Biertrinker müssen im Urlaub tapfer sein. Häufig können ausländische Biermarken nicht mit dem deutschen Reinheitsgebot mithalten. Die Leidenschaft fürs Bier zeigt sich hierzulande auch in der Wirtschaft. Brauereien gehören zu den ältesten Firmen des Landes, sind häufig viele Generationen später noch im Familienbesitz und bleiben dem Firmensitz, den sie im Namen tragen, treu.
Hinter mancher Traditionsmarke steht aber trotz Werbens mit Heimatgefühlen mittlerweile ein multinationaler Getränkeriese. Und der Bierdurst der Deutschen hat in den vergangenen Jahrzehnten gelitten. Das Statistische Bundesamt verzeichnet beim Bierabsatz seit 1993 einen Rückgang von rund 20 Prozent. 2019 setzten in Deutschland ansässige Brauereien und Bierlager 177,9 Millionen Liter weniger um als im Vorjahr. Das entsprach einem Minus von 1,9 Prozent.
Deutsche lieben regionales Bier
Yougov hat in seinem Brand-Index untersucht, welche Biermarken hierzulande am beliebtesten sind. Dazu wurden den Angaben zufolge rund 30.000 repräsentative Online-Umfragen mit Deutschen ab 18 Jahren ausgewertet. Sie fanden zwischen April 2019 und April 2020 statt. Die Teilnehmer wurden gefragt, welche von 26 Biermarken sie kaufen würden.
Neben der bundesweiten Rangliste wurden auch die Top-Biersorten pro Bundesland ermittelt. Hier zeigte sich, wie regional geprägt der Biergeschmack ist. Das mag auch an niedrigeren Preisen für lokal gebrautes Bier liegen. Aber allein schon die Vorliebe für extra herbes Flaschenbier im Norden und Weißbier-Maßkrügen im Süden zeigt, dass Bier ein Stück weit identitätsstiftend ist.
Dies sind die Top-Biermarken in Deutschland
beliebteste deutsche Biermarken

Veltins belegt im deutschen Bier-Ranking Platz zehn. 8,5 Prozent der Umfrageteilnehmer können sich laut YouGov vorstellen, zu Flaschen dieser Marke zu greifen. Allerdings scheint Veltins bundesweit nicht so viele leidenschaftliche Fans zu haben. Die Biermarke schaffte es nur in einem Bundesland in die Top 3. Im Stammland Nordrhein-Westfalen belegte Veltins Platz zwei. Der Firmensitz der 1824 gegründeten Landbrauerei liegt bis heute in Meschede-Grevenstein im Sauerland. Die C. & A. Veltins GmbH ist nach den Zwillingen Carl und Anton Veltins benannt, die die Privatbrauerei ab 1905 führten. Mit Susanne Veltins ist die Firmenleitung bis heute Familiensache. Zum Unternehmen gehören die Marken V+, Pülleken und Grevensteiner.

Fast jeder zehnte Deutsche (9,2 Prozent) würde laut der Umfrage Jever kaufen. In Bremen rangiert das extra herbe Bier aus Friesland auf dem dritten Platz. Die Geschichte des Friesischen Brauhauses zu Jever begann 1848 mit dem Gastwirt Diedrich König. Damals gab es in der Region 20 kleine Braustätten. Jever setzte früh auf Marketing, um aus der Masse hervorzustechen. Während die Konkurrenten ihr Bier in Krügen auslieferten, gab es Jever ab 1870 in grünen Flaschen. Seit 1934 hob sich das Bier auch geschmacklich ab. Braumeister Ernst Böhme entschied sich, dem Wasser eine Spur mehr Hopfen beizumischen, wodurch das Pilsener seinen (friesisch) herben Geschmack erhielt. Das Brauhaus wurde erst an die Bavaria-St. Pauli-Brauerei in Hamburg-Altona verkauft. Später ging es an die Gebrüder Herz (Tchibo) und schließlich an die Radeberger Gruppe. Heute werden laut offiziellen Angaben bis zu 60.000 Flaschen pro Stunde abgefüllt. Das „v“ im Namen wird beim Bier übrigens als „w“, bei der Stadt – bis heute der Firmensitz – als „f“ ausgesprochen.

Franziskaner Weißbier liegt mit einer Zustimmung von 9,5 Prozent laut YouGov auf Platz acht der beliebtesten Biere Deutschlands. In Bayern rangiert es mit 21,7 Prozent auf Platz eins, kommt aber in keinem anderen Bundesland in die Top 3. Die Brauerei führt ihre Wurzeln ins Jahr 1363 zurück. Damals sei erstmals die „Bräustatt bey den Franziskanern“ in der Nähe der Residenz in München erwähnt worden. Franziskaner Weißbier gehört zu Anheuser-Busch InBev und damit zur größten Brauereigruppe der Welt.

Genau jeder zehnte Deutsche (10,0 Prozent) trinkt laut der Umfrage Radeberger. Mehr noch: Nur der Spitzenreiter dieser Rangliste ist in mehr Bundesländern die Nummer eins. Radeberger Pilsner führt die regionalen Rankings in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen an. In Mecklenburg-Vorpommern reicht es für Platz zwei. Die Radeberger Exportbierbrauerei wurde 1872 gegründet und hat ihren Sitz in Radeberg bei Dresden. Sie ist das Flaggschiff der Radeberger Gruppe, die ihrerseits zur Oetker-Gruppe gehört. Die Radeberger Gruppe in Frankfurt am Main ist nach eigenen Angaben mit mehr als 80 Marken (unter anderem Schöfferhofer, Clausthaler, Jever, Berliner Kindl) Marktführer auf dem deutschen Biermarkt.

