Ein Deutscher und ein Franzose waren es, die im 19. Jahrhundert in ihren jeweiligen Heimatländern die Metalle Germanium und Gallium entdeckten und den neuen chemischen Elementen die Namen gaben, unter denen sie bis heute weltweit gehandelt werden.
Im 21. Jahrhundert handelte es sich war um Nischenprodukte des globalen Rohstoffmarktes, von denen jeweils nur wenige Hundert Tonnen pro Jahr produziert werden, aber sie sind Bestandteil moderner Hightech-Produkte – von Halbleitern über Kommunikationstechnik bis zu Nachtsichtgeräten. Auch für die Branchen, die gerade im Zentrum des globalen Wettbewerbs stehen und deren Förderung in Deutschland oberste Priorität hat, sind sie unverzichtbar: erneuerbare Energien und Mikrochips.
Die EU führt Gallium und Germanium auf der Liste „kritischer Rohstoffe“, die „entscheidend für Europas Wirtschaft“ sind. Doch die namensgebenden Länder Deutschland und Frankreich sind heute, wie die meisten Volkswirtschaften, fast vollständig abhängig vom führenden Germanium- und Galliumproduzenten: China. Laut EU-Schätzung beherrscht die Volksrepublik den Weltmarkt bei Gallium mit 94 Prozent und bei Germanium mit 83 Prozent Marktanteil.
Diese Marktmacht spielt Peking nun im Handelsstreit mit den USA und Europa voll aus: Für Gallium und Germanium gelten ab 1. August neue Exportbestimmungen, teilte die chinesische Regierung mit. „Um die nationale Sicherheit und Interessen zu schützen“, müssten für die Ausfuhr der Metalle künftig „spezielle Genehmigung des Staates“ beantragt werden, hieß es beim Handelsministerium.
Mit der Ankündigung reagiert Peking offensichtlich auf die jüngsten Schritte der USA und deren Verbündeter. Vor wenigen Tagen hatte die niederländische Regierung neue Beschränkungen für den Export von Technologie zur Chipproduktion des niederländischen Unternehmens ASML nach China erlassen. ASML besitzt für bestimmte Technologien, die für Chipfabriken der neuesten Generation notwendig sind, eine monopolartige Stellung. Die USA, Japan und andere Länder haben bereits seit vergangenem Jahr teils einschneidende Sanktionen erlassen, die Chinas Produktion von modernen Chips und die Entwicklung anderer Technologien wie Künstlicher Intelligenz beschränken sollen.
Angesichts der zunehmenden Spannungen und der Sorge vor einem möglichen chinesischen Angriff auf Taiwan debattieren sowohl die USA als auch die EU Schritte, ihre Abhängigkeit von der chinesischen Wirtschaft bei Rohstoffen und anderen Vorprodukten zu verringern. Pekings neue Exportregeln für Gallium und Germanium dürften diese Debatte weiter anheizen.
Dieser Text erschien zuerst bei ntv.de.