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Interview „Berlin ist der perfekte Greentech-Standort in Deutschland“

Marco Voigt (l.) und Nico Rosberg beim diesjährigen Greentech Festival
Marco Voigt (l.) und Nico Rosberg beim diesjährigen Greentech Festival
© Getty Images
Grüne Technologie ist die Antwort auf den Klimawandel. Beim Greentech Festival in Berlin konnte man erstmals das Potenzial der Branche bestaunen. Capital sprach mit zwei von drei Gründern des Festivals: Nico Rosberg und Marco Voigt

Nico Rosberg hat nach dem Gewinn der Formel-1-Weltmeisterschaft seine Rennfahrerkarriere beendet. Heute ist er als Unternehmer tätig und investiert in grüne Technologien. Marco Voigt ist ein Seriengründer aus Berlin. Gemeinsam betreiben sie das Greentech Festival.

Capital: Herr Rosberg, Sie waren kürzlich bei einer Demonstration von Fridays for Future. Was haben Sie da gemacht?

NICO ROSBERG: Ich habe vorher schon viel über diese Bewegung gelesen. Aber mit den Kids zu sprechen, ist etwas ganz anderes. Da macht niemand der Teilnehmer mit, weil da eine Greta Thunberg kommt und sie sich dazu stellen wollen. Die Kids sind felsenfest davon überzeugt, dass sich etwas ändern muss, und sie wollen dafür kämpfen. Das war für mich ein Moment, in dem ich mich gefragt habe: Was geht denn da ab? Und wie können wir gemeinsam etwas bewegen?

Was halten Sie von Greta Thunberg?

Rosberg: Greta ist eine beeindruckende Person. Ich bin mir ihr in Kontakt gewesen, nächstes Jahr will sie versuchen, zu unserem Greentech Festival zu kommen. Gerade geht bei ihr alles durch die Decke. Aber sie hat eine Videobotschaft geschickt.

Herr Voigt, die GreenTec Awards gab es schon mehr als zehn Jahre. Wie kam es, dass Sie sich mit Nico Rosberg zusammengetan haben?

MARCO VOIGT: Wir haben uns im vergangenen Jahr bei den GreenTec Awards kennen gelernt und uns danach weiter ausgetauscht. Ich wollte wissen, was Nico im Bereich nachhaltige Mobilität vorhat, der Bereich ist ja auch wahnsinnig spannend für uns. Wir gucken immer alle nach Las Vegas zur CES oder nach Texas zur South by Southwest. Da heißt es immer, alle müssen rüber in die USA fliegen, was nicht besonders nachhaltig ist. Auch viele Aussteller karren ihre neuen Produkte rüber, um sie dort zu zeigen. Da war die Idee für uns naheliegend, etwas ähnlich auch hier zu machen. Denn wir haben ja hier auch die Innovationskraft, wir haben die Unternehmen, spannende Start-ups, die Wissenschaft...

... und die Marke gab es auch schon.

Voigt: Genau, unsere Idee war es deshalb, die Marke mit der Power von Nico größer zu machen. Wenn man mit Personen zusammenarbeitet, die stark in der Öffentlichkeit stehen, weiß man häufig nicht, was die sich davon versprechen. Manche wollen einfach nur ihren Namen geben oder sehen die Zusammenarbeit als Investment. Das ist bei Nico ganz anders. Er war häufig bei uns im Büro, hat sich von Anfang an richtig reingehängt und seine eigenen Vorstellungen eingebracht. Daran mussten wir uns erst gewöhnen, weil sich über die Jahre bei uns auch gewisse Abläufe eingeschliffen haben – das, was ich bei anderen gerne kritisiere. Deshalb war der frische Blick von außen für uns extrem wichtig.

Sie sind beide viel in der globalen Greentech-Szene unterwegs, auch bei den großen Playern. Wird der Standort Berlin international ernst genommen?

Rosberg: Berlin ist der perfekte Greentech-Standort in Deutschland. Wenn man zum Beispiel Greentech-Gründer oder Investoren für Konferenzen gewinnen will, kann man sie mit dem Standort Berlin locken – anders als beispielsweise Frankfurt oder München. Das ist schon einmal ein Riesenhebel. Und natürlich ist hier die Start-up-Szene insgesamt am lebendigsten, die Stadt deshalb ohnehin ein internationaler Hub für Tech-Gründer. Diese Vielfalt ist auch für unseren Bereich sehr wichtig – ebenso wie der Austausch über Disziplinen hinweg. Auf dem Greentech-Festival hat deshalb auch Johan Rockström, einer der führenden Klimaforscher weltweit, auf der Bühne seine neuesten Erkenntnisse präsentiert. Nun wollen wir schauen, wie wir in Zukunft enger zusammenarbeiten können.

Kann Deutschland wirklich auf Augenhöhe spielen mit Nationen wie China, den USA oder auch manchen Golfstaaten, die viel Geld in die Entwicklung grüner Technologien pumpen. Gerade hat man eher den Eindruck, dass der einstige Energiewende-Vorreiter Deutschland schwächelt – auch auf der Industrieseite...

Voigt: Natürlich sind wir nicht alleine auf der Welt. Aber von außen ist der Blick auf Deutschland oft ein anderer als von hier. Auf der CES in Las Vegas habe ich mit vielen Ausstellern gesprochen. Wenn man da sagt, dass man aus Deutschland kommt und im Bereich nachhaltige Technologien arbeitet, haben die einen sofort auf dem Radar. Viele im Ausland sehen uns viel positiver als wir uns selbst. Da sieht man uns immer noch in einer Vorreiterrolle. Und es stimmt ja auch: Selbst wenn wir in der Vergangenheit manche Chancen liegen gelassen haben, stehen uns heute immer noch alle Möglichkeiten offen. Wir sehen das Greentech Festival als Deutschlands grüne Antwort auf die CES, als wichtigen Impulsgeber im globalen Innovationswettbewerb.

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