Bis 2026 soll der Lieferanteil an amerikanischem Rindfleisch auf 35.000 Tonnen steigen, so will es ein neues Handelsabkommen zwischen den USA und der EU. Bleibt der Fleischkonsum bis dahin unverändert, könnten demnach drei Viertel der Rindfleisch-Importe nach Europa von US-Produzenten stammen. Für die USA könnte die neue Quote Schätzungen zufolge ein Plus von 377 Mio.Euro bedeuten. Der Wert der Rindfleisch-Importe aus den USA wäre damit um mehr als das Doppelte gestiegen.
Das Abkommen gilt dabei als Zugeständnis an die USA, um die angedrohten Strafzölle auf europäische Autoimporte zu verhindern. Aus ähnlichen Gründen importiert die EU seit Juli 2018 außerdem mehr Soja und Flüssiggas. Die Folge: Bis Mai 2019 stieg die Importmenge für US-Flüssiggas um 272 Prozent, die für Sojabohnen um 121 Prozent. Eine Entscheidung über US-Strafzölle auf europäische Autoimporte steht allerdings immer noch aus – und soll erst im November fallen.
Wichtigster Handelspartner trotz Streitigkeiten
Immer wieder hatte es in den vergangenen Monaten zwischen Europa und seinem transatlantischen Partner gekriselt. Grund ist der hohe Export-Überschuss von EU-Waren, der zuletzt mit 139 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert erreichte. Denn 2018 lieferte die Europäische Union rund ein Fünftel ihrer Produkte in 2018 an die Vereinigten Staaten, den größten Abnehmer von EU-Waren weltweit.
Die Regierung unter Donald Trump sieht in dem Ungleichgewicht eine Benachteiligung von US-Unternehmen und drohte in der Vergangenheit daher mehrfach mit Strafzöllen auf europäische Produkte. Im Streit um die Subventionierung der Flugzeugbauer Airbus und Boeing plante die US-Regierung zuletzt neue Zusatzzölle – unter anderem auf Käse, Pasta und Whiskey.
Trotz der Streitigkeiten bleibt die EU allerdings einer der wichtigsten amerikanischen Handelspartner, laut dem Büro des US-Handelsbeauftragten ist sie sogar der wichtigste Exportmarkt. So stammten rund 14 Prozent aller Importwaren in 2018 laut Eurostat aus den Vereinigten Staaten. Nur China hatte mit 20 Prozent einen höheren Anteil. Am häufigsten importierte die europäische Staatengemeinschaft dabei diese US-Produkte, besagt eine Statistik der EU-Generaldirektion Handel:
Das sind die Haupt-Importe der EU aus den USA
Das sind die Haupt-Importe der EU aus den USA
Mit einem Warenwert von 22,6 Mrd. Euro machen medizinische und optische Geräte – darunter Mikroskope, Linsen und Teleskope – rund 8,5 Prozent der europäischen Importe aus den USA aus. Die Wareneinfuhr ist dabei im Vergleich zu 2017 um ein Prozent zurückgegangen. Der Export von Geräten in die USA ist dagegen um sechs Prozent auf einen Warenwert von etwa 30 Mrd. Euro gestiegen. Doch dieses Verhältnis ist kein Einzelfall in vielen zentralen Produkt-Kategorien verkauft die EU mehr an ihre amerikanischen Handelspartner als sie selbst einkauft.
Die Ölproduktion in den USA hat sich in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Grund für den Boom der letzten Jahre ist eine neue Methode zur Förderung von Schieferöl – das sogenannte Fracking. Trotz des enormen Eigenbedarfs exportierten die Vereinigten Staaten zuletzt zwei Millionen Fass pro Tag. Öl im Wert von 24 Mrd. Euro geht dabei auch die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Vor allem Deutschland steigerte in 2018 seine US-Rohöl-Importe auf 3,9 Millionen Tonnen um ein Vierfaches. An den EU-Einfuhren hat Öl einen Anteil von 8,9 Prozent – und erreicht damit Platz fünf.
Fahrzeug-Lieferungen – darunter Autos, Fahrräder, Motorräder, aber auch Schiffe und Schienenfahrzeuge – machten in 2018 einen Anteil von 12,6 Prozent aller EU-Importe aus den Vereinigten Staaten aus. Während die USA allein Autos im Wert von 50,4 Mrd. Euro importiert, beträgt der Anteil europäischer Fahrzeug-Importe aus den USA 33,7 Mrd. Euro. Im Ranking der höchsten EU-Importe reicht das für Platz vier.
Ein beträchtlicher Anteil aller US-Warenlieferungen an die EU entfällt auf die Luftfahrtbranche. Das Büro des US-Handelsbeauftragten verzeichnet für die Kategorie in 2018 einen Import-Wert von umgerechnet 41,4 Mrd. Euro. Dazu gehören auch Militärflugzeuge und Hubschrauber. Beispielsweise bestellten Deutschland und Frankreich bei der US-Firma Lockhead das Militärflugzeug Hercules C-130J. Gegen Hubschrauber und Flugzeuge für den privaten Gebrauch hatte die EU dagegen im April noch mit Strafzöllen gedroht, sollten die USA im Subventionierungsstreit neue Zussatzzölle verhängen.
2018 waren die USA der europäische Haupthandelspartner für medizinische und chemische Waren. Während der Export von Chemikalien in die USA im Vergleich zu 2017 um ein Zehntel angewachsen ist, nahmen die EU-Importe von Chemikalien aus den USA lediglich um zwei Prozent zu. Zum Vergleich: Die Importe chemischer Produkte aus China sind dreimal so stark – um 2,5 Mrd. Euro – gewachsen. Insgesamt importierte die Europäische Union amerikanische Chemie-Produkte im Wert von 24,4 Mrd. Euro. Ergänzt man die Einfuhr pharmazeutischer Produkte betragen die US-Importe 49,4 Mrd. Euro – ein Anteil von 18,5 Prozent aller Warenlieferungen.
Maschinen und Maschinenzubehör kommen auf Platz eins der häufigsten US-Importe: Ihr Warenwert liegt laut dem Büro des US-Handelsbeauftragten zwar nur bei umgerechnet 30,5 Mrd. Euro. Die EU-Generaldirektion Handel fasst die Produkt-Kategorie, zu der vor allem Industriemaschinen, aber auch Generatoren und elektrische Geräte gehören, dagegen viel weiter und spricht von einem Warenwert von knapp 76 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil von 28,4 Prozent aller Importe. Die Exporte von Maschinen in die USA sind umgekehrt aber noch viel höher – 2018 lag der Warenwert bei knapp 102 Mrd. Euro.