Bei der Entwicklung des Corona-Impfstoffs ist sich jedes Land erst mal selbst am nächsten. Zwar hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Ende Oktober 2020 bei der Eröffnung des World Health Summit vor Impfstoff-Nationalismus gewarnt und gefordert, Corona-Impfstoffe weltweit solidarisch zu verteilen. Klar ist aber: Das Land, in dem als erstes erfolgreich ein Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt wird, hat einen wertvollen Vorsprung vor dem Rest der Welt.
Kandidaten beim Corona-Impfstoff
Die Weltgesundheitsorganisation WHO verzeichnete am 19. Oktober 44 mögliche Impfstoffe, die sich in der klinischen Testphase befinden. Einige Studien mussten unterbrochen werden, weil Probanden erkrankt oder gestorben waren. Andere Tests geben hingegen Anlass zur Hoffnung, dass es womöglich noch 2020 oder Anfang 2021 mit dem ersten Impfstoff klappen könnte. Allerdings ist dann noch offen, wie wirksam eine solche Immunisierung gegen den neuartigen Erreger sein wird.
Dies sind einige der führenden Personen im Rennen um den Corona-Impfstoff in Deutschland.
Bill & Melinda Gates
Bill & Melinda Gates fördern mit ihrer Stiftung seit langem innovative Forschungsprojekte gegen Infektionskrankheiten – darunter ein hoffnungsvoller Corona-Impfstoff-Kandidat aus Deutschland. Bislang (Stand: Oktober 2020) wurden laut der Organisation über 350 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen Covid-19 bereitgestellt, darunter Fördermittel für eine schnellere Entwicklung von Impfstoffen. Der Microsoft-Gründer und seine Ehefrau setzen sich aber auch dafür ein, dass Menschen in armen Ländern möglichst schnell mit einem Corona-Impfstoff versorgt werden. Im Juni 2020 versprach ihre Stiftung, die Impfallianz Gavi fünf Jahre lang mit insgesamt 1,6 Milliarden Dollar zu unterstützen. Bill Gates ist laut „Forbes“ aktuell mit einem Vermögen von 98 Milliarden Dollar der zweitreichste Mensch der Welt.
Ingmar Hoerr / Franz-Werner Haas
Auf der Suche nach innovativen Therapiemethoden stießen Bill und Melinda Gates auf CureVac-Gründer Ingmar Hoerr (r.). Der Biologe hatte als Doktorand erkannt, dass das natürlich im Menschen vorhandene Molekül mRNA (Boten-RNA) so verändert werden kann, dass es die Immunabwehr des Körpers aktiviert. 2015 stieg die Gates-Stiftung mit 46 Millionen Euro bei dem börsennotierten Biotech-Unternehmen aus Tübingen ein. Kurz nach Ausbruch der Corona-Pandemie sicherte sich die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro einen Anteil an dem vielversprechenden Impfstoff-Kandidaten. Bis Oktober 2020 wurde das Medikament in präklinischen Studien an Mäusen und Hamstern getestet. Im März 2020 teilte CureVac mit, dass Vorstandsvorsitzender Hoerr seine Funktion zeitweise wegen einer Erkrankung nicht ausüben kann. Anfang August wurde sein Stellvertreter Franz-Werner Haas (l.) dauerhaft zum CEO ernannt. Der studierte Rechtswissenschaftler ist seit 2012 bei CureVac tätig und war laut Unternehmensangaben vorher Vizepräsident des Biotech-Unternehmens Lion Bioscience.
Uğur Şahin
Beim weltweiten Rennen um einen Corona-Impfstoff ruhen die deutschen Hoffnungen auf BioNTech. Das börsennotierte Unternehmen von CEO und Mitgründer Uğur Şahin setzt wie CureVac auf mRNA, um ein Gegenmittel gegen Covid-19 zu finden. Der Mainzer Biotech-Konzern testet seinen möglichen Impfstoff gemeinsam mit den Partnern Pfizer (USA) und Fosun (China) an Zehntausenden Versuchspersonen. Anfang September gab es hierfür auch in Deutschland grünes Licht. Damals hatte BioNTech angekündigt, bei den entsprechenden Freigaben der Aufsichtsbehörden bis Ende 2020 bis zu 100 Millionen Impfdosen bereitstellen zu können. Bis Ende 2021 seien rund 1,3 Milliarden Dosen möglich.
Andreas & Thomas Strüngmann
Mäzene für die moderne Medizinforschung in Deutschland kommen nicht nur aus dem Ausland. Die Zwillingsbrüder Andreas und Thomas Strüngmann, Mitgründer der Marke Hexal, waren 2020 laut „Forbes“ die reichsten Vertreter der Branche „Healthcare“ außerhalb Chinas. Nach dem Verkauf von Hexal 2005 an Novartis haben sich die Brüder als Investoren im Gesundheitsbereich und vor allem der Biotech-Branche einen Namen gemacht. Thomas Strüngmann hält laut „WirtschaftsWoche“ 50 Prozent an BioNTech, er und sein Bruder sollen 130 Millionen Euro in das Unternehmen investiert haben.
Dietmar Hopp
Biotech-Investoren brauchten in Deutschland einen langen Atem und tiefe Taschen. BioNTech und CureVac haben bislang kein Medikament auf den Markt gebracht. SAP-Mitgründer Dietmar Hopp dürfte allerdings geahnt haben, worauf er sich eingelassen hat. 2005 hatte der Software-Pionier das fünf Jahre alte Unternehmen CureVac vor der Pleite bewahrt. Immer wieder steckte er frisches Kapital in das Unternehmen und holte auch seinen Kollegen Gates an Bord. Als aber angeblich US-Präsident Donald Trump Interesse an einem Kauf von CureVac erkennen ließ, war die Sache für Hopp hingegen klar. „Ich persönlich habe nicht mit Herrn Trump gesprochen. Er hat mit der Firma gesprochen und man hat mir das dann sofort gesagt und gefragt, was ich davon halte“, sagte der Mäzen des Fußballbundesligisten TSG Hoffenheim dem Sender Sport1. „Ich wusste sofort, dass das nicht infrage kommt.“ Der Investor belegte im „Forbes“-Ranking der reichsten Deutschen 2020 mit 13 Milliarden Dollar Platz sieben.
Stefan & Carsten Klocke
Neben CureVac und BioNTech ist ein dritter deutscher Kandidat im Rennen um den Corona-Impfstoff dabei. Das Unternehmen IDT Biologika aus Dessau-Roßlau hat mit dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) einen Impfstoff entwickelt, der Anfang Oktober die Genehmigung für die klinische Prüfung erhalten hat. Kooperationspartner ist die Ludwig-Maximilians-Universität München. An ihr wurde vor über 30 Jahren ein abgewandeltes Pockenvirus (MVA) als sicherer Impfstoff generiert. Es bildet die Basis für den möglichen Corona-Impfstoff. IDT Biologika gehört zur Klocke Gruppe aus Appenweier in Baden-Württemberg. 1993 hatte Unternehmer Hartmut Klocke das Impfstoffwerk Dessau-Tornau von der Treuhand erworben. Die Klocke Gruppe ist laut „Tagesschau.de“ zu hundert Prozent im Besitz der Gründerfamilie. Zur Grundsteinlegung eines neuen Forschungsgebäudes der IDT Biologika luden Hartmut Klocke und seine Söhne Stefan und Carsten einst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ein. Hartmut Klocke ist im Februar 2020 gestorben.