Zwar kündigte US-Präsident Donald Trump beim G7-Gipfel im französischen Biarritz an, dass es "sehr bald" zu neuen Verhandlungen mit China kommen werde . Seit dem 1. September stehen alle Zeichen im Handelsstreit aber erstmal wieder auf Eskalation . Dann nämlich erhöhte die US-Regierung für einen Teil der chinesischen Produkte die Importzölle von zehn auf 15 Prozent. Schätzungen zufolge umfassen die neuen Zölle ein Gesamtvolumen von 112 Mrd. US-Dollar . Im Dezember sollen weitere Zölle im Wert von 160 Mrd. US-Dollar folgen.
Auch Peking hat am Sonntag an der Zoll-Schraube gedreht. Schon am 23. August hatte das chinesische Handelsministerium Zusatzzölle von fünf bis zehn Prozent auf US-Waren im Wert von 75 Mrd. Dollar angekündigt. Wie in den USA auch, sollen die Zölle in zwei Schritten am 1. September und am 15. Dezember angehoben werden.
Seit Sonntag gelten deshalb unter anderem zehn Prozent Zusatzzölle auf Importe von Fleisch, Gemüse, Obst, Kleidung und Lederwaren. Für Sojabohnen, Milchprodukte, Pilze und Chemikalien aus den USA sind die Zölle ebenfalls um fünf Prozent angestiegen.
Handelsstreit seit einem Jahr
Seit mittlerweile einem Jahr überziehen sich China und die USA immer wieder gegenseitig mit neuen Zusatzzöllen. Besonders auffällig: China verhängt die eigenen Vergeltungszölle häufig am selben Tag wie die USA, das Gesamtvolumen der betroffenen Waren ist dagegen deutlich geringer. Grund für die Diskrepanz: Die USA importieren Waren mit einem Gesamtwert von rund 540 Mrd. Dollar in 2018 mehr als das Vierfache der chinesischen Importe an US-Produkten – rund 120 Mrd. Dollar.
Die US-Strafzölle belaufen sich daher insgesamt mittlerweile auf etwa 362 Mrd. US-Dollar (zuletzt 250 Mrd. US-Dollar ). China hat dagegen bisher insgesamt Zusatzzölle im Wert von 185 Mrd. US-Dollar auf US-Waren verhängt. Dazu gehören auch diese Produkte:
Für diese US-Waren galten Chinas Zusatzzölle schon vorher
Für diese US-Waren gelten Chinas Strafzölle
Auf die US-Strafzölle auf Aluminium und Stahl reagierte China mit Strafzöllen auf 128 US-Produkte im Wert von 3 Mrd. US-Dollar. Ganz vorne auf der Liste: Verschiedene Nussarten, allesamt mit Zusatzzöllen zwischen 20 und 40 Prozent. Spitzensätze von 40 Prozent gelten zum Beispiel auf Haselnüsse und Walnüsse mit Schale. Auch Früchte, Wein und Schweinefleisch landeten auf dieser ersten Zoll-Liste.
Am 6. Juli 2018 holte China im Strafzoll-Streit mit den USA noch mal zum Gegenschlag aus: 545 US-Waren im Wert von 34 Mrd. US-Dollar wurden mit 25 Prozent Strafzöllen belegt. Dazu zählten viele Agrarprodukte sowie Meeresfrüchte. Mit der neuen Tranche steigen die Zölle für einige der Produkte auf dieser zweiten Zoll-Liste um zusätzlich zehn Prozent. Auf Meeresfrüchte gelten somit seit Sonntag 35 Prozent Importzölle.
Als Revanche für die US-Strafzölle im Wert von 16 Mrd. US-Dollar, die am 23. August 2018 in Kraft traten, zog China in der dritten Strafzoll-Runde ebenfalls gleich: Rund 333 US-Waren – insgesamt derselbe Warenwert wie die amerikanischen Zölle – erhielten neue Zollsätze von 25 Prozent. Während die USA es bei den Zöllen vor allem auf Metalle und Chemikalien abgesehen hatten, setzte Peking unter anderem Rohöl, Diesel und Kohle auf die Zoll-Liste.
Am 24. September verhängten die USA die Zoll-Tranche mit dem bisher größten Volumen von 200 Mrd. US-Dollar. Auch Chinas Zoll-Liste erreichte einen neuen Höchstwert von 60 Mrd. US-Dollar. Allerdings betrug der Wert im Vergleich zu den amerikanischen Zöllen lediglich ein Drittel. Die chinesischen Zusatzzölle dieser Tranche gelten dabei gestaffelt: Für die 5207 US-Waren gelten Sätze zwischen fünf und 25 Prozent. Auf den insgesamt vier Zoll-Listen finden sich dabei auch Industriechemikalien, Kaffee und Honig.
Vor der Erhöhung am Sonntag hatte China seine Zölle zuletzt am 1. Juni 2019 angepasst. In Reaktion auf die Erhöhung der US-Zusatzzölle vom 10.Mai antwortete die Volksrepublik mit eigenen Sondersätzen. Wie schon im September 2018 verhängte China Zölle zwischen 5 und 25 Prozent. Sie gelten seit Juni für 5140 US-Waren, darunter Sportausrüstung, Musikinstrumente und Wein.
Eigentlich gelten die Zusatzzölle auf Sojabohnen in Höhe von 25 Prozent schon seit dem 6. Juli 2018. Seit Sonntag sind die Sätze auf die Bohnen aber noch einmal um fünf Prozent gestiegen. Damit zählen die Bohnen zu den 5078 US-Produkten der Zoll-Tranchen am 1. September und 15. Dezember. Auch Autos stehen wieder auf diesen Listen. Im Januar hatte Peking Strafzölle für Autos und Autoteile aus den USA vorläufig ausgesetzt – als versöhnliches Signal an die US-Regierung. Ab dem 15. Dezember sollen sie nach jüngsten Plänen aber wieder gelten.