Anzeige

Konjunktur Deutsche Wirtschaft noch schwächer als erwartet – Wachstum nicht in Sicht

In der deutschen Wirtschaft bleibt es stürmisch.
In der deutschen Wirtschaft bleibt es stürmisch.
© Hanno Bode / IMAGO
Die Aufbruchstimmung in der Deutschen Wirtschaft ist verflogen. Nicht nur die Zahlen für das zweite Quartal wurden nach unten korrigiert – auch der Ausblick ist schwächer

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal wegen sinkender Investitionen und Exporte stärker geschrumpft als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt nahm von April bis Juni um 0,3 Prozent zum Vorquartal ab, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Eine erste Schätzung hatte lediglich ein Mini-Minus von 0,1 Prozent ergeben. „Vor allem die Industrieproduktion entwickelte sich schlechter als zunächst angenommen“, wurde die Korrektur begründet. In den ersten drei Monaten des Jahres hatte es noch zu einem Wachstum von 0,3 Prozent gereicht.

Die privaten Konsumausgaben legten im Frühjahr mit 0,1 Prozent minimal zu, während die des Staates um 0,8 Prozent wuchsen. Die Investitionen in Ausrüstungen – also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge – sanken um 1,9 Prozent. Die Investitionen in Bauten nahmen sogar um 2,1 Prozent ab. „Auch vom Außenhandel blieben positive Impulse aus“, fanden die Statistiker heraus. So sanken die Warenexporte um 0,6 Prozent, was Experten auch mit den hohen US-Zöllen erklären.

„Die Wachstumsbelebung zu Jahresbeginn war nur ein Strohfeuer, mehr nicht“, kommentierte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, die Entwicklung. „Das fette Minus bei den Exporten ist das Ergebnis des zollgehemmten Handels.“ Der nun vereinbarte Zoll-Deal mit den USA werde erst einmal Wachstum kosten. Er sieht Zölle von 15 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union vor.

Wirtschaftserholung bleibt wohl aus

Die Bundesbank rechnet auch für das laufende Sommerquartal nicht mit einem Wachstum. Europas größte Volkswirtschaft werde voraussichtlich stagnieren, heißt es im aktuellen Monatsbericht. „Die trüben Aussichten für den Welthandel, die noch schwache Auftragslage und die niedrige Auslastung vorhandener Kapazitäten dürften die Investitionstätigkeit der Unternehmen weiter beeinträchtigen“, heißt es darin. Vom Bau kämen voraussichtlich noch keine starken Impulse für die Konjunktur. Zudem bremsten gedämpfte Aussichten am Arbeitsmarkt und eine nachlassende Lohndynamik den privaten Konsum. Auch die Dienstleister blieben insgesamt ohne Schwung.

Es gibt aber auch einen Hoffnungsschimmer: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft mit Industrie und Dienstleistern stieg im August überraschend um 0,3 auf 50,9 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global bei seiner Unternehmensumfrage herausfand. Das ist der beste Wert seit März. Das Barometer hielt sich damit den dritten Monat in Folge über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert. „Auch wenn wir hier nur von moderaten Zuwächsen sprechen, sehen wir diese Entwicklung als ein Zeichen von Resilienz“, kommentierte Chefökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB) die Entwicklung. „Denn an widrigen Umständen wie den US-Zöllen, der geopolitischen Unsicherheit und relativ hohen Langfristzinsen mangelt es nicht.“

dpa/jti

Mehr zum Thema

Neueste Artikel

VG-Wort Pixel