Die Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg ist kein Grund zum Feiern. Eine Party wird es nicht geben und das hat nichts mit der Corona-Krise zu tun. Ganz Deutschland sei wegen des Baudesasters zur „Lachnummer“ geworden, sagte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup wenige Wochen vor der Eröffnung und gab sich entsprechend demütig: „Wir machen einfach auf.“
Skandalflughafen BER
Der Hauptstadtflughafen eröffnet am 31. Oktober 2020, 14 Jahre nach dem ersten Spatenstich und neun Jahre nach der geplanten Eröffnung. Der ersten geplanten Eröffnung, muss es richtig heißen. Der Termin am 30. Oktober 2011 wurde über ein Jahr vorher abgesagt, unter anderem wegen der Pleite eines Planungsbüros und neuer Richtlinien für die Gepäckkontrolle. Zum Skandalflughafen wurde der BER aber erst ein Jahr später.
Schlamperei am Bau und Kostenexplosionen gab es auch bei anderen Bauvorhaben. Wir stellen einige Beispiele vor.
BER und andere peinliche Baupannen
Nur rund vier Wochen vor der feierlichen Eröffnung am 3. Juni 2012 kam die überraschende Absage: Die Brandschutzanlage war durchgefallen. Mängel beim Brandschutz, Planungsfehler und andere Probleme sollten die Inbetriebnahme des Hauptstadtflughafens um mehr als acht weitere Jahre verzögern. So lange, dass Hunderte Anzeigentafeln im Terminal zwischenzeitlich den Geist aufgegeben haben. Ersetzt werden mussten auch die Fahrscheinautomaten im BER-Bahnhof. Der war seit 2011 fertig. Die brachliegende Station wurde Ziel von Vandalen, die Automaten deshalb auf andere Bahnhöfe verteilt.
Zugegeben: Am BER hatte man reichlich Zeit für einen monatelangen Probebetrieb. Etwas mehr Testläufe hätte sich der Flughafen London Heathrow 2008 aber schon leisten sollen. Die Neueröffnung des sechs Milliarden Euro teuren Terminals 5 geriet zum Fiasko. Viele Beobachter haben das Chaos an dem berüchtigten Flughafen kommen sehen. Unklare Ausschilderung und nicht funktionierende Fahrstühle waren dabei in dem Glaspalast noch die geringsten Probleme. Das unterirdische, voll automatisierte System für den Gepäcktransport streikte bereits beim zweiten Flug des Eröffnungstages. Nachdem mehrere Maschinen ohne Gepäck starten mussten, stornierte British Airways Dutzende Flüge. Auch am nächsten Tag wurden am größten Flughafen Europas rund 50 Verbindungen gestrichen.
Der John Hancock Tower ist ein Wahrzeichen Bostons. Der rund 240 Meter hohe Wolkenkratzer (offizieller Name: 200 Clarendon Street) überragt alle umliegenden Gebäude um ein Vielfaches und ist von fast überall in der US-Metropole zu sehen. Er ist seit der Eröffnung 1976 das höchste Gebäude in New England. Die Höhe hat den Ingenieuren des Büros des berühmten Architekten I. M. Pei allerdings massive Probleme bereitet.
Die Scheiben des komplett verglasten Wolkenkratzers konnten ursprünglich den starken Winden nicht Stand halten. Während der Bauarbeiten lösten sich vereinzelt Fenster, jeweils über 220 Kilogramm schwer, aus dem Rahmen und stürzten zu Boden. Die Umgebung musste abgesperrt werden, sobald eine gewisse Windstärke erreicht war. Alle der über 10.000 Scheiben mussten ersetzt werden. Millionenschwere Nachbesserungen waren auch nötig, um das Gebäude bei starkem Wind zu stabilisieren. Es war ursprünglich so stark ins Schwanken geraten, dass Menschen in den oberen Stockwerken schlecht wurde.
Die spiegelnde Fassade erwies sich auch bei diesem Londoner Wolkenkratzer als gemeingefährlich. Während der Bauarbeiten von 20 Fenchurch Street in der City of London stellte sich heraus, dass sich die Scheiben bei einem bestimmten Sonneneinfall in gigantische Brenngläser verwandelten. Die gebündelte Hitze war so groß, dass im Sommer 2013 Türmatten umliegender Häuser angesengt wurden und sich Teile der Karosserie eines geparkten Jaguars verbogen, wie die BBC berichtete.
Schnell war in der Presse von „Todesstrahlen“ die Rede. Der Bauherr installierte einen Blendschutz. Der half allerdings nicht gegen die Form des Gebäudes, das ihm den Spitznamen „Walkie Talkie“ und den Titel des hässlichsten Gebäudes 2015 einbrachte. Damit nicht genug: Der Wolkenkratzer soll Fallwinde erzeugt haben, die stark genug waren, dass Passanten zu Fall gebracht wurden, wie Bloomberg berichtete.
Hier fehlte eigentlich nur noch ein Bond-Bösewicht. Die künstliche Inselgruppe „The World“ in Dubai ist Ausdruck und Mahnmal dafür, welche Art von Größenwahnsinn vor der Finanzkrise als völlig akzeptabel durchgegangen ist. Die Nachbildung der Weltkarte in Form von 300 im Meer aufgeschütteten Inseln war ein milliardenschweres Prestigeprojekt der Vereinigten Arabischen Emirate. Die Bauarbeiten begannen 2003. Die Inseln, jede nach einem Land oder einer Region benannt, waren anfangs unter Käufern heiß begehrt. Superreiche und Filmstars sollten sich hier im ultimativen Luxus und kompletter Abgeschiedenheit ihre schöne neue Welt erschaffen. Dann aber kam die Finanzkrise. Berichte über Geldwäsche und Schneeballsystem-Betrüger taten ein übriges, um „The World“ dem Untergang preiszugeben. Buchstäblich, Teile des Areals sollen im Meer versunken sein. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Nachrichten über neue Bauprojekte. Aber „The World“ scheint endgültig von der Weltlage überholt worden zu sein.