Zentralbanken sorgen nicht nur dafür, dass genügend Bargeld im Umlauf ist, und ziehen Falschgeld aus dem Verkehr. Sie wachen zudem über die Geld- und Währungspolitik, die Goldreserven und das Gebaren der Finanzinstitute in ihrem Einflussbereich. Die ersten Zentralbanken begannen ihr Dasein oft als private Einrichtungen beziehungsweise Aktiengesellschaften und wurden erst später verstaatlicht.
Größte Zentralbanken
Das gilt für die Bank of England und die noch ältere Schwedische Reichsbank. Letztere wurde 1656 gegründet und gilt damit als die älteste Notenbank – zumindest jedenfalls als die älteste heute noch existierende Zentralbank. Denn nach Ansicht des Ökonomen Ulrich Bindseil von der Europäischen Zentralbank könnte die 1619 gegründete Hamburger Bank als erste „richtige“ Zentralbank nach heutigem Maßstab gelten, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ 2019 berichtete.
Sechs der zehn größten Zentralbanken der Welt liegen in Europa, wie eine Rangliste des Sovereign Wealth Fund Institute (Stand: September 2021) ergibt. Der Analysedienst erfasst fortlaufend die Vermögenswerte der 100 größten Notenbanken. Die Corona-Pandemie hat an der Spitze des Rankings für einen Umbruch gesorgt.
Die größten Zentralbanken der Welt
Brasilien belegt auf der Liste der bevölkerungsreichsten Länder der Welt Platz fünf. Seine Zentralbank kam im September 2021 im Ranking des Sovereign Wealth Fund Institute auf Platz zehn. Der Analysedienst bezifferte die Vermögenswerte der 1964 gegründeten Banco Central do Brasil auf 720,7 Mrd. Dollar.
Die Schweiz verfügt als einer der führenden Finanzplätze der Welt über eine potente Zentralbank. Die Schweizerische Nationalbank verwaltete den Angaben zufolge zuletzt rund 1,131 Billionen Dollar. Sie war damit die kleinste der europäischen Geldinstitute dieser Art in den Top 10.
Die Geschichte der britischen Zentralbank begann 1694 mit den Geldnöten des englischen Königs William III. Mehr als 1000 Gläubiger liehen ihm Geld und erhielten dafür das königliche Privileg, eine Notenbank zu gründen. Die wurde erst 1946 verstaatlicht. Die Bank of England residiert in London in einem Gebäude, das mit seinen weißen Säulen einem Finanztempel gleicht. In Europa ist die Zentralbank allerdings nicht das Top-Institut. Sie kam im SWFI-Ranking mit 1,3 Billionen Dollar auf Platz sieben.
Die Zentralbank Italiens ist gemessen an den Vermögenswerten die drittgrößte Zentralbank Europas. Sie kam in den Top mit 1,6 Billionen Dollar deutlich vor der Bank of England auf Platz sechs. Die Banca d'Italia wurde 1893 gegründet – wie die Bank of England als Aktiengesellschaft.
Zentralbanken sind häufig eng mit der Geschichte ihres Landes verwoben. Das gilt besonders für die Banque de France. Sie wurde 1800 von Napoleon Bonaparte gegründet. Die französische Zentralbank war im September 2021 das erste Geldinstitut, das in den Top des SWFI über die Marke von zwei Billionen Dollar kam (2,1 Billionen Dollar).
Die größte Zentralbank in Europa ist die Deutsche Bundesbank. Sie belegte in dem Ranking mit 3,1 Billionen Dollar Platz vier. Die 1957 gegründete Bundesbank prägt die Geldpolitik im Euro-Raum mit und wacht über deren Umsetzung in Deutschland. Sie ist zudem zuständig für die Bankenaufsicht, sorgt für ausreichend Bargeld, zieht Falschgeld aus dem Verkehr und verwaltet die Währungsreserven.
Die fünf größten Zentralbanken der Welt liegen jeweils mindestens eine Billion Dollar auseinander. Gleich zwei Billionen Dollar vor dem Nächstplatzierten rangiert die Zentralbank Chinas auf Platz drei. Die People's Bank of China verwaltete laut dem SWFI im September 2021 umgerechnet rund 5,1 Billionen Dollar an Vermögenswerten. Das entsprach in etwa dem Wert von Ende 2019. Damals lag die chinesische Zentralbank auf Platz eins des internationalen Rankings. Mittlerweile wurde sie jedoch von zwei Ländern überrundet. Die People's Bank of China wurde 1948 gegründet und ist nicht zu verwechseln mit der bereits 1912 gegründeten Bank of China.
Die Wirtschaftsmacht und der Wohlstand Japans machen die Zentralbank des Landes zur zweitgrößten der Welt. Die Bank of Japan rangierte im September 2021 mit 6,5 Billionen Dollar mittlerweile deutlich vor der Zentralbank der Volksrepublik China. Ende 2019 hatten die Vermögenswerte der japanischen Zentralbank noch bei rund 4,9 Billionen Dollar gelegen.
Die USA haben die mit Abstand größte Zentralbank der Welt. Das SWFI bezifferte die Vermögenswerte des Federal Reserve Systems auf insgesamt 8,2 Billionen Dollar. Das System der Fed besteht aus zwölf Bezirken mit jeweils einer Federal Reserve Bank. Wer zum Beispiel auf Urlaub in New York City ist, sollte eine kostenlose Tour durch die Fed buchen, die auch in den Goldtresor der Bank führt. Die Fed hatte Ende 2019 mit nur 3,9 Billionen Dollar weltweit auf Platz drei gelegen. Ihre Vermögenswerte wurden also binnen kurzer Zeit mehr als verdoppelt. Im Juni 2021 überstieg die Summe erstmals die Marke von acht Billionen Dollar. Hintergrund ist ein gewaltiger Ankauf von Wertpapieren, mit der ab März 2020 die Wirtschaft während der Corona-Pandemie gestützt werden sollte. Mittlerweile wächst jedoch die Kritik an dieser anhaltenden Strategie.