Einbrüche und Höhenflüge haben das Transportgeschäft im Corona-Jahr 2020 geprägt. Die Luftfahrtbranche verzeichnete nach dem Reise-Boom der vergangenen Jahre die schlimmste Phase ihrer Geschichte. Nachdem die letzten Urlauber und Expats im Frühjahr 2020 in ihre Heimat zurückkehrt waren, kam der weltweite Passagierluftverkehr zeitweise zum Erliegen.
Transportgeschäft in Corona-Zeiten
Gleichzeitig stieg jedoch die Nachfrage nach dem Transport von Waren. Das galt nicht nur für Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel aus Asien. Der Cargo-Luftverkehr und insbesondere Betreiber von Containerschiffen kamen 2020 kaum mit den Lieferungen hinterher – so die denn überhaupt losgeschickt werden konnten oder aber am Ziel ankamen. Container wurden zur teuren Mangelware.
Die Blockade des Suez-Kanals verdeutlichte dann im Sommer 2021, wie störanfällig die globalen Frachtwege auch auf den Ozeanen sind. Kaum war das Containerschiff „Ever Given“ aus dem Weg geräumt, sorgte ein Stau am Containerhafen der chinesischen Handelsmetropole Shenzen für die nächste Nadelöhr-Krise.
„Forbes“ untersucht jedes Jahr die 2000 größten börsennotierten Unternehmen der Welt. Die Reihenfolge wird anhand von Umsatz, Gewinn, Vermögenswerten und der Marktkapitalisierung bestimmt. Dies sind laut dem Wirtschaftsmagazin die aktuell zehn größten Unternehmen beim Transport von Menschen und Waren weltweit.
Das sind die größten Transportunternehmen der Welt
Die größten Transportunternehmen der Welt
An Delta Air Lines zeigt sich im „Forbes“-Ranking exemplarisch, was für ein katastrophales Jahr 2020 für die Luftfahrtbranche war. Die US-Flugzeuggesellschaft fiel im Gesamtranking von Platz 263 auf Rang 715. Der Umsatz sackte von 45,1 auf 12,7 Mrd. US-Dollar ab. Der Gewinn rutschte von 3,45 auf minus 13,0 Mrd. US-Dollar in die roten Zahlen. Börsianer setzten jedoch auf eine rasche Erholung. Zum Stichtag 16. April 2021 lag der Börsenwert von Delta bei 29,8 Mrd. US-Dollar, fast doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (16,5 Mrd. US-Dollar). Delta hatte laut „Forbes“ zur Hochphase der Krise pro Tag bis zu 100 Mio. US-Dollar an Kapital verbrannt. Viele andere Airlines fielen im Ranking ebenfalls um Hunderte von Plätzen. Die Deutsche Lufthansa etwa kam nur noch auf Rang 1149 (Vorjahr: 631). Die größte US-Fluggesellschaft American Airlines Group verbesserte sich hingegen vom 967. auf den 835. Platz.
Canadian Pacific Railway ist ebenfalls gut durch das erste Corona-Jahr gekommen. Die kanadische Eisenbahngesellschaft stieg vom 742. auf den 692. Platz. Das bedeutete Platz neun unter den Transport- und Logistikunternehmen. Canadian Pacific Railway punktete vor allem mit einem stark gestiegenen Marktwert (30,9 auf 49,5 Mrd. US-Dollar). Umsatz (5,7 Mrd. US-Dollar) und Gewinn (1,8 Mrd. US-Dollar) blieben in etwa auf Vorjahresniveau.
Logistiker waren während der Pandemie besonders stark gefragt. Davon profitierte einer der weltweit führenden Dienstleister der Branche, Kühne & Nagel International. Das Unternehmen mit Sitz im Schweizerischen Schindellegi stieg von Platz 782 auf Rang 653. Das lag in erster Linie an dem mehr als verdoppelten Marktwert der Aktiengesellschaft. Er erhöhte sich den Angaben zufolge von 17,1 auf 36,9 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn stieg bei einem gleichbleibenden Umsatz (21,7 Mrd. US-Dollar) von 755,0 auf 839,5 Mio. US-Dollar.
Japanische Eisenbahngesellschaften gehören traditionell zu den größten Transportunternehmen der Welt. Sie bringen unter anderem täglich Millionen von Pendlern in den Metropolregionen wie Tokio zur Arbeit. Aber auch die Eisenbahnen in Japan stürzten wie die Airlines während der Pandemie ab. East Japan Railway fiel von Platz 261 auf Rang 648. Der Gewinn rutschte um rund fünf auf minus 3,3 Mrd. US-Dollar, der Umsatz fiel von 27,1 auf 18,6 Mrd. US-Dollar. Der Marktwert hingegen bewegte sich mit 26,2 Mrd. US-Dollar nahezu auf Vorjahresniveau.
