Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich auf ihrer Sitzung im Oktober dafür entschieden, einerseits ihr Anleihekaufprogramm im monatlichen Volumen auf 30 Mrd. Euro zu halbieren, es andererseits aber bis September 2018 zu verlängern. Damit spielt die EZB aus zwei Gründen auf Sicherheit. Erstens vermeidet sie durch die Volumenreduktion, dass ihr die verfügbaren Anleihen ausgehen. Zweitens vermeidet sie, dass es an den Anleihemärkten durch einen raschen Ausstieg zu Verwerfungen kommt.
Wir hatten an dieser Stelle schon im Juli darauf hingewiesen, mit welchen Problemen die EZB bei ihrem Anleihekaufprogramm konfrontiert ist. So wäre sie bei unverändert hohen Anleihekäufen in Höhe von 60 Mrd. Euro im Monat etwa Mitte 2018 an selbstgesteckte Obergrenzen gestoßen. Mit der Halbierung des Ankaufvolumens schiebt sie diesen Zeitpunkt auf die erste Jahreshälfte 2019 hinaus. Potenziell sogar noch weiter, wenn sie nach September 2018 das monatliche Ankaufvolumen noch einmal reduzieren sollte.
Doppeltes Signal für die Finanzmärkte
Die Verlängerung des Programms ist noch aus einem anderen Grund sinnvoll. Die Tatsache, dass die EZB weiter Anleihen kauft, ist ein wichtiges Signal für die Finanzmärkte. Vereinfacht ausgedrückt lautet die Interpretation so: Solange Anleihen gekauft werden, wird die Zentralbank auch den Leitzins unverändert lassen. Das ist deshalb wichtig, weil sich Zinsen für längere Laufzeiten als erwarteter Leitzinspfad zuzüglich einer Unsicherheitsprämie interpretieren lassen. Eine Fortsetzung der Anleihekäufe wirkt also als doppeltes Signal: Sie reduziert den erwarteten Leitzinspfad wie auch die Unsicherheit und entsprechend die Renditen mit längerer Laufzeit.
Ein deutliches Beispiel für diesen Zusammenhang war die Ankündigung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), ihre Anleihekäufe 2013 zurückzufahren. Schon dies reichte damals aus, die Erwartungen an den künftigen Leitzinspfad und auch das gesamte Laufzeitenspektrum deutlich nach oben zu verschieben. Die Episode ging als „Taper Tantrum“ in die Geschichte ein. Alle Beteuerungen seitens der Fed, man werde den Leitzins auch lange nach Ende des Ankaufprogramms noch unverändert lassen, verhallten zunächst wirkungslos. Nur durch die Praxis, dann noch ein gutes Jahr faktisch nichts zu tun, bekam man dann die Erwartungen seitens der Finanzmärkte wieder in den Griff.
Es war schon vorher klar, dass die EZB erneute Verwerfungen an den Anleihemärkten nicht riskieren wollte. Äußerungen diverser Mitglieder im EZB-Rat waren nahezu wortgleiche Wiederholungen der damaligen Fed-Verantwortlichen. Allerdings hat man in der EZB nun offensichtlich realisiert, dass Taten dann doch lauter sprechen als Worte: Länger ist wichtiger als das Volumen der Käufe.