Die Gesamtschulden der 76 deutschen Großstädte sinken - im Jahr 2017 um 1,7 Prozent auf 81,6 Milliarden Euro. Für diese positive Entwicklung sind aber vor allem Städte in Bayern und Ostdeutschland verantwortlich. Das zeigt eine Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young).
„Die insgesamt leicht positive Entwicklung bei der kommunalen Verschuldung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Städte gerade im Westen Deutschlands finanziell mit dem Rücken zur Wand stehen“, so Bernhard Lorentz, Partner bei EY. Besonders aus Niedersachen, Hessen und Nordrhein-Westfalen meldeten viele Städte eine steigende Gesamtverschuldung.
Für die Studie hat EY die Gesamt-und Pro-Kopf-Verschuldung der 76 deutschen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern analysiert - mit Ausnahme der drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. Im Ergebnis schneidet vor allem das Ruhrgebiet mit seinen strukturschwachen Kommunen schlecht ab. Das zeigt auch der Blick auf die Top 10 der deutschen Großstädte mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung im Jahr 2017:
Diese deutschen Großstädte sind am höchsten verschuldet
Auf dem zehnten Platz landet die 104.000-Einwohner-Stadt Moers am westlichen Rand des Ruhrgebiets in Nordrhein-Westfalen. Sie fällt seit Jahren durch eine steigende Pro-Kopf-Verschuldung auf. Lag diese 2007 noch bei 3224 Euro, hat sich dieser Wert 2017 mit 6811 Euro mehr als verdoppelt.
Den neunten Platz belegt Duisburg, ebenfalls in Nordrhein-Westfalen. Knapp 500.000 Menschen leben in der Stadt mit dem größten Binnenhafen der Welt. Obwohl man hier seit Jahren massiv spart, liegt die Pro-Kopf-Verschuldung bei 6901 Euro.
Auch der achten Platz kommt aus Nordrhein-Westfalen. Schon seit 1929 gilt Remscheid als Großstadt, aktuell hat die Stadt im Bergischen Land rund 110.000 Einwohner. Zwar gelingt ihr seit 2016 der Schuldenabbau, dennoch liegt die Pro-Kopf-Verschuldung immer noch bei 7144 Euro.
2017 stieg die Gesamtverschuldung der Großstädte in Hessen um 0,8 Prozent. Auch die fünftgrößte Stadt des Bundeslandes, Offenbach, hat mit hohen Schulden von 7587 Euro pro Kopf zu kämpfen. Ab 2020 soll die Stadt aber einen ausgeglichenen Finanzhaushalt realisieren.
Das nordrhein-westfälische Hagen ist vor allem für die einzige staatliche Fernuniversität Deutschlands bekannt. Auch hier reichen die Einnahmen nicht aus, um die kommunalen Ausgaben zu decken. So lastet auf den rund 187.000 Einwohnern eine Verschuldung von 7.833 Euro pro Kopf.
Das rhein-pfälzische Trier ist die älteste Stadt Deutschlands und im Jahr 2017 auch die Stadt mit der fünfthöchsten Pro-Kopf-Verschuldung. Obwohl die Steuereinnahmen seit Jahren steigen, trägt jeder der rund 110.000 Einwohner kommunale Schulden von 7.853 Euro.
In Ludwigshafen am Rhein werden zwar rund zehn Prozent des rheinland-pfälzischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet. Trotzdem weist die 170.000-Einwohner-Stadt einen defizitären Haushalt auf. 2017 lag die Pro-Kopf-Verschuldung bei 8243 Euro.
Saarbrücken ist die einzige Landeshauptstadt unter den zehn deutschen Großstädten mit der höchsten Verschuldung. Schon 2016 belegte die 180.000-Einwohner-Stadt den dritten Platz. Seitdem ist die Verschuldung minimal gesunken: Von 8825 Euro auf 8806 Euro pro Kopf.
2016 noch auf dem ersten Platz, hat sich die Verschuldung der 210.000-Einwohner-Stadt Oberhausen im Ruhrgebiet nun etwas gebessert. Die Pro-Kopf-Verschuldung sank von 9680 Euro auf 9663 Euro. Ursachen für den defizitären Haushalt sind unter anderem die hohen Kosten für die Kinder- und Jugendhilfe und die hohe Arbeitslosigkeit.
Auch der Spitzenreiter unter den verschuldeten Großstädten kommt aus dem strukturschwachen Ruhrgebiet. 2016 belegte die 180.000-Einwohner-Stadt Mülheim an der Ruhr mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von 9163 Euro noch den zweiten Platz. 2017 stieg dieser Wert auf 9791 Euro. Damit legte die Pro-Kopf-Verschuldung zwischen 2012 und 2017 um satte 43 Prozent zu.