Der Boom der Containerschifffahrt hat die chinesische Reederei Cosco Shipping auf einen Höhenflug geschickt. Sie stieg im „Forbes“-Ranking von Platz 1133 auf Rang 409. Cosco hatte im Vorjahr noch beim Gewinn mit 13 Mio. US-Dollar im Minus gelegen. Der Wert lag nun bei 1,5 Mrd. US-Dollar, Platz 386 in dieser Kategorie. Der Marktwert stieg um mehr als das Fünffache auf 19,1 Mrd. US-Dollar. Umsatz (24,9 Mrd. US-Dollar) und Vermögenswerte (41,6 Mrd. US-Dollar) lagen leicht über dem Vorjahresniveau.
Kanadas Eisenbahnbranche ist mit zwei Unternehmen in den Top 10 der größten Transportfirmen der Welt vertreten. Canadian National Railway verbesserte sich im Gesamtranking um 18 Plätze auf Rang 350. Umsatz (10,7 Mrd. US-Dollar), Gewinn (2,7 Mrd. US-Dollar) und Vermögenswerte (35,6 Mrd. US-Dollar) bewegten sich ungefähr auf dem Niveau des Rankings 2020. Der Marktwert der Eisenbahngesellschaft ist hingegen laut „Forbes“ binnen eines Jahres von 58,8 auf 84,5 Mrd. US-Dollar gestiegen. Kurz vor dem Stichtag der Analyse hatte Canadian National Railway dem Konkurrenten Canadian Pacific Railway die US-Eisenbahngesellschaft Kansas City Southern vor der Nase weggeschnappt.
Die größte Containerschiffsreederei war während der Corona-Pandemie ebenfalls im Aufwind. A.P. Møller-Maersk kletterte im „Forbes“-Ranking vom 622. auf den 214. Platz. Dafür sorgte ein mehr als verdoppelter Marktwert (47,8 Mrd. US-Dollar). Der dänische Logistiker hatte zudem im Vorjahr wie der chinesische Konkurrent Cosco ein Gewinnminus verbucht. Es belief sich auf 73 Mio. US-Dollar. 2021 wurde daraus bei nahezu gleichbleibendem Umsatz (39,4 Mrd. US-Dollar) ein Gewinn von 2,8 Mrd. US-Dollar.
Das Cargo-Geschäft hat 2020 Airlines über Wasser gehalten. Passagierflugzeuge wurden teils zu Frachtmaschinen, um das Streckennetz wenigstens in Teilen aufrechterhalten zu können. United Parcel Service (UPS) betreibt selbst eine der größten Cargo-Flotten der Welt. Er überstand die Einschränkungen während der Pandemie im „Forbes“-Ranking mit leichten Blessuren. Das US-Unternehmen fiel vom 143. auf den 165. Platz. Damit musste UPS jedoch den Titel des größten Transportunternehmens der Welt abgeben. Der Marktwert wurde fast verdoppelt von 81,3 auf 156 Mrd. US-Dollar (Platz 75). Der Umsatz stieg von 74,8 auf 84,4 Mrd. US-Dollar (Platz 76). Der Gewinn brach jedoch von 4,3 auf 1,4 Mrd. US-Dollar ein. Die Vermögenswerte nahmen leicht auf 62,4 Mrd. US-Dollar zu.
Nach oben ging es laut „Forbes“ für die Deutsche Post DHL Group. Sie stieg 55 Plätze auf Rang 130. Auch hier war ein mehr als doppelt so hoher Marktwert (72,1 Mrd. US-Dollar, 2020: 36,7 Mrd. US-Dollar) der Hauptgrund für die Platzierung. „Forbes“ verzeichnete leichte Anstiege bei Umsatz (70,9 auf 76,2 Mrd. US-Dollar) und Gewinn (2,9 auf 3,4 Mrd. US-Dollar). Die Vermögenswerte erhöhten sich von 61,0 auf 70,5 Mrd. US-Dollar.
FedEx ist laut „Forbes“ während der Corona-Pandemie zum größte Transport- und Logistikunternehmen der Welt aufgestiegen. Es verbesserte sich von Platz 513 auf 165. Der Umsatz stieg demnach um 23 Prozent auf 78,7 Mrd. US-Dollar, auch dank Rekordmengen während der Weihnachtszeit. FedEx transportierte nach eigenen Angaben im Dezember 2020 so viele Pakete wie noch nie in einem Monat in seiner 50-jährigen Geschichte. Aus den minus 350 Mio. US-Dollar beim Gewinn aus dem Vorjahr wurden nun schwarze Zahlen in Höhe von 3,0 Mrd. US-Dollar. Die Marktkapitalisierung stieg von 33,1 auf 76,3 Mrd. US-Dollar.