überall auf Zustimmung. Auch in den eigenen Reihen regte sich Protest: Mehrere Kaufleute und Inhaber von Edeka-Märkten äußerten ihre Kritik an dem Alleingang der Edeka-Zentrale in Hamburg und lehnten die politische Positionierung des Konzerns ab. Ihrem Ärger machten sie in sozialen Medien Luft, insbesondere auf den Plattformen Instagram und Meta (ehemals Facebook). Capital fragte bei vielen von ihnen nach–aber öffentlich über ihre Kritik sprechen wollte keiner von ihnen.

Edeka-Werbung: Blau als „Warnhinweis der Natur“

Doch worüber genau regen sich die Kaufleute überhaupt auf? Die Edeka-Anzeige zeigt Fotos verschiedener Gemüse- und Obstsorten – mit Ausnahme blauer Produkte. „Warum bei Edeka Blau nicht zur Wahl steht“, prangt in der Mitte. Damit spielt Edeka auf das Parteilogo der AfD an, dessen Schriftzug blau ist. In der Werbung erklärt der Lebensmittelhändler: Blaue Lebensmittel seien „ein natürlicher Warnhinweis der Natur, der uns sagt: Achtung! Ich könnte unverträglich sein!“. Blau sei ein „Feind gesunder Vielfalt“. Zu den Landtagswahlen unter anderem in Brandenburg solle man deshalb die Warnhinweise richtig lesen, appeliert der Konzern, „und für ein verträgliches Miteinander sorgen“.

AfD-Printanzeige von Edeka
Im Auftrag von Edeka und der Werbeagentur Jung von Matt wurde diese Anzeige veröffentlicht.
© Jung von Matt/Linkedin

Der Protest der Einzelunternehmer

In den sozialen Medien sorgten daraufhin einige Inhaber einzelner Edeka-Filialen mit Stellungnahmen gegen die Anzeige für Aufsehen. Sie distanzierten sich von der politischen Kampagne der Edeka-Zentrale und betonten, dass sie sich lieber auf den traditionellen Leitspruch des Unternehmens „Frische, Qualität und Service“ stützen, anstatt sich öffentlich politisch zu positionieren, insbesondere gegen Rechtsextremismus.

Die Kaufleuten fürchten offenbar vor allem mögliche Umsatzeinbußen in Regionen mit einer hohen AfD-Wahlquote. So äußerten sich etwa die Inhaber des „Nah und Gut Schmidt“ im sächsischen Bockau: „Mit solchen Maßnahmen werden unsere Existenz und Arbeitsplätze gefährdet.“ Und weiter: „Wir sind Lebensmittelhändler, keine Politiker, und wir sind auf jeden Kunden angewiesen.“

Auch andere Supermärkte wie etwa Edeka Bienek aus Halberstadt äußerten Kritik an der Kampagne: „Weshalb sich die Edeka mit solchen Beiträgen zur Politik äußert, kann ich nicht nachvollziehen und lehne dies auch dementsprechend ab!“ 

Fragen unerwünscht: „Das geht Sie nichts an“

Capital hat die Edeka-Märkte kontaktiert, um über den Protest zu sprechen. Doch auch auf mehrfache Nachfrage wollten sich die Inhaber nicht zu ihren kritischen Social-Media-Posts äußern. „Der Chef ist im Urlaub“, „Niemand ist derzeit im Haus“ oder „Das geht Sie nichts an“ hieß es zur Begründung.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hingegen stellt sich klar gegen die AfD und den zunehmenden Rechtsruck in Deutschland. „Ein Rechtsruck bei den kommenden Wahlen wäre eine Bedrohung für unsere tolerante und offene Gesellschaftsordnung.“ HDE-Präsident Alexander von Preen äußerte scharfe Kritik an AfD-Politiker Björn Höcke: „Mit Björn Höcke hat sich eine der Führungsfiguren der AfD erneut selbst demaskiert, als er den Familienunternehmen, die öffentlich eine Aktion für Vielfalt in Gesellschaft und Wirtschaft unterstützen, die Insolvenz wünschte.“

Diese Kritik bezog sich auf Höckes Anfeindungen gegenüber Familienunternehmen, die an der Kampagne „Made in Germany – Made by Vielfalt“ für mehr Toleranz und Weltoffenheit teilgenommen hatten.

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