Der Daimler-Konzern setzt in der Corona-Krise auf ein Bündel staatlicher Anreize, damit die Nachfrage wieder in Gang kommt. "Wir bei Daimler sind für eine Kaufprämie. Und wenn, dann sollte man das auch schnell entscheiden", sagte der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius am Mittwoch. "Es geht darum, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Und darum, dass die Zuversicht in den Markt zurückkehrt." Die Stuttgarter setzen ähnlich wie Wettbewerber auf eine Prämie, die für alle Fahrzeuge unabhängig von ihrem Antrieb gilt, also auch für Autos mit klassischen Verbrennungsmotoren. Hinzu käme dann noch die bereits seit längerem geltende Umweltprämie für Elektroautos.
Die Autoindustrie wird von dem Nachfrageeinbruch infolge der Corona-Pandemie hart getroffen. Im ersten Quartal lag der Absatz bei Daimler um 17 Prozent unter dem Vorjahresquartal. Insgesamt rechnet der Verband der Automobilindustrie für das laufende Jahr mit einem Rückgang um 20 Prozent, und das auch nur, wenn sich die Wirtschaft ab Mai wieder deutlich erholt. Neben Maßnahmen wie staatlich geförderter Kurzarbeit hoffen die Unternehmen daher auf Programme mit Kaufanreizen, wie sie auch in der Finanzkrise von 2008 und 2009 zum Einsatz kamen. Das wichtigste Ziel, an dem natürlich auch die Politik ein Interesse hat: Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden.
An Dividende wird festgehalten
Allerdings dürften sich staatliche Prämien in der Öffentlichkeit schwer vermitteln lassen, solange ein Unternehmen wie Daimler noch Gewinne macht und auch daran festhält, die an die Aktionäre weiterzuleiten. Tatsächlich erzielten die Stuttgarter in den ersten drei Monaten noch einen hauchdünnes Ergebnis von 168 Mio. Euro . Das ist zwar im Vergleich zum Vorjahr ein Einbruch um über 90 Prozent – aber eben immer noch ein Gewinn. Für das zweite Quartal dürfte das nicht mehr zu halten sein. Bei dem bisherigen Vorschlag zur Auszahlung einer Dividende in diesem Jahr will der Konzern nach Angaben von Finanzvorstand Harald Wilhelm aber bleiben.
Und an noch etwas will bisher niemand in der Branche rütteln: Der mit Milliardeninvestitionen angeworfene Umstieg zum elektrischen Fahren soll weiter gehen. Derartige Zukunftsinvestitionen stünden "nicht zur Disposition", so Källenius. Man habe "alles unternommen", um die Termine für den Marktstart der neuen Elektromodelle einzuhalten. "Wir legen einen besonderen Fokus auf die Elektrooffensive." Der Grund: Die Vorgaben der EU-Kommission für die CO2-Flottengrenzwerte der Autohersteller sollen trotz aller Widrigkeiten erfüllt werden – auch um Strafen zu vermeiden.
"2020 wird eine klare Herausforderung", sagte Källenius. "Aber wir haben vor, unsere Zusagen einzuhalten. Und wir liegen dabei im Plan." Dies sei ein Spiel "auf allen technischen Ebenen", also nicht nur mit Elektroautos, sondern auch mit besseren Verbrennungsmotoren, Plug-in-Hybriden und kleinen elektrischen Unterstützungsmotoren.

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