Auf ihrem Gipfeltreffen in der vergangenen Woche erhoben die BRICS-Staaten eine alte Idee zu einem neuen Projekt: Der globale Süden solle die „Herrschaft des Dollars“ beenden und so sein Gewicht in den internationalen Handelsbeziehungen erhöhen. Schon jetzt rechnen die Länder immer mal wieder Geschäfte in Rupien, Rubel oder Yuan ab. Nach Lage der Dinge wäre aber nur eine Währung stark genug, eine größere Rolle auf der Weltbühne zu spielen: die chinesische.
Wie weit der Yuan aber in Wirklichkeit von der Funktion einer Leitwährung entfernt ist, zeigt eine einzige Zahl: Im Juli dieses Jahres entfielen gerade einmal 3,07 Prozent der globalen Finanztransaktionen auf den Yuan. Und auch das nur, weil China den Kauf von russischem Erdgas zum ersten Mal nicht mehr in Dollar abrechnen musste. Das Regierungsorgan „Global Times“ verkündete prompt den „steigenden Einfluss“ der Währung auf der Welt, der Chinas wachsende Rolle in der Weltwirtschaft widerspiegele.
In Wahrheit aber nimmt das Gewicht des Yuan nur sehr langsam zu, wenn überhaupt. Im Januar 2022 lag der Anteil an den internationalen Transaktionen schon einmal bei 3,2 Prozent. Und die Bedeutung Chinas in den internationalen Wirtschaftsbeziehungen sinkt gerade massiv – schlechte Zeiten für Xi Jinpings Idee eines Yuan-Blocks.
Der Dollar könnte dennoch an Gewicht verlieren
Um sich zu einer Leitwährung zu mausern, muss eine nationale Währung mindestens frei konvertierbar sein. Doch weder Yuan, Rubel, Rupie noch Real erfüllen diese Voraussetzung. Nur der Wechselkurs des südafrikanischen Rands bildet sich frei am Markt. Südafrika ist jedoch wirtschaftlich viel zu schwach, um die Führung in einer wie auch immer gearteten Währungsunion zu übernehmen, wie sie auf dem BRICS-Gipfel beschworen wurde.
Durchaus möglich, dass der Dollar auf längere Sicht an globalem Gewicht verliert. Momentan sieht es aber nicht danach aus. Schon gar nicht in den Zeiten, in denen die amerikanische Wirtschaft schneller wächst als die chinesische und für eine steigende internationale Nachfrage nach dem Dollar sorgt. Die wahre Lage ist und bleibt also weit von Xi Jinpings Traum entfernt. Man muss sich nur die Währungsreserven anschauen, die alle Länder halten: Rund 60 Prozent davon entfallen auf den Dollar, rund 20 Prozent auf den Euro. Das Pfund und der Yen spielen eine größere Rolle als der Yuan. Er liegt auf Platz fünf, nur ganz knapp vor dem kanadischen Dollar.
In der Vergangenheit gab es bereits viele Versuche der Chinesen, sich aus der Abhängigkeit vom Dollar zu befreien. Nach ihrer Gründung 1949 schloss sich Maos Volksrepublik dem sowjetischen Rubel-Block an und rechnete ihren Handel mit der DDR oder Polen über sogenannte „Transfer-Rubel“ ab. Als die Freundschaft mit der Sowjetunion 1960 zerbrach, setzte China auf großangelegten Bartertrade mit den Handelspartnern – Ware gegen Ware. Doch am Ende wollte sich der Westen nicht auf die chinesischen Wünsche einlassen, die häufig für Streit sorgten. Der alte Ostblock-Witz – „Ich liefere Dir drei tote Katzen und bekomme dafür einen toten Hund“ – entsprach nur allzu oft der Realität.
Am Ende kapitulierte Beijing und rechnete seine Geschäfte ab Ende der 1970er-Jahre immer häufiger in Dollar ab. Und fuhr damit bis heute ökonomisch gut. Wenn Xi Jinping jetzt einen Yuan-Block schaffen will, dann geht es deshalb auch gar nicht im engeren Sinn um Wirtschaft und Finanzen, sondern allein um Geopolitik und globales Machtstreben.