Paulaner liegt mit einer Zustimmungsrate von 10,6 Prozent auf Platz sechs der beliebtesten Biere in Deutschland. Im Stammland Bayern muss sich die Marke mit Platz drei begnügen. In Baden-Württemberg liegt sie auf Platz zwei. Paulaner Brauerei Gruppe hat ihren Sitz in München. Die Mönche des Paulanerordens sollen spätestens ab 1634 Bier gebraut haben. Zur Paulaner Brauerei Gruppe gehören die Marken Hacker-Pschorr, Auerbräu, Thurn & Taxis, Hoepfner und Fürstenberg.

Spätestens ab 1951 wurde in deutschen Kneipen „Bitte ein Bit“ bestellt. Seitdem wirbt die Brauerei aus der Südeifel mit diesem Spruch. Bitburger ist im Stammland Rheinland-Pfaz sowie im Saarland aktuell die Nummer eins. In Nordrhein-Westfalen und Hessen kam es bei der YouGov-Erhebung auf den dritten Platz. Bundesweit reichte es für das 1817 gegründete Privatbrauerei für Rang fünf (11,6 Prozent). Das Unternehmen ist in siebter Generation in Familienbesitz und beschäftigt nach eigenen Angaben rund 1800 Mitarbeiter. Zur Bitburger Braugruppe gehören die Marken Köstritzer, Licher und Wernesgrüner. Der Export spielt bei Bitburger eine große Rolle. Die Produkte der Gruppe sollen in rund 90 Ländern der Welt getrunken werden. Die Vorlage für den „Bitte ein Bit“-Schriftzug im Logo stammt übrigens vom Urururenkel des Brauhausgründer, Theobald Simon.

Erdinger ist laut YouGov die beliebteste Weißbiermarke Deutschlands. Sie kommt mit 11,8 Prozent Zustimmung auf Platz vier des Gesamt-Rankings. Erdinger ist nach eigenen Angaben die größte deutsche Weißbierbrauerei in Familienbesitz. Der Gesamtabsatz lag 2019 bei 1,71 Millionen Hektolitern. Erdinger Weißbräu schaffte es aber nur in Bayern in die Top 3 und musste sich im Kampf der Weißbiere hinter Franziskaner mit Platz zwei begnügen. Die Privatbrauerei wurde 1886 gegründet. Erding, eine Stadt vor den Toren Münchens, ist bis heute Firmensitz. Das Weißbier wird nach der Hauptgärung ein zweites Mal in der Flasche gereift.

Bei Warsteiner macht es die Masse. Die Marke schafft es in keinem Bundesland auf Platz eins. Ansonsten reicht nur für einen zweiten Platz (Saarland) sowie drei dritte Plätze (Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz). Selbst im Stammland Nordrhein-Westfalen verfehlt die Marke das Treppchen. Bundesweit aber liegt Warsteiner mit 12,5 Prozent auf Platz drei der beliebtesten Biermarken. Die Warsteiner Brauerei Haus Cramer wurde 1753 von Antonius Cramer gegründet und in neunter Generation von Catharina Cramer geführt. Zur Warsteiner Gruppe gehören die Herforder Brauerei und die Paderborner Brauerei. Sie produziert nach eigenen Angaben mehr als zwei Millionen Hektoliter pro Jahr. Der Umsatz 2018 habe bei über 400 Millionen Euro gelegen.

Beck's kann im Gegensatz zu Warsteiner auf eine starke regionale Identität setzen. Das herbe Bier aus Bremen trifft insbesondere den Geschmack der Norddeutschen. Beck's ist das beliebteste Bier in Bremen und Hamburg, Nummer zwei in Schleswig-Holstein und Niedersachsen sowie in Hessen. Deutschlandweit kann nur ein Bier die Marke in die Schranke weisen (Zustimmungswert: 12,9 Prozent). Außerdem ist Beck's häufig im Ausland zu finden. Die Brauerei Beck wurde 1873 gegründet. Sie gehört wie Franziskaner zu Anheuser-Busch InBev.

Krombacher ist mit Abstand das beliebteste Bier in Deutschland. Die Marke sichert sich mit 16,8 Prozent im YouGov-Brandindex den ersten Platz. Sie schafft es in vier Bundesländern an die Spitze: Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Die Krombacher Brauerei Bernhard Schadeberg GmbH ist nach ihrem ehemaligen Chef benannt, der 1922 die Leitung des Familienunternehmens übernommen hatte. Der aktuelle Geschäftsführer heißt ebenfalls Bernhard Schadeberg. Alles begann mit einer kleinen Hausbrauerei, die 1803 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Heute ist Krombacher nach eigenen Angaben mit über sechs Millionen Hektolitern pro Jahr die größte Privatbrauerei Deutschlands. Das Unternehmen hält in Deutschland und Österreich die Markenrechte an Schweppes und Orangina. Krombach ist ein Stadtteil von Kreuztal in Nordrhein-Westfalen.