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Bilanz 2018 Besser wird´s nicht bei der Deutschen Bank

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bei der Jahresmedienkonferenz seines Instituts
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing bei der Jahresmedienkonferenz seines Instituts
© dpa
Die Deutsche Bank bejubelt den ersten Gewinn seit 2014. Doch die Euphorie ist übertrieben: Besser als 2018 dürfte es kaum werden, aus ihrer schwierigen Situation kann sich das Institut kaum noch selbst befreien. Eine Analyse

Wer die Lage der Deutschen Bank begreifen will, muss nur auf die allererste Folie der Präsentation schauen, die das Institut auf seiner Bilanzpressekonferenz verteilt. Die Folie ist überschrieben mit „Von Stabilisierung zu kontrolliertem Wachstum“, darunter hat Deutschlands größtes Geldhaus Highlights des Jahres 2018 aufgelistet, eines davon sei die „hohe Liquidität“. Dahinter steht ein grüner Haken, soll heißen: Ziel erreicht.

Wenn ein Unternehmen – und insbesondere eine Bank, an deren Liquidität besonders hohe Anforderungen gestellt werden – als Highlight die hohe Liquidität nennt, ist das ein Problem. Die Bank betont nämlich eine Selbstverständlichkeit. Es zeigt, dass ein Unternehmen ansonsten nicht sonderlich viel zu bieten hat – und belegt, dass die Lage der Deutschen Bank nur auf den ersten Blick gut ist.

Zwar hat das skandalgeplagte Geldhaus 2018 mehr als 340 Mio. Euro Jahresgewinn erzielt, was der erste Überschuss seit 2014 ist. Kein Wunder, dass sich in den Folien der Deutschen Bank lauter grüne Häkchen finden – und sich Bank-Chef Christian Sewing bei der Pressekonferenz mit den Worten feiert: „Für 2018 können wir also mit Fug und Recht sagen: Wir haben gehalten, was wir versprochen haben!“. Aber die Lage ist diffiziler, als Sewings Satz vermuten lässt.

Der perfekte Sturm droht

Zwar sinken die Kosten endlich mal wieder schneller als die Erträge, wofür sich Sewing abermals feiert („Auch hier konnten wir überraschen“). Aber: Bei allen anderen Unternehmen dieser Welt ist es eine Selbstverständlichkeit, die Kosten schneller als die Einnahmen zu senken, ein Grund zum Feiern ist das nicht – außer, man arbeitet für die Deutsche Bank. Vielmehr droht das Institut jetzt, in einen perfekten Sturm zu geraten.

Das erste Problem: Viele Geldhäuser wie die Deutsche Bank hatten auf steigende Zinsen in der Eurozone gehofft, allein das hätte ihre Erträge um Millionen und Milliarden gesteigert. Doch die Europäische Zentralbank (EZB) wird die Zinsen 2019 vermutlich nicht anheben, selbst eine Zinswende in 2020 ist ungewiss. Schließlich verlangsamt sich die Konjunktur; mit steigenden Zinsen könnte die EZB dieses langsamere Wachstum noch weiter schwächen, deshalb hält sich die Notenbank wahrscheinlich zurück.


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Die schwächelnde Konjunktur ist das zweite Problem für die Bank: Sie dürfte dazu führen, dass die Bank eine höhere Risikovorsorge braucht, also eine höhere Rücklage für Kredite bilden muss, was den Gewinn 2019 drücken könnte. 2018 hat die Bank das noch nicht zu spüren bekommen: Erstaunlicherweise lag die Risikovorsorge bei exakt 525 Mio. Euro – das ist genau der Wert, den die Bank bereits 2017 veranschlagte. Zudem könnte eine schwächere Konjunktur auch zu größeren Schwankungen an den Finanzmärkten führen, was das Investmentbanking der Bank belasten würde.

Das Investmentbanking bleibt ein Sorgenkind

Dieser Bereich zehrte schon im letzten Quartal 2018 stark an der Bank, in dem das Institut einen Verlust von 319 Mio. Euro gemacht hat. Einen großen Anteil daran hatte das Investmentbanking, etwa das Beratungs- und Emissionsgeschäft, dessen Erträge um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal erodierten. Die Deutsche Bank kann nur hoffen, dass sich die Stimmung an den Märkten nicht gänzlich eintrübt, was Sewing auch offenherzig zugibt.

Mit Blick auf 2019 sagt er: „Wenn wir uns ähnlich anstrengen wie bisher und die Märkte konstruktiv sind, erreichen wir unsere Ziele“. Was mit den Zielen bei destruktiven Märkten passiert, will man sich lieber nicht ausmalen. Nur gibt es bereits erste Anzeichen, dass 2019 ebenfalls kein gutes Jahr fürs Investmentbanking werden könnte, 2019 hat branchenweit schlecht begonnen: In Europa sank die Zahl der Übernahmen im Januar dieses Jahres mal eben um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, zeigen Zahlen des Datendienstleisters Refinitiv.

Fehler im Management darf sich die Bank bei dieser allgemein schlechteren Lage erst recht nicht erlauben, sonst droht schnell eine Katastrophe wie bei der hauseigenen Fondsgesellschaft DWS: Nur ein knappes halbes Jahr nach dem Börsengang musste der damalige Chef im Oktober 2018 gehen, das DWS-Ergebnis für das vergangene Jahr fiel entsprechend miserabel aus: Der Gewinn brach um 50 Prozent ein, die DWS ist damit ein weiteres Problem der Bank.

Die Deutsche Bank kann sich nicht selbst befreien

Angesichts der Lage betont Sewing, dass immerhin das Deutschland-Geschäft laufe. Tatsächlich ist das Segment mit hiesigen Privat- und Firmenkunden der einzige Bereich, in dem das Institut die Erträge steigern konnte, nämlich um schmale drei Prozent. Aber natürlich rettet das die Bank nicht. Bei weiter niedrigen Zinsen und der irrsinnigen Konkurrenz am deutschen Bankenmarkt hat das Institut kaum Möglichkeiten, hier das große Geld zu verdienen.

Deutschlands größtes Geldhaus steckt damit in einer Situation, aus der es sich kaum selbst befreien kann: Die Lage der Deutschen Bank hängt massiv von Faktoren ab, die sie selbst kaum beeinflussen kann.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Bank wieder Verluste schreiben muss wie in den Vorjahren. Aber es zeigt: Die Gewinne des Geldhauses dürften auf Jahre maximal schmal ausfallen. Das Institut könnte lange Zeit damit beschäftigt sein, die Kosten schneller drücken zu müssen als die Erträge fallen – während es auch noch versuchen muss, das als Erfolg zu verkaufen.

Immerhin hat die Deutsche Bank genügend Liquidität.

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